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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hitzeflirrenden Luft kreisten ein paar Raubvögel auf der Suche nach Beute.
    Wo Vögel sind, sind auch andere Tiere — oder Menschen!
    Zamorra hielt den Wagen an und stieg aus. Die Gluthitze überfiel ihn wie mit einem Keulenhieb. Die Klimaanlage im Wageninnern hatte ihn über die wirklichen Temperaturen wieder einmal hinweggetäuscht. Er kletterte über die Motorhaube aufs Dach des Isuzu und sah sich um.
    Erleichtert erkannte er in der Ferne die Strohdächer von runden Hütten. Er hatte das Dorf gefunden! Es existierte tatsächlich!
    Er wollte gerade wieder vom Dach klettern, als er noch etwas sah. Einen dunklen Strich, der sich nicht weit von ihm entfernt durch die Savanne zog.
    Er merkte sich die Stelle, stieg weiter ein und lenkte den Wagen hinüber. Diese Linie war ungewöhnlich, und alles Ungewöhnliche war hier für ihn von größtem Interesse.
    Und dann stand er vor dem Pfad.
    Es war ein schmaler Trampelpfad, auf dem das Gras niedergetreten war. Es hatte sich nicht wieder aufgerichtet. Demzufolge mußten hier eine Menge Leute ziemlich oft unterwegs gewesen sein, denn sonst hätten die Halme mehr Widerstand gezeigt und ständen jetzt, am Nachmittag, längst wieder aufrecht.
    Hoppla! rief Zamorra sich zur Ordnung. Er unterlag möglicherweise einem Denkfehler, wenn er davon ausging, daß dieser Pfad nachts benutzt wurde! Warum sollten hier nicht auch am Tage Menschen unterwegs sein und dadurch dafür sorgen, daß die Gräser keine Chance mehr bekamen?
    »Weil es unlogisch ist«, murmelte er. Er verglich den Pfad mit der Karte. Zu einer Wasserstelle führte er mit Sicherheit nicht. Welchen Sinn hatte er also?
    »Hinfahren, feststellen«, überlegte Zamorra. Er lenkte den Wagen auf den Pfad und folgte ihm in der Richtung, die vom Dorf fort führte.
    Er fragte sich, an welches Ziel er hier gelangen würde…
    ***
    Nicht weit entfernt zuckte ein Mann zusammen. Er empfing einen warnenden Impuls.
    »Der Vogel«, murmelte er. »Die Skulptur…«
    Er erhob sich und verließ seine Hütte, in der er geruht hatte, um die größte Tageshitze vorüber gehen zu lassen. Kurz verharrte er, lauschte in sich hinein, aber außer dem Alarm spürte er nichts.
    Dennoch wußte er, daß er nach dem Rechten sehen mußte.
    Jemand näherte sich der Skulptur. Und sie hatte die Annäherung gespürt. Er überlegte, ob es nicht sicherer war, noch zwei, drei Männer mitzunehmen. Er konnte nicht abschätzen, ob er es mit einem oder mehreren Gegnern zu tun bekommen würde. Er entschied sich für die Vorsicht.
    Sie folgten ihm, ohne zu murren. Er war der Zauberer. Ihm gehorchten sie. Er hatte mehr Macht als der Häuptling.
    Denn er war so alt wie die Welt, und er blieb immer jung.
    Als sie das Dorf verließen und dem im Laufe der letzten Nächte niedergetretenen Pfad in lockerem Trab folgten, machte ihnen die Hitze kaum etwas aus. Sie waren sie gewöhnt.
    Und sie waren schnell genug, um den Frevler einzufangen und zu bestrafen, der sich dem hölzernen Heiligtum näherte, in welchem die Macht der Unsterblichkeit des Gefiederten wohnte.
    ***
    Kommissar Nyoko dachte über Professor Zamorra nach. Er fragte sich, wie der Franzose es angestellt hatte, mit seiner kunstvoll verzierten Silberscheibe das Bild zu erzeugen. Die Magie, die der Parapsychologe anwandte, war Nyoko fremd. Sie unterschied sich grundsätzlich von zauberischen Ritualen und Beschwörungen, wie man sie aus den Eingeborenendörfern kannte.
    Das Bild eines großen unbekannten Vogels…
    Nyoko hatte zwar schon davon gehört, daß sich manchmal der letzte optische Eindruck in der Netzhaut eines Sterbenden einbrannte, aber er hatte es immer für ein Märchen gehalten. Ihm waren auch keine Fälle bekannt, in denen durch eine Netzhautuntersuchung Mörder überführt worden waren. Aber hier hatte Zamorra seine Scheibe nur einfach auf die Augenpartie des Toten gelegt und sofort ein Bild erhalten. Wie in einem elektronischen Supergerät aus Science Fiction-Filmen.
    Nyoko konnte das einfach nicht zu Protokoll geben. Auch wenn es noch alte magische Traditionen gab, wenn die Menschen lieber zum Zauberer liefen als zum studierten Arzt, wenn sie an irgend einer Krankheit litten -offiziell gab es Magie nicht. Wie aber hätte Nyoko diese Silberscheibe erklären sollen und das, was sie zeigte?
    Vor allem das, was sie zeigte! Das Abbild dieses Vogels!
    Nyoko versuchte es sich ins Gedächtnis zurückzurufen. So verwaschen die Wiedergabe auch gewesen war, so war er doch sicher, einen solchen Vogel nie in

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