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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sofort gestoppt worden, um Rettungsmaßnahmen einzuleiten. Sandy erreichte Linda Cray, stieß sie zur Seite und sah über die Reling nach unten. Sie suchte Nicole, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Linda gerade auch nach ihr greifen wollte. Sie blockte ab und hielt Lindas Hände fest.
    »Bist du wahnsinnig?« zischte sie. »Was tust du? Was soll das?«
    Jäh entspannte sich Linda. Sekundenlang zog sich ein Schleier über ihre Augen. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Was - was ist? Warum hältst du mich fest?«
    »Du hast Nicole über Bord gestoßen!« klagte Sandy an.
    »Ich? Das kann doch nicht sein…«, murmelte Linda erstaunt. »Ich kann doch nicht einfach… ich… über Bord, sagst du?« Jetzt war sie es, die sich über die Reling beugte.
    Aber auch sie konnte Nicole nirgendwo entdecken.
    »Das ist doch bestimmt nur ein böser Traum«, flüsterte sie heiser.
    Die beiden Mädchen sahen zum Schiffsheck und zum Kielwasser. Nirgendwo war etwas von der Französin zu sehen. Es war, als sei sie von den Wellen vollständig verschlungen worden.
    »Ich kann mich an nichts erinnern«, flüsterte Linda entsetzt. Unwillkürlich sah sie zum blauen Himmel empor, als sie dort einen großen Vogel erkennen konnte. Aber der, den sie dort suchte, war nicht in der Nähe.
    »Wir müssen das Schiff stoppen und umkehren lassen«, sagte sie. Ihre Hände zitterten. »Vielleicht taucht sie dort hinten irgendwo wieder auf…«
    Mit einem Ruck wandte sie sich um und lief in Richtung der Kommandobrücke. Einige Passagiere sahen dem rennenden Mädchen erstaunt nach, dachten sich aber nicht viel dabei.
    Es ist unglaublich, dachte Sandy bestürzt. Erst versucht sie sich selbst aus dem Hotelfenster zu stürzen, dann stürzt sie Nicole über Bord… was ist das für eine Macht, die Menschen so stark kontrollieren kann?
    Linda war im Kommandostand des Schiffes verschwunden. Augenblicke später blieben die mächtigen Schaufelräder stehen. Dann drehte sie sich bedächtig anders herum. Der Raddampfer setzte langsam zurück.
    Sandy atmete tief durch.
    ***
    Das dämonische Wesen, das als Körper eine geschnitzte Holzfigur in Vogelgestalt besaß, nahm über die geistige Verbindung wahr, was viele Kilometer entfernt draußen auf dem Victoria-See geschah. Das zur Marionette gewordene Mädchen schleuderte die Frau über Bord, mit der Zamorra verbunden war.
    Und im gleichen Moment, in dem der Vogel den Mord registrierte, strahlte er sein Wissen darüber an Zamorra ab, der ihn in diesem Augenblick berührte. Und nicht nur das. Die magische Aufladung des Vogelkörpers tat ein weiteres.
    Ein greller Blitz zuckte auf. Weißliche Flammen umliefen Zamorras Körper und ließen ihn zusammenbrechen. Grünes Feuer loderte aus der Silberscheibe empor, erstickte die weißen Flammen und verlosch dann selbst wieder.
    Der Vogel bedauerte, daß er Zamorra nicht hatte töten können. Er konnte ihn auch nicht unter seine Kontrolle nehmen. Da war etwas, das Widerstand leistete und Zamorra für den Vogel unbrauchbar machte.
    Aber er hatte dem Neugierigen, der mit seinen Kräften eine Gefahr darstellte, einen empfindlichen Schlag versetzen können…
    ***
    Zamorra war meterweit zurückgeschleudert worden. Das Amulett hatte fast zu spät reagiert, als es das grün leuchtende Schutzfeld aufbaute. Der Professor glaubte, daß glutflüssige Lava durch seine Adern strömte. Und da war ein Bild, das ihm der hölzerne Vogel übermittelt hatte, zusätzlich zu dem schmerzhaften magischen Schlag.
    Nicole war getötet worden!
    Er hatte es durch die Augen der Mörderin gesehen, wie sie Nicole über die Reling schleuderte, auf die große Radschaufel des Schiffes zu! Die Chance, daß Nicole diesen Anschlag überlebte, war gleich Null.
    Zamorra wollte sich wieder erheben. Aber er schaffte es nicht!
    Was ist mit mir los? fragte er sich erschreckt. Warum kann ich mich nicht bewegen?
    Er konnte es, aber nur langsam und schwerfällig. Ihm war, als sei jede Kraft aus seinen Muskeln gewichen. Es bedurfte erheblicher Anstrengung, sich aufzurichten. Er taumelte, als er zu gehen versuchte. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, und er sah wieder Nicole vor sich, wie sie blitzschnell über die Reling nach unten verschwand…
    Zamorra drehte den Kopf und starrte den hölzernen Vogel an. »Du Bestie«, murmelte er. »Du verdammte Bestie… du Killer-Vogel!«
    Er wollte das Amulett einsetzen. Aber er brachte es nicht fertig. Er konnte es nicht dazu bringen,

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