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0371 - Der unheimliche Dschinn

0371 - Der unheimliche Dschinn

Titel: 0371 - Der unheimliche Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sinnenverwirrender Wein in dieser Flasche befindet…«
    »Würdest du diese Flasche einem Muselmann ebenso anpreisen?« fragte Sparks trocken. Der Händler verzog das Gesicht. Er nickte heftig. »Bedauerlicherweise gibt es auch unter den Söhnen Allahs zahlreiche, die wider die Gesetze des Propheten sündigen und…«
    »Schon gut. Zehn Dirham für die Flasche«, schlug Sparks vor.
    »Du betrübst mich zutiefst, Effendi. Es kann nicht dein Ernst sein, nur 900 Dirham für dieses kostbare Gefäß zu bieten. Bedenke seine wechselvolle Geschichte. Zuletzt gehörte es einer hochgestellten Persönlichkeit unserer Stadt. Als die Persönlichkeit verstarb, kam die Flasche auf verschlungenen Pfaden glücklich in meinen Besitz, und wer weiß, womöglich hat der Tod jenes Mannes mit dieser Flasche zu tun, die ein frecher Dieb und Mörder an sich zu bringen versuchte…«
    »Klar. Eine einfache Flasche reizt jeden Dieb und Mörder«, sagte Sparks verständnisinnig. »Wie wäre es mit 20 Dirham?«
    »Aber Effendi! Du bist doch ein Kenner! Wer mag sagen, was sich in dieser Flasche befindet? Vielleicht ein dienstbarer Geist, den zu erringen der größte Wunsch des Diebes und Mörders war? Achthundert Dirham, Effendi, für weniger kann ich sie dir nicht geben.«
    »Dann werden wir wohl doch nicht miteinander ins Geschäft kommen«, sagte Sparks. Er wandte sich ab, ehe die »wechselvolle Geschichte« dieser Flasche noch wechselvoller wurde.
    »Siebenhundert, Effendi, mein letztes Wort!«
    »Dreißig Dirham - mein letztes. Und das ist schon zu viel für dieses Stück gefärbten Glases.«
    Der Händler schien den Tränen nahe. Aber Sparks marschierte davon. Wieder folgte der Händler ihm und zog ihn zurück. »Weil du es bist, mein Freund, verlange ich nur hundert Dirham. Aber es ist mein Untergang! Alle werden über mich lachen, daß ich eine so wundervolle Flasche zu einem so niedrigen Preis abgebe.«
    Sparks seufzte. »Fünfzig! Ich bin ein Idiot, aber ich werde wohl nicht eher Ruhe vor dir finden… und wehe dir, wenn sich nicht wirklich ein dienstbarer Geist in dieser Flasche befindet! Wollen doch mal schauen…« Er versuchte den Korken zu lösen. Doch die Hand des Händlers legte sich, braun und faltig, über seine. »Nein, Effendi«, flüsterte er hastig. »Tu’s nicht. Einen Flaschengeist, so er sich in diesem Gefäß befindet, darf man nur, wenn man allein ist, heraufbeschwören…«
    »Sag mal, mein Freund, glaubst du etwa im Ernst an Flaschengeister?« fragte Sparks.
    »Aber gewiß doch!« versicherte der Händler. »Und mit etwas Glück bekommst du nun wirklich einen für 90 Dirham…«
    Sparks drückte ihm 50 Dirham in die Hand, entwand ihm die Flasche und ging seiner Wege. Endlich dachte der Händler nicht mehr daran, ihm zu folgen. Er hatte sein Geschäft gemacht und bestimmt nicht nur seinen Spaß am Feilschen gehabt, sondern mit diesen 50 Dirham auch noch gut daran verdient.
    Der Meinung war wenig später auch Othmarsen, der - ohne fliegenden oder nichtfliegenden Teppich - wieder zu ihm stieß. »Der alte Vogel hat dich hereingelegt, Colonel. Weißt du was? Das wird das teuerste Stück Altglas sein, das du jemals vor dem Recycling gerettet hast.«
    Sie schlenderten zwischen den Ständen anderer Händler hindurch, die Gemüse und Früchte, Öle, Stoffe, Teppiche, Eisenwaren und was auch immer feilboten, an Märchenerzählern vorbei, die gegen ein geringes Entgeld die unglaublichsten Geschichten vorzutragen wußten, natürlich schier endlose Fortsetzungsromane, die stets an der spannendsten Stelle abbrachen und nur fortgesetzt werden konnten, wenn der Zuhörer wieder ein paar Münzen klingeln ließ .
    Sparks betrachtete die teuer bezahlte Flasche. Warum nur hatte der Händler so krampfhaft versucht, ihm das verflixte Ding zu einem weit überhöhten Preis anzudrehen? Da war doch irgend etwas faul…
    ***
    Der Händler lächelte zufrieden, nachdem er in sein Zelt zurückgekehrt war. Er hatte mit dem Verkauf dieser Flasche eines der besten Geschäfte seines Lebens gemacht. Denn er hatte selbst nicht einen einzigen Dirham dafür bezahlt.
    Die Flasche war plötzlich einfach da gewesen. Er wußte nicht, woher sie kam, und warum sie sich plötzlich zwischen seinen Waren befunden hatte - kostbar verziert mit Goldauflagen und einem Silberdrahtgestell umgeben. Vielleicht hatte ein verfolgter Dieb sie ihm untergeschoben, um im Falle einer Entdeckung die Schuld auf ihn schieben zu können. Vielleicht hatte es auch ganz andere

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