0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck
Trotzdem musste irgendwo eine Mauerspalte sein, denn deutlich spürte ich einen leisen Luftzug.
Das steigende Wasser verdrängte die Luft.
Ich hämmerte gegen die Tür.
Sie war stabil.
Dumpf klangen die Schläge gegen das Eisenblech.
Ich gab es auf.
An die Gummidichtung konnte ich nicht herankommen. Die Tür schloss genau ab.
Ich erhielt einen leichten Stoß ins Kreuz. Die leere Kiste war gegen mich getrieben. Sie war innen mit Ölpapier ausgeschlagen und deshalb noch nicht voll Wasser gelaufen.
Ich drehte die Kiste um und versenkte sie mit der Deckelöffnung nach unten.
Ich sah keine Möglichkeit mehr, wie ich dem nassen Tod entkommen sollte. Die Gangster hatten meine Ermordung lückenlos vorbereitet.
Ich sah kein Entrinnen. Ich hatte keine Hoffnung, dass man mich rechtzeitig hier finden würde.
Ich hatte Fred Nagara nicht mitgeteilt, wo der Schuppen der Gangster stand. Wenn man mich vermisste, würde man mich irgendwo in der Nähe der Jamaica Bay in Brooklyn suchen.
Das Wasser berührte mein Kinn. Ich legte den Kopf in den Nacken und blieb auf der Kiste stehen, solange es eben ging.
Dann musste ich schwimmen. Die Kleidung war voll Wasser gesogen und schwer. Ich wollte Kräfte sparen und zog das Jackett aus.
Ich sparte mit den Schwimmbewegungen, damit ich lange aushalten konnte. Iclj drehte mich auf den Rücken.
Deutlich war jetzt der schwache Luftzug zu spüren. Die Mauerspalte musste in der Ecke liegen, aus der auch das Wasserrohr austrat.
Ich schwamm hinüber und tastete die Wand ab. Es war nur ein schmaler Riss. Ich hörte das leichte Pfeifen, mit dem die Luft entwich.
Meine Finger fuhren in den Spalt. Ich bröckelte ein paar kleine Stückchen ab. Es war nur Putz.
Dann kam der feste Beton, der mir die Fingerkuppen aufriss.
Vorher war mir die Zeit wie eine Ewigkeit vorgekommen. Jetzt flog sie vorbei.
Aber das Wasser stieg immer weiter!
Und dann war auf einmal ein anderes Geräusch da! Ich glaubte, dass es Halluzination war.
Ich hörte meinen Namen rufen.
Es klang ganz dumpf.
Dann war das Rufen auf einmal nahe.
Ich hörte das Klopfen gegen die Tür.
Ich stieß einen wilden Schrei aus.
»Jerry!«, hörte ich deutlich.
Und dann wurden die Hebel umgelegt, die die Tür verschlossen hielten. Es quietschte schauerlich, aber es war Musik in meinen Ohren.
Ich hörte das dumpfe Geräusch, mit dem sich jemand gegen das Eisenblech warf.
Es wiederholte sich einige Male.
»Ich bringe die Tür nicht auf«, erklang eine verzweifelte Stimme. »Was ist los?«
Er konnte die Tür nicht aufbringen. Das tonnenschwere Gewicht des Wassers drückte dagegen.
***
Das Pochen an der Tür brachte mich auf eine verzweifelte Idee.
Ich pumpte langsam meine Lungen voll und tauchte. Ich ließ mich sinken und brachte mich mit einem Schwimmstoß in Türnähe.
Ich klopfte erst einen Wirbel mit dem Knöchel meiner Rechten gegen das Eisenblech.
Dann brachte ich Methode in die Klopferei. Ich klopfte in einem bestimmten Rhythmus. Ich klopfte nach dem Morsealphabet.
Zuerst das Zeichen für SOS. Dann: Loch in die Tür schießen!
»Verstanden!«, brüllte draußen eine Stimme. »Weg hinter der Tür.«
Ich ließ mich nach oben treiben. An der Wand entlang tastete ich mich bis in die äußerste Ecke.
Dann peitschte der erste Schuss auf.
Das Hämmern des Blutes in meinen Schläfen wurde zu einem wilden Trommelwirbel. Dann wurde ein ganzes Magazin verschossen.
Schwere Schläge donnerten gegen die Tür. Es klang wie Eisen auf Eisen. Und dann merkte ich auf einmal, dass der Wasserspiegel fiel.
Nach fast einer Viertelstunde war so viel Wasser abgeflossen, dass Fred Nagara die Tür öffnen konnte. Ich konnte stehen. Mein Kollege hatte eine starke Taschenlampe.
»Tanaway?«, erkundigte er sich.
Ich nickte. »Du bist im letzten Augenblick gekommen, Fred. Danke! Wie hast du eigentlich hergefunden?«
»Durch Phil. Als ich nichts von dir hörte, habe ich mir Gedanken gemacht. Du hattest mir gesagt, dass du wüsstest, wo der Schuppen der Gangster steht, und ich sagte mir, dass Phil es eigentlich auch wissen müsste.«
Das Wasser stand jetzt im ganzen Kellergeschoss gleich hoch.
Es reichte mir bis an die Knie. Ich vermisste das Rauschen des nachströmenden Wassers.
»Ich hab die Hauptleitung abgesperrt«, erklärte Fred. »Aber komm jetzt erst mal an die frische Luft.«
Ich schleppte mich hinaus und ließ mich vor dem Schuppen ins Gras fallen.
Die frische Nachtluft pumpte ich in tiefen Zügen in meine Lungen.
»Wir
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