0368 - Von Galaxis zu Galaxis
Vernünftigeres tun als schlafen?
Paol war müde und zerschlagen. Trotzdem hatte er es schwer, Ruhe zu finden. Er dachte über die Elstern nach, über Imrrhi, den König, und Illiht, sein Sprachrohr, und ihre merkwürdige Verbindung mit den Rrhaal. War es möglich, aus dem wenigen, das er wußte, die logische Folge der Vorgänge zu rekonstruieren, die sich auf Homeside und später hier im Leerraum abgespielt hatten?
Er wußte, daß die Elstern telepathische Begabung besaßen. (Er schmunzelte bei dem Gedanken, daß Lansbury mittlerweile über die diesbezügliche Meldung, die er ihm kurz nach dem Start der CREST gemacht hatte, anders dachte als zuvor). Infolgedessen hatten sie über die Pläne der Terraner Bescheid gewußt, sobald sie des Technikers Ovidio Gonzales habhaft geworden waren.
Die seltsamen Signale, die er und später noch ein anderer Orterposten gehört hatten - standen sie in irgendeinem Zusammenhang mit den Ereignissen? Sie mußten. Die Kugel, die die Rrhaal ihren Robotern in den Schädel operiert hatten, bestand aus einer unbekannten Substanz. Es schien plausibel, ihr auch unbekannte Fähigkeiten zuzutrauen. Waren die Elstern in der Lage, Botschaften an die Rrhaal abzustrahlen? Waren die Signale Streufelder der „Gesänge", von denen Illiht gesprochen hatte?
Paol erinnerte sich, daß die zweite Signalsendung etliche Stunden nach Gonzales, Gefangennahme erfolgt war. Wenn seine Annahmen stimmten, dann war dies die Sendung gewesen, die die Rrhaal über die Absichten der Terraner aufklärte während die erste nur deren Ankunft gemeldet hatte. Die zweite Sendung, durch eine Sonde an Bord seines Gleiters an die CREST übermittelt, war wesentlich deutlicher gewesen als die erste. Warum? Weil die Sonde im Gleiter sich näher am Ursprungsort der Sendung befand als zuvor die Orterantenne der CREST. Die Sendung mußte also gebündelt gewesen sein, einer Art Richtstrahlprinzip folgend.
Gucky, der Mausbiber, war nicht in der Lage gewesen, die charakteristische Streustrahlung intelligenter Gehirne an den Elstern festzustellen. Die graue Kugel arbeitete also nicht nach dem Prinzip der Verstärkung vorhandener Denkkapazität. Sie war vermutlich ein Gehirn in sich und funktionierte in einer Weise, die außer den Rrhaal niemand verstand. Die energetische Struktur des künstlich eingepflanzten Bewußtseins mochte beliebig kompliziert sein fünfdimensional, wie die Struktur aller bislang bekannten Intelligenz, war sie offenbar nicht, sonst hätte Gucky die Streustrahlung wahrnehmen können.
Ebenso kompliziert wie die energetische Gliederung der künstlichen Intelligenz waren die Ausstrahlungen, die sie erzeugten. Die Telepathie der Elstern unterlag nicht mehr den Gesetzen der Paraphysik. Die Signale, die sie ausstrahlten und deren fünfdimensionalen Bestandteil die Ortergeräte empfangen hatten gehorchten den Regeln der Schneiderschen Mechanik, wie die Gesamtheit der Phänomene des fünfplusdimensionalen Universums nach dem Theoretiker genannt wurde, der vor kurzem erste, tastende Versuche unternommen hatte, sie formelmäßig zu erfassen.
Mit anderen Worten: Über die Reichweite der beiden Funksprüche, die die Elstern „gesungen" hatten, ließ sich nichts aussagen. Die fünfdimensionale Ausstrahlung von Hypersendern unterlag einer Beschränkung hinsichtlich der Reichweite. Selbst der stärkste bisher gebaute Hypersender konnte über eine Distanz von einer Million Lichtjahre im Leerraum oder einhundert Lichtjahren in einem Raumsektor von durchschnittlicher Sterndichte nicht mehr empfangen werden.
Schneidersche Strahlung war solchen Einschränkungen wahrscheinlich nicht unterworfen. Es war durchaus möglich, daß die Gesänge der Elstern vier, fünf oder sechs Millionen Lichtjahre weit in den Leerraum hinausdrangen - ohne meßbaren Zeitverlust.
Die Elstern mußten gewußt haben, daß den Rrhaal daran lag, ein fremdes Raumschiff in ihren Besitz zu bringen. Welches Motiv sich hinter dem Verlangen der Rrhaal verbarg, blieb der Spekulation überlassen. Sie wußten nun, daß sich drei Fahrzeuge - zwei kleine und ein riesiges - auf dem Weg ins Innere ihres Machtbereiches befanden, und sie wußten, daß die drei Schiffe an einer Stelle, deren Koordinaten bislang unbekannt waren, haltmachen würden, um sich voneinander zu trennen. All das hatten sie über den Gesang der Elstern von Ovidio Gonzales erfahren.
Blieb nur noch herauszufinden, an welcher Stelle die Trennung durchgeführt werden sollte, denn dort bot sich die
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