0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck
ihm beide Hände über den Mund. Der Druck meiner Finger erstickte den entsetzten Schrei. Ich riss Tanaway zurück. Er stieß mit einem Bein gegen die Stoßstange. Es schepperte. Ich lockerte blitzschnell den Griff und holte zu einem Schlag aus. Der Gangster wollte schreien und sich wehren, kam aber nicht mehr dazu.
Der Schlag saß genau an der richtigen Stelle, und der Gangster knickte zusammen.
Ich hielt ihn gepackt, damit er beim Fallen keinen Lärm machte.
Alles ging fast vollkommen lautlos. Ich legte ihn langsam vor den Wagen und holte ihm die Pistole aus dem Halfter.
Ich richtete mich auf und erstarrte.
Vor mir, nur drei Schritte von mir entfernt, stand Proctor und hielt eine schwere Luger in der Hand.
Der Lauf der Waffe war genau auf meine Brust gerichtet.
»Hände hoch! Waffen wegwerfen!«, kam vom anderen Ende der Einfahrt scharf Fred Nagaras Befehl.
Proctor wurde einen winzigen Moment abgelenkt. Ich nutzte die Chance und preschte vor.
Ich packte sein Handgelenk.
Der Schuss peitschte auf, die Kugel schlug gegen die Hauswand und jaulte dann als Querschläger mit einem hässlichen Geräusch durch die Gegend.
In diesem Augenblick erschien Stan Hickel auf der Treppe. Fred Nagara hechtete vor und nahm sich seiner an.
Proctor kämpfte verbissen. Er versuchte, seine Waffe auf mich zu richten und drückte noch einmal ab. Der Schuss hallte unter der niedrigen Durchfahrt wie ein Donnerschlag in den Bergen. Die Kugel zischte dicht an mir vorbei. Sie schlug in die Karosserie des Landrovers.
Ich ließ die Hand von Proctor nicht los. Er wand und drehte sich. Ich konnte ihn nicht richtig in den Griff bekommen, hielt die Hand aber eisern umklammert. Ich presste sie zusammen.
Proctor stieß einen wütenden Schmerzensschrei aus. Er musste die Hand öffnen. Mit einem metallenen Geräusch fiel die Luger neben uns auf den Boden.
Blitzschnell bückte ich mich, hob die Waffe auf und ließ sie in meiner Tasche verschwinden.
Der Gangster riss sich los, wich einen Schritt bis an die Wand zurück und winkelte das Knie an. Wuchtig traf mich der Absatz an der Hüfte. Ich machte eine halbe Drehung um meine Achse.
Panthergleich sprang er mich an und legte seine großen Pratzen um meinen Hals. Mit mörderischer Wut drückte er zu.
Ich versuchte, den Gangster abzuschütteln. Er hing an mir wie eine Klette. Der Druck seiner Hände wurde stärker. Ich schlug mit dem Ellenbogen zurück und fegte den Gangster von den Füßen.
»Aufgeben, Proctor!«, forderte ich ihn auf. »Es hat keinen Zweck mehr. Das Haus ist umstellt!«
»Fahr zur Hölle, verdammter Bulle!«, keuchte der Gangster und sprang auf. »Ich werde mein Leben so teuer wie möglich verkaufen!«
Er senkte den Kopf, rannte auf mich los, wollte mir den Schädel in den Magen rammen. Ich setzte zur Seite wie ein Torero und riss seinen Kopf mit einem linken Aufwärtshaken hoch.
Der Verbrecher schrie auf, fuhr herum und schlug wild um sich. Hinter mir hörte ich Kampfgetümmel.
Fred Nagara trieb seinen Gegner in das Haus zurück.
Proctor brachte einen Schwinger bei mir an. Das machte ihn mutiger.
Ich konzentrierte mich ganz auf meine Deckung und wartete eine Chance ab. Sie kam schneller, als ich dachte. Proctor wurde mit seinen Angriffen immer wilder. Er keuchte und begleitete jeden Schlag mit einem Grunzen.
Ich servierte ihm eine Finte. Er tappte hinein. Er lief mir genau in eine gestochene Linke, die ich auf seinem Kinn explodieren ließ.
Der Gangster stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden. Sofort war ich über ihm, nahm ihm den Gürtel ab und fing an, ihn zu fesseln.
»Alles Okay?«, erkundigte sich Fred Nagara und stand auf einmal neben mir.
»Ja, bei dir auch?«, keuchte ich.
»Stan Hickel ist schon transportmäßig verpackt.«
»Kümmere dich um Tanaway. Er liegt vorm Wagen.«
Proctors Beine fesselte ich mit der Krawatte.
Ich hörte den Ausruf meines Kollegen. Ich sprang auf und lief um den Wagen herum.
»Tanaway ist verschwunden.«
»Verdammt!«, knurrte ich wütend. »Der schlimmste der Gangster ist uns durch die Lappen gegangen.«
***
Die Frau saß am Tisch und hatte den Kopf in beide Hände gestützt. Sie trug einen Mantel. Sie hob den Kopf und schaute nach der Uhr. Sie seufzte.
Neben dem Tisch standen drei Koffer. Die Küche war aufgeräumt.
Die Frau stand auf, ging in das Nebenzimmer und ließ die Tür offen stehen, sodass der Lichtschein auf ein Bett fiel.
Der Junge hatte den Kopf in das Kissen vergraben.
Er atmete tief und völlig
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