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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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seinem Leben gesehen zu haben. Das war kein normales Tier. Vögel dieser Größe gab es in dieser Region nicht, wahrscheinlich nicht einmal in den Anden Südamerikas, wo der Kondor oder der Albatros unter den Wolken kreiste.
    Ein böser Geist also, der sich in Form eines Riesenvogels zeigte?
    Oder jemand, der sich als Vogel verkleidet hatte?
    Beides war möglich.
    Auf jeden Fall mochte die Spur, der Zamorra nachgehen wollte, stimmen. Die Eingeborenendörfer in der Umgebung… dort wurde noch gezaubert. Über Echtheit und Wirkung des Zaubers mochte man streiten, aber die Tatsache war unbestreitbar. Aber welchen Sinn hatte es für einen Zauberer, eine Touristin zu ermorden? Bei Sammy, dem sudanischen Keeper, mochten es noch private Rachemotive sein, Sammy war ein Mann dieses Landes gewesen. Aber Vivy Ruyters doch nicht. Welche Verbindung ließ sich zwischen ihr und dem Mörder knüpfen? Warum sie? War sie vielleicht schon einmal in diesem Land gewesen und hatte sich den Zorn eines Eingeborenenzauberers zugezogen?
    Ein früherer Besuch Tansanias würde sich entweder über einen Sichtvermerk in ihrem Paß oder beim Konsulat feststellen lassen. Aber Nyoko glaubte nicht daran, daß bei der Ermittlung viel herauskommen würde. Es war für ihn leichter, den Hebel bei Sammy anzusetzen. Mit wem hatte der Barkeeper verkehrt, in welchen Kreisen hatte er sich bewegt, wessen Zorn konnte er sich zugezogen haben?
    »Und dann«, murmelte Nyoko grimmig, »kommen unsere Gerichtsmediziner, stellten fest, daß beide eines natürlichen Todes gestorben sind, und das Ermittlungsverfahren wird eingestellt…«
    Aber er war ebenso wie Zamorra sicher, daß die beiden Menschen ermordet worden waren. Aber während Zamorra - ausgerechnet ein weißer Ausländer! - die Mittel der Magie gegen die Mittel der Magie einsetzen konnte, weil keine behördlichen Zwänge ihn banden, mußte Nyoko den Weg der Kriminalistik gehen. Er fürchtete nur, daß er damit keinen magischen Mord würde nachweisen können.
    Es sei denn, er bekam den Täter selbst zu fassen und konnte ihn zu einem Geständnis zwingen. Dann würde auch die Rechtsprechung die Zauberei anerkennen und entsprechend urteilen.
    »Es ist alles schon verflixt seltsam«, murmelte Nyoko. Er schaltete die Sprechanlage zu seinem Vorzimmer ein. »Luana, bringen Sie mir bitte alle Unterlagen, die über Sammy Motumba greifbar sind, und dann verbinden Sie mich telefonisch mit dem britischen Konsulat…«
    Hoffentlich, dachte er, hat wenigstens Zamorra einen kleinen Erfolg…
    ***
    Der Pfad, dem Zamorra folgte, führte auf eine Ansammlung von Bäumen zu, die von dichtem Unterholz durchwachsen waren. Kurz davor stoppte Zamorra den Geländewagen ab und schaltete den Motor aus. Ihm war klar, daß diese Baumgruppe das Ziel der Menschen war, die den Pfad flachgetreten hatten. Die Baumgruppe mochte gut fünf Kilometer von dem Dorf entfernt liegen, dessen Dächer Zamorra gesehen hatte.
    Er stieg aus.
    Merkwürdig, wie still es ringsum war… keine Tierstimme, kein Vogelspektakel, kein lästiges Sirren von Insekten…
    Das war ungewöhnlich. Gerade in der Nähe von Bäumen gab es doch immer Leben, und seine Annäherung, das Brummen des Motors, hätte die Tiere aufschrecken müssen. Immerhin war hier nicht der Nationalpark, in dem sie an den ständigen Fahrzeuglärm fast schon gewohnt waren, dachte er.
    Warum gab es hier keine Tiere?
    Schön, einerseits konnte es ihm recht sein - so war er wenigstens sicher, nicht von Löwen oder Nashörnern angegriffen, nicht von Schlangen gebissen und Tse-Tse-Fliegen gestochen zu werden. Aber das völlige Fehlen tierischen Lebens war bedrohlicher. Es war eine Gefahr, die sich nicht kalkulieren ließ.
    Plötzlich war er sicher, daß hier der Schlüssel lag, den er brauchte, um die seltsamen Todesfälle aufzuklären. Das hier mußte ein magischer Ort sein.
    Weit genug vom Dorf entfernt, dennoch erreichbar nahe.
    Langsam setzte er sich in Bewegung und ging auf die Baumgruppe zu. Er ließ den Wagen hinter sich stehen. Das Fahrzeug würde wohl ohnehin nicht in das Unterholz eindringen können.
    Unbarmherzig brannte die Sonne auf ihn nieder. Er erreichte den Rand der Sträucher und sah, daß der Pfad weiter hinein führte. Auch hier gab es keine Insekten. Nur das Pflanzenwerk war da. Der Pfad führte auf eine kleine Lichtung.
    Der Himmel darüber war offen. Die Bäume bildeten einen weiten Kreis, der Sonnenlicht und bei Nacht auch die Helligkeit des Mondes auf die gesamte Lichtung

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