037 - Sieg der Schwarzen Magie
verschwieg ich.
Ich nahm an, daß Phillip auch das magische Stigma der Teufelsfratze in meinem Gesicht aktiviert und die anderen gerettet hatte. Aber ich war zu müde und zu zerschlagen, um große Freudenausbrüche zu zeigen. Dennoch war ich grenzenlos erleichtert. Ich glaubte, alles sei gut, der Dämon tot und Coco und alle meine Gefährten gerettet. Aber dann fragte ich nach Coco und erfuhr, daß gar nicht Phillip der Retter gewesen war, sondern der Dämon Olivaro.
Ich konnte mir vorstellen, welchen Preis er von Coco Zamis gefordert hatte. Still verließ ich den Raum und das Haus und schaute von der Terrasse über die Insel Skull Key. Von dem märchenhaften Traumschloß war nirgends etwas zu sehen. Es war mit den Greisen, für die es nun keinerlei Hoffnung mehr gab, und den Gangstern irgendwohin entschwunden.
»Coco«, flüsterte ich leise. »Werde ich dich je wiedersehen?«
Ich ging ins Haus. Ich wollte schlafen, nichts als schlafen und alles vergessen.
Coco konnte ihre Hexenfähigkeiten wieder einsetzen. Auf dem Schloß bemächtigte sie sich Pauline Gattos, hypnotisierte sie und brachte aus ihr alles heraus. Nun wußte sie Bescheid. Olivaro hatte sie betrogen und überlistet. Er hatte versprochen, Dorians Leben zu schonen, aber nicht, ihn zu verschonen und dem Einfluß der Schwarzen Magie sowie der Mächte der Finsternis zu entziehen.
Von tiefer Sorge erfüllt, schritt Coco durch den magischen Korridor im Schloß, in dem die Alten reihenweise starben und die Gangster und Schloßdienerinnen endgültig Olivaros Dämonen anheimfielen. Sie tauchte im Haus auf der Insel in Chapmans Zimmer auf.
Der Puppenmann war allein. Von ihm erfuhr sie, daß Dorian gerettet war.
Ein tiefer Atemzug hob Cocos Brust. Fast hätten die Mächte des Bösen gesiegt.
»Bleibst du jetzt bei uns, Coco?« fragte der Puppenmann.
Sie strich ihm über den Kopf. Dorian Hunter schlief in einem anderen Zimmer den Schlaf der Erschöpfung, die anderen waren draußen vor dem Haus.
»Kannst du dir nicht denken, welchen Preis Olivaro gefordert hat?«
»Dich?«
Coco nickte.
»Bestelle Dorian, wir werden uns nie wiedersehen. Ich gehe einen anderen Weg. Ich habe mich entschlossen, und dieser Entschluß ist nicht mehr rückgängig zu machen. Er soll sein und euer aller Leben als meine letzte Liebesgabe betrachten. Leb wohl, Don!«
Ihre Konturen begannen zu verschwimmen, zu flimmern.
»Aber du liebst Dorian doch?« fragte Chapman, und es war ein Schrei.
Coco wollte oder konnte die Frage nicht mehr beantworten. Sie verschwand. Im Dämonenschloß tauchte sie wieder auf. Olivaro erwartete sie. Er trug einen scharlachroten Mantel mit Totenkopfemblemen und sah so herrisch aus wie sie ihn noch nie erlebt hatte.
Er bot ihr den Arm.
Don Chapman berichtete mir von den letzten Worten, die er mit Coco gewechselt hatte. Ich hatte sechzehn Stunden geschlafen. Mein Körper hatte sich erholt, aber trotzdem fühlte ich mich elend und verzweifelt.
In einer Bucht fanden wir die Dyane II verlassen vor. Die magische Barriere existierte nicht mehr. Wir liefen aus und nahmen Kurs auf die Insel New Providence und Nassau, die Hauptstadt der Bahamas. Ich stand auf der Brücke, und während ich über die Wogenkämme blickte, erfüllte Düsternis und Zweifel mein Herz.
Ich hatte eine furchtbare Niederlage erlitten, meine größte und schwerste bisher.
Ich wußte nicht, ob Coco sich geopfert hatte, um mir und den anderen zu helfen, oder ob sie an meiner Seite nicht mehr glücklich gewesen und zur Schwarzen Familie zurückgekehrt war. So oder so, ich hatte sie an Olivaro verloren. Nur das zählte.
Ich war einsam und allein. Ohne Coco würde es nie wieder so sein wie früher.
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