0374 - Der Vogeldämon
Gedankenstimme vernommen, die behauptete: Du bist getäuscht worden! Der Dämon ist nicht tot!
Es mußte das Amulett gewesen sein, das ihm diese Mitteilung machte. Seit einiger Zeit machte es sich öfters in dieser Form bemerkbar. Es war Zamorra, als würde die von Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffene Silberscheibe eine Art eigenes Bewußtsein entwickeln…
Er hatte nur bisher noch nicht die Zeit gefunden, es zu ergründen. Es war immer etwas dazwischengekommen…
Aber wie auch immer — er mußte jetzt also damit rechnen, daß es den Dämon noch gab, obgleich er im magischen Feuer verbrannt war! Das erklärte auch die Aktivitäten des Vogelmannes. Er mußte immer noch mit seinem Herrn und Meister in Verbindung stehen und dessen Befehle ausführen…
Zamorra wirbelte zu Abdul Nasir herum. »Ich habe eine Bitte… Ihr Jeep ist geländegängig. Bevor Sie den Isuzu abschleppen… können Sie mich noch in die Savanne hinaus fahren?«
Der Araber runzelte die Stirn und schob den Kaugummi, den er hingebungsvoll mit bräunlichen Zahnstummeln bearbeitete, wieder von links nach rechts.
»Ich verstehe nicht«, sagte er. »Was wollen Sie denn nun, Monsieur Zamorra? Ich bin mir nicht sicher, ob Sie wirklich wissen, was Sie wollen und wer Sie sind…«
»Ich bezahle Sie dafür«, sagte Zamorra. Er zog einige größere Geld-Scheine aus der Brieftasche. »Wieviel wollen Sie haben? Bestimmen Sie den Preis.«
Nasirs Augen wurden groß, als ein Schein nach dem anderen erschien. Zamorra bot ihm glatt einen halben Monatsverdienst an.
»Allah ist groß und weiß, daß ich ein verdammter Narr bin«, sagte Nasir. »Aber Allah belohnt auch die, die ihren Mitmenschen helfen. Und eine großzügige Bezahlung erlaubt sogar, einem Giaur zu helfen, der den Verstand verloren haben muß.« Er zupfte Zamorra die Geldscheine aus der Hand. »Steigen Sie ein und zeigen Sie mir den Weg, den ich fahren soll.«
»Immer den Spuren nach, bis ich stopp sage«, forderte Zamorra. Seine Hand umklammerte den Dhyarra-Kristall, der in seiner Tasche steckte. Seit er wußte, daß Nicole noch lebte, erfüllte ihn das mit neuem Schwung. Er lebte wieder auf, und er war bereit, dem Vogeldämon ein zweites Mal entgegenzutreten. Der konnte doch nicht unsterblich sein wie Phönix! Zamorra kannte nur einen Dämon, der sich nur besiegen, nicht aber töten ließ -Grohmhyrxxa, das Monster mit dem Fliegenkopf. Aber Grohmhyrxxa war einmalig in seiner Art. Und vor allem war er nicht hier…
Jeder andere Dämon aber ließ sich unschädlich machen.
Irgend eine Möglichkeit gab es garantiert…
Der Jeep rumpelte dem Baumkreis entgegen, in dem der Dämon hauste…
***
Oben auf der Kommandobrücke trat der Kapitän der »Stern der Serengeti« aus seinem Kommandostand ins Freie. Er hielt ein großkalibriges Gewehr in den Händen. Er war einer der wenigen an Bord, die sich von dem Geschehen nicht in innerlichen Aufruhr versetzen ließen. Er legte an, zielt sorgfältig und wartete auf seine Chance. Als er sicher sein konnte, weder Nadine noch Pascal treffen zu können, drückte er ab. Blitzschnell repetierte er durch und feuerte noch zwei weitere Schüsse ab.
Jeder Schuß saß.
Der Vogel stieß einen schrillen Schrei aus. Seine Klauen lösten sich. Nadine und Pascal stürzten ins Wasser. Der Vogel taumelte, flatterte und begann sich zu verwandeln. Seine Federn bildeten sich zurück, sein Körper streckte sich…
Unwillkürlich schoß der Kapitän ein viertes Mal.
Diesmal verfehlte die Kugel ihr Ziel. Aber der Vogelmensch stürzte ohnehin schon ab. Unweit seiner beiden Opfer, die er hatte loslassen müssen, klatschte er ins Wasser und versank sofort.
Der Kapitän setzte das Gewehr ab. Er war bleich geworden. Mit der Verwandlung des Riesenvogels hatte er nicht gerechnet. Sie setzte ihm nun doch erheblich zu. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder so weit unter Kontrolle hatte, daß er Befehle erteilen konnte.
Endlich kam Leben in die Besatzung. Zwei Beiboote wurden gewassert. Matrosen ruderten los, um die ins Wasser gestürzten Menschen zu bergen.
Als sie Linda Cray in eines der Boote zogen, konnte Nicole endlich ihren magischen Griff lösen. Sie war erschöpft. Viel länger hätte sie es nicht mehr geschafft. Eigentlich war es keine große Anstrengung, Linda über Wasser zu halten - aber der vorhergehende Kampf um ihr Leben, die Suche in der Wassertiefe, hatte sehr viel Kraft verbraucht.
Nicole riß sich Mütze und Sonnenbrille vom Kopf. Langsam
Weitere Kostenlose Bücher