0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
gelbgesichtiger Mann in die Höhe. Er trug einen Pyjama von schreiendem Gelb.
Der Hotelbesitzer zeigte mit dem Daumen auf uns.
»Das sind G.-men, George«, sagte er mit Genuß, und Mr. Brommy wurde schlagartig hellwach.
Ich fragte ihn, womit er sich beschäftige, wenn er nicht im Bett liege. Er log einiges zusammen, aber wir fanden immerhin heraus, daß Brommy sich seine Opfer in Nightclubs, Kaschemmen und Bars suchte. Es blieb allerdings unklar, ob er ihnen das Geld beim Würfeln oder beim Kartenspiel abnahm.
»Sie haben vor kurzem abends mit einem anderen Bewohner des Hotels getrunken?«
Er war heilfroh, daß ich das Thema wechselte.
»Mit Herbie? Hölle, war der Junge schnell blau. Er konnte überhaupt nichts vertragen.«
»Was hat Stock Ihnen erzählt?«
»Er quatschte ’ne Menge zusammen. Ich glaube, er kam gerade aus dem Kittchen.«
»Sprach er davon, daß er einen besonders guten Tip zu verkaufen hätte?«
»Richtig! Jetzt fällt mir’s ein. Sie müssen wissen, ich hatte an dem Abend auch schon einiges getrunken. Ich hatte nämlich Grund zum Feiern, weil ich…« Rechtzeitig fiel ihm ein, daß es nicht zweckmäßig sei, ausgerechnet von seinen Geschäften zu erzählen.
»Was erzählte Ihnen Herbie Stock, Brommy? Erinnern Sie sich genau. Es ist wichtig.«
»Warum ist es wichtig? Er war doch betrunken.«
»Weil er ermordet wurde.« Die Mittteilung versetzte dem Bauernfänger einen Schock. Er wurde blaß und rang nach Luft.
»Ich habe nichts damit zu tun«, stotterte er.
»Das wird sich herausstellen, wenn Sie endlich ausgepackt haben.«
»Nun, als der Whisky ihm die Zunge gelöst hatte, sprach er davon, er wüßte, wo ein Berg Dollars zu holen wäre. Ich lachte ihn aas. Er wurde wütend und fauchte, er wüßte genau, daß einer von den Burschen, mit denen er zusammen gesessen hätte, seine gesamte Beute auf die Seite geschafft hätte. Ich wollte ihn nicht auf die Palme bringen und fragte, wobei der Mann sich die Finger vergoldet hätte. Er antwortete, der Bursche hätte vor zwanzig Jahren einen Raubüberfall begangen. Er wäre aber jetzt freigelassen worden, und er würde seine Beute schnell in Sicherheit bringen!« Brommy dachte nach.
»Ja, ich glaube, ich fragte ihn dann, wo die Dollars versteckt wären. Wenn die nicht sorgfältig untergebracht sind, sind sie längst vermodert«, sagte ich. »Außerdem gab ich ihm zu bedenken, daß die Scheine längst außer Kurs gesetzt sein könnten.« Er rutschte unruhig in seinem Bett hin und her. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen Schluck Whisky trinke? Er steht dort drüben ir der Ecke.«
»Von mir aus.«
Er stieg aus dem Bett, angelte sich den Whisky und während er sein Zahnputzglas füllte, berichtete er weiter:
»Stock antwortete, die Beute bestünde aus einem Stoff, der so gut wie Bargeld sei, aber in tausend Jahren nicht vermodere.«
»Also Gold oder Edelsteine«, meinte Phil.
Brommy' zuckte die Achseln.
»Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Ich hielt alles für Spinnerei.«
»Hat Ihnen Stock nicht gesagt, wer der geheimnisvolle Sträfling mit der großen Beute ist.«
»Ich fragte ihn danach, aber obwohl er nur noch -lallen konnte, rückte er mit dem Namen nicht heraus. Er forderte mich auf, ich solle ihm helfen, dem Alten die Beute abzujagen. Aber ich antwortete, ich hätte meinen Job. Darauf verlangte er, ich solle ihn mit jemandem zusammenbringen, der die Sache übernehmen würde. Ich versprach, mich umzuhören.«
»Haben Sie es getan?«
Er preßte die linke Hand aufs Herz. »Ich s,agte das nur so dahin, weil er endlich Ruhe geben sollte. Ich glaubte doch selbst nicht an die Geschichte.«
»Haben Sie mit irgendwem darüber gesprochen?«
Brommy blickte unsicher zu Boden. »Mr. G.-man, ich treibe mich nachts in ’ner Menge Kneipen herum, und ich quatsche mit ’ner Menge Leute. Ich erzähle ihnen gern Sachen, über die sie lachen können. Wirklich, ich bin so eine Art Clown, und die Leute hören mir gern zu. Ich bin geradezu beliebt, weil ich immer ’ne lustige Geschichte auf Lager habe, und…«
»Haben Sie mit irgendwem über Stock gesprochen?«
Brommy hielt sich an der Whiskyflasche fest und beschäftigte sich so angelegentlich mit Einschenken, als hantiere er mit einer besonders kostbaren Medizin.
»Mag sein, daß ich in der einen oder anderen Kaschemme die Story von dem übergeschnappten Jungen erzählt habe, die Story von dem Boy, der im Drix-Hotel sitzt und darauf wartet, daß jemand ihm eine zwanzig
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