0371 - Attentat auf die Sonne
behalten.
„Ich glaube, nun habe ich eine Pause verdient", meinte Major Morbote und erhob sich. Er nickte Fang-Lu zu. „Übernehmen Sie, Captain."
„Sie werden geweckt, wenn sich etwas ereignen sollte, Kommandant."
Morbote grinste, während er auf die Tür zuschritt.
„Will ich auch hoffen", murmelte er.
*
Raskani hatte sich dem Planeten Beynerth so weit genähert, daß er von dem Leitstrahl zur Landung übernommen werden konnte. Er schaltete den Antrieb der Space-Jet ab und lehnte sich bequem und selbstzufrieden zurück. Auf dem Panoramaschirm beobachtete er, was weiter geschah.
So ganz traute er Tathos von Abessos nicht, obwohl er ihm persönlich noch nie begegnet war. Aber er kannte die Gerüchte, die über den gestrengen Chef des Energiekommandos im Umlauf waren. Doch vorerst konnte er den Zellaktivator als Lebensversicherung betrachten. Er wollte sich den Akonen erst einmal richtig ansehen und mit ihm sprechen, bevor er ihm endgültig den Aktivator überreichte. Auf seine Menschenkenntnis, so meinte Raskani, könnte er sich verlassen.
Die Space-Jet sank tiefer und näherte sich der Oberfläche Beynerths. Der Planet war vollkommen mit einer Eisschicht bedeckt, die Tausende von Metern dick sein mußte. Raskani konnte sich vorstellen, daß es kaum eine bessere Tarnung gab, und daß alle Anlagen tief unter der Oberfläche verborgen waren. Ein Besucher aus dem Weltraum würde davon nichts bemerken, wenn es ihm überhaupt gelang, so nahe an Beynerth heranzukommen.
Als das Diskusschiff wenige hundert Meter über dem Eis war, begann sich dieses plötzlich zu verändern. Zuerst entstand nur ein winziger Spalt, der sich allmählich verbreiterte und endlich so groß wurde, daß die Space-Jet ohne Schwierigkeiten in ihm verschwand. Raskani sah die Eiswände nach oben gleiten, und als er den Drehschirm einschaltete, war es ihm möglich, auch das Schließen der Eisdecke über sich zu registrieren.
Damit saß er, bildlich gesprochen, in der Falle.
Das allerdings war auch die Meinung von Tathos von Abessos.
Der hochgewachsene, ein wenig nach vorn gebeugte Akone hohen Alters saß vor einer Reihe von Bildschirmen und sah zu, wie der Verräter Raskani mit der Space-Jet in den Hangar geschleust wurde.
Die Mikrofone hatte er eingeschaltet, so daß er nicht nur alles sehen, sondern später auch alles hören konnte, was geschah.
Die Space-Jet setzte weich auf. In der riesigen Halle standen noch andere Schiffe akonischer Bauart, aber auch erbeutete terranische Einheiten hatten hier vorerst einen Ruheplatz gefunden. Einige von ihnen machten den Eindruck, als habe man sie auseinandergenommen und dann wieder provisorisch zusammengesetzt.
Raskani war klug genug, sein Schiff nicht zu verlassen. Über die Außenanlage verlangte er den Kommandanten zu sprechen „Ich bleibe im Schiff; bis ich mit Tathos von Abessos zusammengetroffen bin. Dafür gibt es besonders Gründe, und ich habe nicht die Absicht, sie Ihnen zu erklären."
Die Offiziere und Agenten, die sich zum Empfang eingefunden hatten, schienen noch nicht von der Unterhaltung zwischen Abessos und Raskani unterrichtet zu sein. Sie verlangten energisch das Öffnen der Einstiegschleuse, damit sie das Schiff inspizieren konnten.
„Reden Sie keinen Unsinn, Major Raskani, und lassen Sie uns sofort hinein. Sie wissen selbst, daß Sie überhaupt keinen Grund haben, sich derart aufzuspielen. Wer ist noch außer Ihnen an Bord?"
„Ich bin allein, aber auch das geht Sie nichts an. Und was Ihre Anspielung angeht, so überlassen Sie es ruhig mir, ob ich Gründe habe oder nicht. Ich warte auf den Kommandanten."
Der lächelte ruhig vor sich hin Seiner Meinung nach tat es Raskani gut, wenn er ihn ein wenig schmoren ließ. Um so leichter würde es später sein, ihn zu überlisten. Also wartete er.
„Sie werden ohnehin zu ihm gebracht, Major. Betrachten Sie sich als Gefangener des Energiekommandos und aller Posten enthoben. Der offizielle Bescheid wird Ihnen noch zugehen. Sie haben versagt kläglich versagt. Verlassen Sie das Schiff. Das ist unsere letzte Aufforderung."
„Und was gedenken Sie zu unternehmen, wenn ich mich weigere und ich werde mich weigern..."
„Wir könnten Sie zwingen, Major. Aushungern, Aufschweißen, das Schiff vernichten..."
Raskani lächelte kalt vor sich hin.
„Versuchen Sie es. Sie werden eine Menge Ärger kriegen, meine Herren Kollegen. Das waren Sie doch bisher nicht wahr? Bald werden Sie weniger sein, verlassen Sie sich darauf. Dann
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