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0374 - Die Macht des Sepulveda

Titel: 0374 - Die Macht des Sepulveda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hoffnung.
     
    *
     
    Der Nabenturm wirkte wie eine unregelmäßige Ansammlung ferner Sterne. Hier, wo nur das gesehen wurde, was künstlich beleuchtet war, gingen sämtliche Entfernungsschätzungen wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten verloren.
    Nur weil der Oberst und seine Begleiter die Konstruktion der Weltraumbahnhöfe genau kannten unterlagen sie nicht dem Irrtum, die erleuchteten Bullaugen des Turms für weit entfernte Sonnen zu halten.
    Während sie weiterhin mit voller Triebwerksleistung auf das 6,5 Kilometer durchmessende Gebilde zujagten, überlegte Yulsman Kirkpatrick verzweifelt, wie sie unbehelligt die Distanz von der oberen Turmspitze zu dem zehn Kilometer darüber schwebenden Schiff überwinden könnten.
    Diese zehn Kilometer waren ihre größte Gefahr. Etwa zwei Drittel der Strecke konnten die Geschütze der Maahks bestreichen, ohne Turm oder Raumschiff zu gefährden. Und bei den vorzüglichen Ortungsanlagen der Station würde auch die Benutzung von Deflektoraggregaten keine Sicherheit bieten.
    „Vielleicht sollten wir versuchen, in den Turm einzudringen", sagte Leutnant Sulihac atemlos.
    „Nein!" widersprach Betty Toufry. „Ich habe inzwischen die Gedanken der Gefangenen sondieren können. Der Schlüssel zu allem liegt in dem Schlachtschiff über uns. Mit seinem Erscheinen fing alles an."
    „Man wird uns abknallen wie die Hasen!" keuchte Ambros Sulihac.
    Darüber war sich Kirkpatrick ebenfalls klar. Und er wußte auch, daß er das Leben der Mutantin nicht aufs Spiel setzen durfte. Gerade wollte er befehlen, Sulihac sollte mit der Mutantin in die Turmspitze einzudringen versuchen, während er zum Raumschiff vorstieße, da meldete Betty aufgeregt, die Ortungsanlagen der Station würden von der RUBICON aus gestört.
    „Woher wollen Sie das wissen?" schrie Yulsman Kirkpatrick zornig. Er glaubte an einen Bluff mit dem Zweck, ihn zu dem dreifachen Risiko zu bewegen.
    „Chiarini!" rief die Mutantin zurück. „Er denkt konzentriert daran. Sonden! Man hat Sonden abgeschossen, die eine Überlagerungsstrahlung aussenden."
    Chiarini! dachte Yulsman. Dieser alte Fuchs muß einen sechsten Sinn besitzen. Er konnte doch nicht wissen, wie es ihnen ergangen war. Einzig und allein das Ausbleiben der Funksprüche mußte ihn stutzig gemacht haben.
    „Wir fliegen um den Turm herum und steigen an der anderen Seite auf!" befahl er hastig.
    Kurz darauf mußten sie mit vollen Werten abbremsen, um nicht an dem Turm zu zerschellen. Die erleuchteten Bullaugen huschten gespenstig an ihnen vorbei, als sie das mächtige Bauwerk umrundeten. Das scheinbare Fehlen einer Wandung verleitete zu dem unbewußten Impuls, zwischen den Lichtern hindurchfliegen zu wollen. Es kostete Mühe, diesen Impuls zu unterdrücken.
    Sie vollführten eine halbe Spirale und stiegen dann auf.
    „Volle Beschleunigung für fünf Sekunden, dann abschalten!" befahl Yulsman. Er wollte den soeben erkannten Vorteil nicht dadurch verspielen daß sie den Maahks durch die Triebwerksgluten ein optisches Ziel boten.
    Die Turmspitze huschte an ihnen vorbei, dann befanden sie sich im freien Raum. Ihre Geschwindigkeit blieb gleich, denn der Raum bot keinerlei Widerstand, und ihre Antigravaggregate machten sie zusätzlich gewichtslos.
    Schweigend stiegen sie zu ihrem unsichtbaren Ziel empor. Kirkpatrick machte nach einer Weile eine schwache Infrarotstrahlung aus, die von seinem Mehrfach-Meßgerät angezeigt wurde.
    Er atmete auf.
    Nun konnten sie ihr Ziel nicht mehr verfehlen. Außerdem würde die Infrarotstrahlung des Schlachtschiffes ihre eigene - viel geringere Infrarotstrahlung „verschlucken".
    Dennoch kam es ihm seltsam vor, daß die Maahks so gut wie überhaupt nicht auf ihre Flucht reagiert hatten. Die Wasserstoffatmer galten nicht nur als hochintelligent, sie waren mit ihrer glasklaren Logik noch bessere Praktiker als die Terraner. Eigentlich hätten sie mindestens ein Dutzend Maßnahmen zur Verhinderung der Flucht ergreifen müssen.
    Kaum hatte der Oberst es gedacht, da blitzte es unter ihnen auf. Die Midway Station veranstaltete ein lebensgefährliches Feuerwerk. Ringsum wurde die Nacht des Leerraumes von explodierenden Projektilen zerrissen. Blauweiß leuchtende Glutwolken breiteten sich aus.
    Nach dem ersten Schreck entspannte Kirkpatrick sich wieder.
    Die Abwehrbatterien der Station schossen nicht nach ihnen. Offenbar versuchten sie, die von der RUBICON ausgesetzten Störsonden zu vernichten. Das energetische Gewitter sparte genau jenen Raum

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