0372 - Gejagt bis ins letzte Versteck
hatten noch einen Tipp bekommen, wo der Schlupfwinkel der Gangster sein sollte«, berichtete er. »In der Vandam Street sollen sie einen Unterschlupf haben. Dort bin ich auch gewesen und habe nach dir gesucht, aber das Nest war leer.«
»Wann war das?«
»Vor einer knappen Stunde. Anschließend bin ich ins Polizeikrankenhaus gegangen.«
»Hast du das Nest in der Vandam Street bewachen lassen?«, wollte ich wissen und merkte, wie ich langsam fit wurde.
»Nein. Wir hatten keinen Mann frei. Vorsichtshalber haben wir nämlich die ganze Gegend um die Jamaica Bay abgrasen lassen.«
»Das Nest musste leer sein. Zu der Zeit waren die Gangster noch hier. Los, wir müssen sofort hin. Vielleicht können wir sie dort erwischen.«
Ich sprang auf und zog mich an. Meine Schuhe fand ich neben der Tür wieder.
Fred Nagara hatte seinen Wagen ebenfalls auf der Straße stehen. Er parkte unmittelbar hinter meinem Jaguar.
»Halte dich hinter mir«, bat ich meinen Kollegen und stieg in meinen Schlitten. Ich schaltete sofort die Funksprechanlage ein und gab einen Bericht an die Zentrale. Die Kollegen an der Jamaica Bay mussten sofort abgezogen werden.
»Die Gangster werden wahrscheinlich versuchen, New York mit einem Wagen zu verlassen. Es ist ein Landrover, letztes Modell, in dunkelblau oder anthrazit«, berichtete ich weiter. »Sämtliche Ausfallstraßen müssen besetzt werden.«
»Machen wir«, sagte der junge Kollege in der Zentrale.
»Wo ist eigentlich Billy Wilder?«, wollte ich wissen.
»An der Jamaica Bay«, lautete die Antwort. »Er wollte die Suchaktion leiten.«
»Lassen Sie noch darauf hinweisen, dass die Gangster bewaffnet sind.«
Ich raste weiter. Im Rückspiegel sah ich die Lichter von Nagaras Wagen.
Ich schaltete die Heizung ein. Die warme Luft sollte meine feuchten Sachen trocknen.
Es roch wie in der Subway nach einem starken Gewitter.
Bis zu dem Tunnel unter dem East River hattenwir freie Fahrt. Sobald wir nach Manhattan hereinkamen, war es aus damit. Die Straßen wimmelten zu dieser mitternächtlichen Stunde noch von Wagen und Menschen.
***
Trotzdem brauchten wir bis zur Bowery nur zwölf Minuten. Hier fuhr ich etwas langsamer.
Ich hielt, kurbelte das Fenster herunter und winkte Fred Nagara vorbei.
Jetzt übernahm er die Führung, weil er das Haus in der Vandam Street schon kannte. Ich blieb dicht hinter ihm.
Mit quietschenden Reifen jagten wir um die Ecken der immer schmaler werdenden Straßen.
Ganz am Anfang der Vandam Street tippte Fred Nagara auf die Bremse und stoppte. Ich setzte den Jaguar direkt dahinter an den Rinnstein und stieg aus.
»Es sind noch zwei Häuserblocks«, sagte mein Kollege. »Das letzte Stück gehen wir lieber zu Fuß.«
»Was ist das für ein Haus?«
»Ein Bungalow«, berichtete Fred Nagara. »Schon älter. Vor dem Haus ist zur Straße hin eine hohe Mauer. Vorn ist der Eingang, an der Schmalseite des Grundstücks die Einfahrt zur Garage.«
»Kommen wir unauffällig an das Haus heran?«
»Rund um den Bungalow ist Rasen. Dazwischen gibt es ein paar Sträucher.«
Wir erreichten das Grundstück. Der Landrover stand in der Einfahrt.
Wir bogen um die Ecke und schwangen uns an der Schmalseite über die Mauer.
»Schleich dich ums Haus herum«, flüsterte ich leise. »Schneide ihnen nach hinten den Weg ab. In genau drei Minuten geht es los.«
Mit äußerster Vorsicht schlich ich über den Rasen. Im Bungalow sah ich kein Licht. Zur Straßenseite waren dichte Rollläden vor den Fenstern.
Bis zu der Einfahrt waren es noch knapp acht Yards.
Ein Kofferraumdeckel klappte hoch. Für einen Augenblick fiel ein Schatten auf den Beton der Einfahrt.
Ich griff unter meine fast getrocknete Jacke nach dem Halfter. Es wurde mir auf einen Schlag siedend heiß!
Halfter und Pistole hatten die Gangster mir abgenommen. Ich stand ohne Waffe da.
Ich musste alles auf eine Karte setzen. Ich huschte lautlos weiter. An der Ecke des Bungalows rankten sich Kletterrosen die Hauswand hoch. Ganz vorsichtig bog ich einen kleinen Zweig zur Seite und spähte durch die Lücke.
Ich konnte nur Tanaway sehen. Er stand vor dem Wagen, mit dem Rücken zu mir. Er hantierte unter der Motorhaube.
Ohne Waffe hatte ich keine andere Möglichkeit. Ich musste den Gangster von hinten überraschen. Nach dem Leuchtzifferblatt meiner wasserdichten Uhr hatte ich noch eine halbe Minute Zeit.
Ohne mich durch ein Geräusch zu verraten, kam ich bis auf Armlänge an den Gangster heran.
Blitzschnell packte ich zu und legte
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