0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
ersten Gehöften und Häusern vorbei. Alles wirkte sauber, im Licht der spätwinterlichen Sonne glänzte es sogar. In zwei Tagen schrieben wir schon März, dann begann der Frühlingsmonat. Leider nahmen meine Gegner auf Jahreszeiten und auf die Gefühle der Menschen keine Rücksicht.
Lauder gehörte zu den Orten, die sich der bergigen Landschaft auch angepasst hatten. Die Straßen verliefen nur selten normal und geradeaus. Zumeist ging es auf und nieder, und auch die Polizeistation lag, von der Hauptstraße aus gesehen, in einem kleinen Tal. Wir rollten die Fahrbahn hinab, vorbei an einer langen Bruchsteinmauer und fuhren fast auf das Gebäude zu. Zum Haus gehörten auch mehrere Parktaschen, in denen Besucher ihre Wagen abstellen konnten.
Die Frau wollte nicht aussteigen. Suko musste sie schon ziehen.
Mit ihr zusammen blieb er neben dem Rover stehen und hielt sie in Höhe ihrer Ellenbogen fest.
Einigen Leuten war etwas aufgefallen. Sie starrten zu uns rüber und bekamen mit, wie Suko die Frau regelrecht vorschieben musste, um sie überhaupt zum Gehen zu bewegen.
Das Revier war in einem älteren, aber sehr gepflegt wirkenden Haus untergebracht. Um es zu betreten, mussten wir zunächst eine kleine Treppe hochsteigen.
Rechts und links davon befanden sich die Revierfenster. Sehr große Gebilde, die an der oberen Seite die Form eines Halbbogens aufwiesen.
Ich betrat das Revier als Erster. Die Beamten hatten nichts zu tun.
Eine Putzfrau wachste den Boden ein. Es roch entsprechend. Wer ich war, hatte sich inzwischen herumgesprochen. Zwei Beamte sprangen auf, als sie mich sahen und dabei zuschauten, wie ich die Tür aufhielt, sodass Suko die Frau über die Schwelle drücken konnte.
»Was können wir für Sie beide tun, Sir?« fragte mich einer der Polizisten, dessen Namensschild auf seinem Revers steckte.
Er hieß Gerald Gunn.
»Ich wollte zunächst fragen, wie es Sergeant McDuff geht?«
»Der tobt schon wieder rum.«
»Dann ist ja alles klar.« Ich drehte mich um und deutete auf die Frau. Sie wurde von Suko festgehalten und starrte dabei ins Leere.
»Die haben wir in der Nähe des Hohlweges getroffen«, erklärte ich.
»Sie scheint nicht ganz richtig im Kopf zu sein. Jetzt wollte ich Sie fragen, ob Sie die Dame kennen?«
Der Polizist schaute sich die Unbekannte genau an. Nach einer Weile schüttelte er seinen Kopf. »Kenn ich nicht.«
Auch sein Kollege hatte sie noch nie hier gesehen.
»Wirklich nicht?«
»Nein, Sir. Aus Lauder stammt sie jedenfalls nicht.«
»Und dabei wollte sie in diesen Ort«, sagte Suko. »Sie hatte sich sogar ein besonderes Spielzeug mitgebracht. Zwei Gebeine, mit denen sie herumklapperte.«
Gerald Gunn wurde blass. »Wirklich?«
»Ja.«
»Wie kommt sie denn daran?«
»Kann ich Ihnen auch nicht sagen. Jedenfalls hatte sie die beiden Knochen. Wir wissen natürlich nicht, was wir mit ihr anstellen sollen. Deshalb haben wir uns gedacht, dass wir sie so lange bei Ihnen lassen. Haben Sie eine Zelle frei?«
»Ja. Wollen Sie die Frau verhaften?«
»Nein, nur in Schutzhaft nehmen. Außerdem müssen wir noch mit diesem Hackett reden.«
»Ja, das können Sie versuchen, Sir. Dieser Typ zeigt sich uns gegenüber unheimlich verstockt. Vielleicht haben Sie mehr Glück.«
Er holte den Schlüssel und verließ den Platz hinter der Barriere.
Wir folgten ihm durch eine schmale Tür in einen noch schmaleren Gang, der in den Zellentrakt führte. Die Beleuchtung war ganz auf Energiesparen eingestellt.
Es gab drei Zellen. Man hatte hier noch altmodische Gittertüren, sodass ich mir wie im Wilden Westen vorkam. Eine Zelle war belegt.
Auf einem Stuhl hockte ein alter Bekannter von mir. Als mich Hackett erkannte, zogen sich seine Augenbrauen zusammen. Danach schaute er zur Seite.
Diese Geste war deutlich genug.
Suko hatte sich um die Frau gekümmert. Als die Zelle offen war, schob er die Unbekannte hinein. Nach zwei Schritten schon blieb sie stehen und drehte sich um.
»Ist was?« fragte der Chinese.
»Meine Knochen.«
Suko hob die Schultern und griff in die Tasche. Dort hatte er die Gebeine hingesteckt.
»Gib sie ihr«, sagte auch ich. »Unser Freund Hackett wird sich schon an die Musik gewöhnen.«
Suko reichte der Frau die beiden Knochen durch die Gitterstäbe.
»Was geschieht denn jetzt mit ihr?« fragte Gerald Gunn, der fasziniert zuschaute, wie die Person anfing, mit den Knochen zu klappern. Beinahe lässig schlug sie die Gebeine gegeneinander.
»Wir müssen herausfinden, zu wem
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