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037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen

Titel: 037 - Quellen der Lust + Die Mätresse des Prinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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letzten Viertelstunde, während sie den bewaldeten Pfad von den Quellen zurückgegangen waren, hatte er sich nach Kräften bemüht sich zu erinnern, wann er das letzte Mal einen so schönen Tag verbracht hatte, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass es einen solchen Tag noch nie gegeben hatte.
    Wie war das möglich? Wie konnte es sein, dass in beinahe dreißig Jahren – voller Privilegien, Freundschaften, Geliebten, Festen, Leidenschaft und Abenteuer –, dass dieser Tag, mit dieser Frau, von allen Tagen, an die er sich erinnern konnte, sein liebster Tag war? Er wusste es nicht, aber es ließ sich nicht leugnen.
    Sie hatten Stunden mit sinnlichen Erforschungen verbracht, hatten zwischen Liebe und Gelächter abgewechselt, mit Gesprächen und einem Picknick aus Keksen, Konfitüre und Honig auf dem Teppich vor dem Kamin in seinem Schlafgemach – einem Mahl, das zu einem noch köstlicheren Zeitvertreib führte, als sie sich gegenseitig Honig auf ihre Körper strichen. Nachdem sie die Süßigkeit abgeleckt hatten, hatten sie einander wieder geliebt, die Haut warm vom Feuer und in das flackernde goldene Licht getaucht. Genevieve war nicht nur schön, sie war auch geistreich, klug und aufregend, voller Abenteuerlust, und eine wunderbare Geliebte.
    Es gab Frauen, die er seit Jahren kannte, bei denen er sich nicht so wohl fühlte, mit denen es ihm nicht so leichtfiel zu sprechen. Und nie hatte es eine gegeben, die sein Blut so in Wallung brachte, wie Genevieve es tat. Jede Minute in ihrer Gesellschaft diente dazu, ihn zu überzeugen, dass sie in keiner Weise mit Ridgemoors Tod zu tun hatte. Tatsächlich war er überzeugt, dass sie nicht einmal wusste, dass ihr früherer Geliebter tot war. Gewiss wäre eine Frau, die ihm genug vertraute, um ihre Handschuhe auszuziehen und ihm zu zeigen und mit ihm zu teilen, was sie für ihre größte Schande hielt, selbst vertrauenswürdig. Er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen, und obwohl sie dafür keinen wirklichen Grund hatte, hatte sie das getan.
    Und verdammt, das nagte an seinem Gewissen – eine Tatsache, die ihn gleichermaßen beunruhigte und ängstigte. Nie zuvor hatte es ihm etwas ausgemacht, Menschen ihre Geheimnisse zu entlocken und ihnen seinerseits einen Sack voll Lügen zu präsentieren. All das gehörte zu seiner Arbeit. Schließlich konnte er Verdächtigen schlecht erklären: „Guten Tag, ich bin ein Spion der englischen Krone und gekommen, um Ihre Geheimnisse zu lüften. Aber wenn Sie sie mir einfach erzählen, würde mir das eine Menge Zeit und Mühe ersparen.“

    Aber weil er ihr nicht sagte, wer er war, begann jede Lüge wie bittere Medizin zu schmecken. Was nur bedeuten konnte, dass die Anflüge von Unzufriedenheit, die er in den letzten Monaten erlebt hatte, bedeutender waren, als er es geglaubt hatte.
    Wenn er es nicht ertrug, Lügen zu erzählen, dann waren seine Tage als Spion definitiv gezählt. Tatsächlich hatte er mehr als einmal an diesem Tag erwogen, ihr die Wahrheit zu sagen, aber sein Verstand hatte ihm zur Vorsicht geraten. Schließlich kannte er sie nicht gut genug, und selbst wenn sie ein Geheimnis mit ihm geteilt hatte, andere bewahrte sie noch – die Tatsache, dass sie eine Mätresse gewesen war, sowie ihre geheime Identität als Charles Brightmore. Aber sein Herz – sein Herz, das noch nie zuvor so betört gewesen war – sagte ihm, dass sie diese Geheimnisse nur deswegen nicht preisgab, um sich zu schützen und ihren Ruf in Little Longstone.
    Die Gründe waren nicht belanglos.
    „Himmel, was machst du für ein finsteres Gesicht“, sagte Genevieve, und ihre Stimme schreckte ihn aus seinen Gedanken. „Ich möchte wirklich nicht wissen, an wen du gerade denkst.“
    Simon lächelte ihr zu. „Tatsächlich habe ich an dich gedacht.“
    „O je. Das kann nichts Gutes heißen.“
    „Im Gegenteil, es war sehr gut.“
    „Dein Gesichtsausdruck sagt etwas anderes.“
    „Das lag nur an meiner Unfähigkeit, das richtige Wort zu finden. Ich dachte daran, wie schön dieser Tag gewesen war, und begriff dann, dass schön ein viel zu nichtssagendes Wort dafür ist.“ Beauty blieb stehen, um an einem Büschel trockenen Grases zu schnüffeln, und Simon wandte sich zu Genevieve um. „Es war ...“
    „So viel besser als nur schön?“, schlug sie mit der Andeutung eines Lächelns vor.
    „Ja.“ Er hob ihre Hand – ihre nicht behandschuhte Hand – an die Lippen und küsste ganz leicht ihre Finger. „Es war die Art von Tag, die ich gern wiederholen

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