0370 - Alptraum-Comic
Hilfe zu flehen. Sie streckte den linken Arm aus, die Finger bogen sich zusammen, wurden wieder gerade, dann kippte sie um.
So schnell, daß ich sie nicht einmal auffangen konnte. Nur mehr die Hälfte von ihr lag auf dem Boden, und die Comic-Figur mit dem so menschlichen Aussehen starb vollends.
Mir tränten die Augen. Der Magen lag doppelt so dick im Leib.
Was man mir hier zumutete, war der reine Psycho-Terror.
Sie war nicht mehr zu retten. Das Haus hatte seine Bewohner verloren. Nur einer stand noch da.
Ich!
Und ich wurde beobachtet, sogar angesprochen, denn Harold Cecil Painter meldete sich.
»Du hast dich gut gehalten, Sinclair, aber das nutzt dir alles nichts. Jetzt bist du an der Reihe. Ich werde diese Welt ausradieren. Sie wird immer kleiner, du kannst dabei zuschauen. Das Haus verschwindet, seine Mauern werden zuerst brüchig, dann wirst du vergeblichversuchen, irgendeine Insel zu finden, auf die du dich retten kannst…«
Ich hörte ihn und wußte, daß er so verdammt recht hatte. Aber was sollte ich tun?
Ich sah ihn nicht. Ich konnte ihm nicht gegenübertreten und ihn attackieren.
Ohne es eigentlich bewußt zu merken, war meine linke Hand in die Jackentasche geglitten und hielt das Kreuz umklammert. Ich zog es vorsichtig heraus, und der andere bekam auch Antwort.
»Du bist ebenso feige wie der Teufel und wie alles Gesindel, was in der Hölle entstanden ist. Zeige dich, wenn du Mut hast.«
»Du hörst mich doch«, erwiderte er lachend.
»Das ist mir nicht genug.« Während ich sprach, ging ich schon.
Ich wollte dieses verdammte Haus verlassen. Nur mußte es mir gelingen, den anderen so weit abzulenken, daß er mich nicht an meinem Vorsatz hinderte. Hoffentlich klappte es.
Aus dem Zimmer kam ich, erreichte den Gang und lief ihn schnell durch bis zur Treppe.
Painter lachte. »Das nutzt dir nichts, Sinclair. Das Haus ist ebenso eine Falle wie die gesamte Welt Dämonia. Ich habe sie erschaffen, mir gehorcht sie, ich kann dir das Leben zur Hölle machen. Auch die letzten Sekunden deiner Existenz.«
Ich hetzte bereits die Treppe hinab. Für einen Moment dachte ich an den verdammten Rochen, den ich gesehen hatte und der draußen sicherlich noch lauern würde.
Durch den unteren Gang lief ich mit hämmernden Schritten und erreichte auch bald die Ausgangstür. In die Kühle stolperte ich hinein, dann vernahm ich wieder die Stimme.
»Gut, Sinclair, du bist draußen. Du hast es geschafft. Was willst du noch?«
Ich war einige Schritte vorgelaufen. Mein Bentley stand unversehrt auf dem Fleck.
»Zeige dich!« brüllte ich.
»Weshalb?«
»Ich will meinen Gegner und Feind wenigstens sehen, der mich in den Tod schicken will. Ist das zuviel verlangt?«
Da er mit einer Antwort zögerte, bekam ich wieder Hoffnung. Die Zeit ließ ich nicht ungenutzt vorbeigehen, öffnete die Tür und ließ mich in den Silbergrauen fallen.
Als ich den Wagenschlag zuhämmerte, hörte ich ihn wieder. »Ja, Sinclair, den Gefallen tue ich dir noch. Du kannst mein Gesicht sehen. Schau nach vorn, bevor du mitsamt deinem Wagen eingehst und stirbst.«
Ich starrte durch die Scheibe in die von ihm angegebene Richtung.
Und ich sah ihn.
Es war der fliegende Rochen, der schräg vor dem Bentley schwebte. Genau auf seiner Fläche zeichnete sich das Gesicht des Mannes ab…
***
Das also war Harold C. Painter!
Ein alter Mann mit weißen Haaren, einer sehr schlaffen Haut, aber gefährlichen und fanatischen Augen. Und sein Gesicht nahm die Mitte dieses gewaltigen Rochens ein, der so lautlos und mit ausgebreiteten Schwingen durch die Luft segelte.
»Jetzt siehst du mich!« rief er laut uns siegessicher.
»Ja.«
»Und nun?«
Ich stieg aus, ließ den Wagenschlag aber offen und schaute ihm entgegen. Der Rochen segelte näher. Ich sah ihn immer größer werden. Er konnte einem Angst einflößen, denn das Gesicht darin wirkte so unnatürlich und gefährlich, auch wenn es sich dabei um menschliche Züge handelte.
Ich sprach die Formel!
Es war die einzige Möglichkeit, die mir noch blieb. Sie mußte gegen den Teufel und seine höllische Kraft ankämpfen, denn dazu waren das Kreuz und sie erschaffen worden.
»Terra pestem teneto - Salus hic maneto!« So schrie ich dem anfliegenden Rochen entgegen und warf mich noch im gleichen Augenblick zurück in den Wagen…
Alles wurde anders!
Ich vernahm noch den gellenden Schrei, spürte die gewaltige Kraft der Erzengel, die mein Kreuz geweiht hatten und hatte es genau zum rechten Zeitpunkt
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