0371 - Der unheimliche Dschinn
Gestalt, daß wir die Kokons überhaupt unbewacht in der Kasbah zurückgelassen haben«, sagte Nicole. »Wer weiß, was sich dort jetzt abspielt, ohne daß wir es unter Kontrolle haben.«
»Im günstigsten Fall verschwinden die Kokons spurlos«, sagte Zamorra. »Mir ist selbst auch unwohl, und ich habe das dumpfe Gefühl, daß in dieser Nacht dort etwas passiert. Aber… wenn wir dort geblieben wären, wären wir an die Kasbah gefesselt gewesen. Wir sind nicht mobil genug. Morgen fahren wir mit einem eigenen Mietwagen hin. Dann sind wir unabhängiger.«
Nicole nickte. Sie hatten doch nicht anders handeln können. Entweder sie wären alle in der Kasbah geblieben, oder sie verließen sie alle. Es wäre auch zu riskant gewesen, zusammen mit den Wissenschaftlern vor Ort zu bleiben. Weder Zamorra noch Nicole wollten die Verantwortung dafür übernehmen, falls das Unheimliche, das sie zutage gefördert hatten, zu grausigem Leben erwachte und die Menschen angriff. Zamorra und Nicole wären durch die Anwesenheit der Wissenschaftler, für deren Sicherheit sie hätten sorgen müssen, gehandicapt gewesen. So war es schon besser, die Nacht hier in Marrakesch zu verbringen und sich gegebenenfalls morgen stark zu wundern.
»Wer benachrichtigt eigentlich die Polizei von diesem Leichenfund? Wenn es wirklich der verschwundene Khoutab sein sollte… dann gilt es vielleicht, ein Verbrechen aufzuklären.«
»Das laß mal nicht unsere Sorge sein«, wehrte Zamorra ab. »Warum sollen immer wir die Vorturner spielen? Wir sind hier nur zu Besuch. Federführend ist Doktor Suleiman. Es obliegt ihm als Leiter der Expedition, die Meldung zu machen. Weißt du was? Wir sehen zu, daß wir irgendwo etwas zu essen finden, trinken einen Schoppen Rotwein und legen uns in die Heia, damit wir morgen wieder fit sind. Man sagt, die Söhne Allahs seien durchwegs Frühaufsteher…«
Suleiman kam gerade wieder ins Freie. Er strahlte. »Wir sind alle untergekommen, und das zu einem recht günstigen Preis«, sagte er. »Haben Sie noch etwas Bestimmtes vor, oder…«
Zamorra setzte ihn von ihrer Absicht in Kenntnis, sich zurückzuziehen. »Nicht daß wir etwas gegen Gesellschaft hätten, erst recht nicht gegen Ihre, Doktor«, sagte Zamorra. »Aber - die Fahrt war ein wenig anstrengend. Und ich fürchte, eine Unterhaltung würde nur in wilde Spekulationen ausufern. Wann fängt morgen unser aller Arbeitstag an?«
»Wir wollen um acht Uhr von hier abfahren. Wenn Sie sich uns anschließen möchten…«
Nicole lächelte. »Verbindlichsten Dank, Doktor. Aber wir werden mit einem Mietwagen folgen. Wann wollen Sie den Fund den Behörden melden?«
»Noch in dieser Stunde«, versicherte Suleiman. »Ich werde darauf drängen, daß man Sie nicht stört, falls die Polizei eine generelle Zeugenvernehmung anberaumt. Darf ich in einem solchen Fall die Behörde darauf hinweisen, daß Sie morgen tagsüber in der Kasbah erreichbar sind.«
»Ja«, sagte Nicole schnell, bevor Zamorra antworten konnte. »Wir sind müde und möchten uns nun zurückziehen.«
»Ruhen Sie wohl«, wünschte Suleiman.
Seine Stimme klang etwas enttäuscht. Er hatte wohl noch auf eingehende Gespräche gehofft. Aber zumindest Nicole war derzeit nicht daran interessiert. Sie hatte absolut nichts gegen Suleiman und seine Leute. Aber nachdem sie mehrere Stunden mit den Wissenschaftlern in einem holpernden engen Fahrzeug zusammengepfercht worden war, wollte sie jetzt allein sein - mit Zamorra. Sie brauchte die Ruhe. Ihr hallte noch das Stimmengewirr der Unterhaltung in den Ohren, die lautstark an ihr vorbeigegangen war, weil sie wie Zamorra des Arabischen nicht mächtig war.
Sie faßte Zamorras Hand und zog ihn förmlich mit sich, fort von dem kleinen Hotel und hinein in das abendliche Menschengewühl in den Straßen Marrakeschs. Irgendwo mußte es doch etwas zu essen geben, notfalls an den Ständen des Basars. Als sie sich umwandte, war Dr. Suleiman im Haus verschwunden.
»Hoffentlich ist er nicht beleidigt«, hoffte Zamorra.
»Er wird uns verstehen«, sagte Nicole.
Nach einer Weile blieb Zamorra stehen.
»Was ist?« fragte sie erstaunt, als sie seinen konzentrierten Gesichtsausdruck bemerkte.
»Jemand oder etwas verfolgt uns«, murmelte er.
***
Sparks zeigte seine Nervosität nicht. Er hatte seine Pfeife gestopft, rauchte und bot dabei ein Bild der Ruhe. Dabei überschlugen sich seine Gedanken. Er mußte eine Möglichkeit finden, den Flaschengeist auszutricksen.
Er gestand sich ein, mit dem
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