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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn gerufen und befahl ihm nun, den Weißen unschädlich zu machen.
    Sekundenlang zögerte der Zauberer. Nur unschädlich machen? Wollte der Vogel nicht die Seele des Fremden trinken und sich an ihr stärken?
    Aber der Vogel gab keine weiteren Anweisungen. Da machte der Zauberer das Zeichen. Otaka sprang vor. Ein hölzerner Knüppel pfiff durch die Luft. Im letzten Moment bemerkte der Weiße die Brandung, wollte sich umdrehen und dem Schlag ausweichen, aber es war bereits zu spät. Der Knüppel streckte ihn nieder.
    Der Zauberer ging zur Vogelskulptur und berührte sie. Er fühlte wieder die Kraft, die von der Figur ausging. Soll ich dir seine Seele geben? Ich werde sie aufnehmen und dir zugänglich machen…
    Aber jetzt, so direkt angesprochen, signalisierte der Vogel Ablehnung.
    Nicht ihn. Er ist zu anders. Zu stabil. Sorge nur dafür, daß er keinen Schaden anrichten kann, sagte der Vogel.
    »Ich soll ihn töten?« murmelte der Zauberer. »Seine Seele, seine Lebenskraft, einfach vergeuden? Aber das wäre doch so sinnlos…«
    Mir nützt er nichts. Tu mit ihm, was du willst. Aber er ist gefährlich. Er ist eine tödliche Bedrohung, und er ist nicht allein.
    »Nicht allein?« keuchte der Zauberer auf. Wer ist in seiner Nähe?
    Da ist eine Wesenheit direkt bei ihm. Einer anderen ist er verbunden. Ich versuche sie zu finden.
    Der Zauberer löste seine Hände von der Figur. Er sah wieder Zamorra an. Dann nickte er den Männern zu, die ihn begleitet hatten. »Jemand muß noch in der Nähe sein«, sagte er. »Findet ihn und bringt ihn her.«
    »Aber es führte doch keine weitere Spur vom Wagen weg. Wo sollen wir suchen?« fragte Moto, der gerade die Lichtung betrat, den Verteilerfinger des Isuzu in der Hand.
    »Irgendwo«, sagte der Zauberer. »Geht und findet ihn.«
    Die Männer drangen zögernd ins Unterholz vor.
    Der Zauberer kniete neben dem Weißen nieder. Ein fremder Mann, der eine Gefahr für den Vogel bedeutete? Und der Vogel wollte die Seele dieses Weißen nicht? Das war seltsam. Es wäre leicht gewesen, den Fremden jetzt zu opfern. Immerhin war die Zeit da. Der Vogel brauchte Lebenskraft und die Energie der Seelen, um wieder zu erstarken. Nur wenn er stark war, konnte er die Aura der Unsterblichkeit an seinen treuesten Diener weitergeben.
    Der Zauberer betrachtete den Weißen. Er durchsuchte schnell dessen Kleidung und fand die Ausweise und einen blau funkelnden Kristall in einer Tasche. Er fand auch die silberne, handtellergroße Scheibe, die am Kettchen vor der Brust des Mannes hing. Eigenartige Zeichen waren teilweise eingraviert, teilweise erhaben ausgearbeitet. In der Mitte befand sich der fünfzackige Stern.
    Das sah aus wie ein Fetisch. Wie ein magisches Instrument.
    Mit dem blauen Kristall konnte der Zauberer nichts anfangen.
    Er öffnete das Ausweis-Etui. Zamorra deMontagne, las er. Der Mann war Franzose. Mehr ging aus dem Ausweis nicht hervor. Was wollte dieser Fremde ausgerechnet hier? Wie war er auf den Vogel gestoßen? Der Zauberer überlegte. Der Vogel wollte die Seele dieses Mannes nicht. Vielleicht konnte er ihm daher eine Chance geben. Sofern dieser Weiße zufällig hierher gekommen war…
    Aber er ist gefährlich, hatte der Vogel gesagt.
    Nun, zunächst einmal wollte der Zauberer den Franzosen verhören. Dann konnte er ihn immer noch töten. Er wollte wissen, was der Fremde hier vorhatte. Das konnte wichtig sein.
    Der Zauberer blätterte weiter. In dem Etui befanden sich noch weitere Papiere. Französischer Führerschein, internationaler Führerschein, ein paar Versicherungsbescheinigungen, eine Pilotenlizenz für Hubschrauber und zweimotorige Flugzeuge. Ein Foto. Es zeigte eine aparte junge Frau mit braunen Augen. Die Gefährtin dieses Mannes? Er trug keinen Trauring, aber das besagte nichts. Nicht nur Bantu-Ehen wurden ohne den Trauring geschlossen…
    Die drei Männer kamen zurück. »Hier ist niemand«, sagte Otaka. »Wenn dieser Fremde in Begleitung hierher gekommen wäre, hätten wir den Begleiter gefunden.«
    Der Zauberer preßte die Lippen zusammen. Da ist eine Wesenheit direkt bei ihm, hatte der Vogel behauptet.
    Der Vogel irrte sich niemals.
    Aber die drei Männer logen auch nicht. Was hätten sie auch davon? Er wußte, daß er sich auf sie verlassen konnte. Wenn sie sagten, daß niemand hier war, dann war auch niemand hier.
    Ein Unsichtbarer vielleicht, der sich ihren Blicken entziehen konnte?
    Fragend sah der Zauberer zum Vogel hinüber. Aber die geschnitzte Figur schwieg.
    Direkt

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