037 - Sieg der Schwarzen Magie
anderen. Er zwinkerte ein paarmal, aber davon tauchte Phillip nicht wieder auf.
»Wo ist der Kerl hin?« brüllte er Coco Zamis, Miß Pickford, Trevor Sullivan und den bewußtlosen Marvin Cohen an.
Niemand antwortete.
Wütend stieg der Matrose die Treppenleiter hoch und rannte zum Kapitän.
Coco konzentrierte ihre Hexenfähigkeiten darauf, ihre Fesseln zu sprengen. Sie murmelte die Messerbeschwörung und wollte die Lederriemen mit unsichtbarer Klinge durchschneiden, aber es gelang ihr nicht. Nicht etwa, weil ihre Hexenfähigkeiten zu schwach gewesen wären; irgend etwas hemmte sie, blockierte sie; ein dämonischer Einfluß, der über der Jacht hing und ihre Magie zunichte machte.
Coco fluchte wenig damenhaft. Sie war sehr nervös und gereizt und machte sich große Sorgen um Dorian, denn er war schon vor Stunden abgeholt worden. Und jetzt war auch noch Phillip auf geheimnisvolle Weise verschwunden.
Trevor Sullivan begann zu stöhnen. Seine sonst so bleiche rechte Gesichtshälfte hatte sich verfärbt. Er warf sich auf der Schaumgummimatratze hin und her. Seine Augen waren so verdreht, daß man nur noch das Weiße sah, seine Halsmuskeln und Sehnen zum Zerspringen angespannt. Sein Kopf zuckte hin und her. Coco konnte sich nicht erklären, was er hatte, und Miß Pickford begann entsetzt um Hilfe zu rufen.
Endlich kamen der Kapitän und der schwarze Matrose.
»Halt's Maul, Alte!« rief der Kapitän mit den groben Gesichtszügen. »Sonst kriegst du einen Tritt! Also, Caiman, wie war das mit diesem komischen Jungen oder was immer es auch war?«
»Der Kerl lag dort hinten. Ich hab mich nur kurz umgedreht, und als ich wieder hingesehen hab, war er weg. Verfluchter Zauber!«
»Er muß irgendwo auf dem Schiff sein«, sagte der Kapitän.
»Ich hätte ihn gesehen, wenn er über die Treppe entwischt wäre. Er ist einfach weg!«
»Wenn das der Alte hört!« seufzte der Kapitän. »Na, machen wir Meldung, sonst regt er sich noch mehr auf, weil wir nicht gleich zu ihm gekommen sind.«
Die beiden gingen zur Treppenleiter, ohne sich um Trevor Sullivan oder den schwerverletzten Marvin Cohen zu kümmern.
Cohen hatte hohes Fieber. Er sprach manchmal irre und kämpfte in seinen wirren Phantasien mit Dämonen, pfählte Vampire und schoß mit Silberkugeln auf Werwölfe.
Coco stellte die Fragen, die ihr schon lange auf der Zunge lagen.
»Was ist mit Donald Chapman? Ist er nicht an Bord? Und wollt ihr euch nicht um Marvin Cohen kümmern? Hat er etwa noch die Kugel in der Brust?«
»Den kleinen Wicht haben wir zum Frühstück gefressen«, antwortete der Kapitän höhnisch.
Ohne weiter auf Cocos Fragen einzugehen, verließen er und der Matrose den kleinen Laderaum der Jacht.
Etwa eine Viertelstunde später kam der Kapitän wieder, eine Spritze in der Hand. Coco hatte noch einmal versucht, sich durch Hexerei von ihren Fesseln zu befreien – vergeblich.
Trevor Sullivan war wieder ruhig geworden. Er war bei Bewußtsein, aber völlig erschöpft. Miß Pickford schimpfte vor sich hin, sorgte sich laut um ihren Schützling Phillip und wünschte den Gangstern alle Qualen der Hölle an den Hals.
Der Kapitän trat zu Coco. »Halt still, sonst tut es nur noch mehr weh.«
Er krempelte ihren Blusenärmel hoch und suchte die Vene. Die Mühe, die Einstichstelle zu desinfizieren, machte er sich nicht. Er fand die Vene nicht gleich und stocherte ein paarmal herum. Coco hatte die Augen geschlossen. Der Kapitän zog die Spritze heraus. Noch bevor er ohne ein weiteres Wort die Treppenleiter wieder hinaufstieg, hatte Coco das Bewußtsein verloren.
Ihr Geist glitt aus der Realität in eine Welt wirrer Phantasien. Sie hörte Stimmen und sah Fabelgestalten und Horrorwesen, sie erlebte Alpträume und Visionen und hatte sie im nächsten Augenblick schon wieder vergessen; nur die Schweißtropfen auf ihrem Gesicht und ihrem Körper blieben zurück.
In ihrem Alptraum wanderte sie durch eine dunkle, große Grotte. Im Hintergrund brannte ein Feuer, weit entfernt, und Schatten huschten und tanzten dort über die Wände. Coco wußte, daß etwas unsagbares Grauenhaftes auf sie wartete, aber sie mußte weitergehen, auf das Feuer zu. Aus den Höhlen in der Grottenwand, die von spärlichem, düsterem Lichtschein beleuchtet war, schauten Monster- und Gnomenköpfe, schlängelten sich häßliche Tentakel. Stimmen wisperten und raunten, geiferten und schimpften.
Coco ging immer weiter, und plötzlich stand Olivaro vor ihr, jener Dämon, der sich nach dem Tod
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