0377 - Dämonenkrieg in Frisco
werden.«
»Aber was hilft uns das?« fragte Su Ling. »Dämon ist Dämon. Und hier kommt es mir besonders schlimm vor. Sie tyrannisieren ganz Chinatown. Ich bin sicher, daß diese Mieterhöhung, die man uns aufzwingen will, nicht nur dieses Haus betrifft.«
»Sie werden überall zupacken, wo es sich lohnt und wo es abzusehen ist, daß die Forderungen durchsetzbar sind«, nickte Nicole. »Sie werden wohl auch das organisierte Verbrechen kontrollieren. Anderswo führt die Màfia Regie, hier sind es die Tongs. Ich weiß nicht, was besser ist…«
»Mafiosi kann man mit kriminalistischen Mitteln bekämpfen«, sagte Zamorra. »Das dürfte manchmal einfacher sein. Wie soll man einen Dämon verhaften, der die Handschellen zerschmelzen läßt und entweicht? Wie soll man Beweise finden und Spuren sichern, wenn sie noch während des Auffindens manipuliert werden?«
»Diese theoretischen Überlegungen bringen uns nicht weiter«, sagte Nicole. »Wir müssen etwas tun. Am besten wäre es, wenn wir Su nach Caermardhin schicken und dann in aller Ruhe hier aufräumen.«
»Was soll ich in Caermardhin?« fragte die Dolmetscherin erstaunt.
»Deinem Wang um den Hals fallen, was sonst?« fragte Zamorra. »Hat er sich noch nicht bei dir gemeldet? Er hat bei seinem Boß in der Hölle fristlos gekündigt und wohnt jetzt in Merlins Burg in Wales.«
»Aber warum ist er dann nicht hierher gekommen?« staunte Ling mit großen Augen.
»Weil er weiß, daß er gejagt wird. Er wird dich nicht gefährden wollen. Aber du bist hier gefährdet, Ling. Du solltest dich wirklich in den Schutz von Caermardhin begeben.«
Sie schüttelte den Kopf.
»San Francisco ist meine Stadt«, sagte sie leise. »Ich möchte hier nicht fortgehen.«
»Sagte ich es nicht?« fragte Nicole kopfschüttelnd.
»Wir werden uns diesen Tong-Clan einmal näher ansehen«, sagte Zamorra. »Mich interessiert, wie die anderen Einschüchterungen sich abgespielt haben. Und anschließend rücken wir den Tongs auf den Hals. Sie werden ja wohl eine hochoffizielle Anlaufadresse haben, bei der wir vorstellig werden können.«
»Hochoffiziell?« staunte Su Ling. »Ist das nicht leichtsinnig?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Wir werden es so machen, daß sie uns bei diesem Besuch noch nicht angreifen können«, sagte er. »Gleichzeitig kann ich aber sondieren, wie stark sie sind. Und dann kommen wir durch die Hintertür zurück und sacken sie ein.«
»He, das klingt aber sehr optimistisch«, sagte Su. »Nimmst du dir da nicht etwas zuviel vor? Solche Sprüche kenne ich aus dem Fernsehen, aber in der Wirklichkeit dürfte es doch etwas anders aussehen. Wenn ich da an unser China-Abenteuer denke, oder an diese Hexe, die mich kürzlich umbringen wollte…«
»Da«, stimmte Nicole Zamorra zu, »wußten wir nicht, mit wem wir es genau zu tun hatten. Hier wissen wir es. Natürlich wird es nicht ganz so einfach sein, wie Zamorra hier behauptet. Aber es dürfte kein Problem sein, den Tong-Dämonen ein wenig auf die Zehen zu treten.«
»Euer Wort in Buddhas Ohr«, murmelte Su Ling skeptisch.
***
Als das Telefon summte, hob Tong Wai ab. Er war überrascht, schon wieder von La-Mon zu hören, der ihn doch erst vor einigen Minuten heftig zurechtgewiesen hatte.
»Diese Su Ling hat Besuch erhalten«, sagte das Oberhaupt der Dämonenfamilie knapp. »Von einem französischen Parapsychologen, wie Ming herausfand. Es handelt sich um einen gewissen Professor Zamorra.«
Der Name sagte Wai nichts.
»Aber mir sagt er eine ganze Menge, Wai«, erwiderte La-Mon. »Professor Zamorra ist unser aller Feind. Er ist ein Dämonenjäger, leider auch noch ein recht erfolgreicher.«
»Das hat Ming ermittelt?« staunte Wai. »Dann müssen wir Ming beseitigen, denn er könnte die richtigen Schlüsse ziehen…«
»Nicht Ming fand es heraus. Mein Wissen gehört zur Allgemeinbildung. Zamorra ist ein Mann, den man kennen muß. Und man muß ihn fürchten, denn er ist überaus gefährlich. Wai, du weißt, was es bedeutet, daß dieser Dämonenjäger bei Su ist?«
»Sie geht in die Offensive«, murmelte Wai betroffen. »Sie wartet nicht ab, sondern schlägt sofort zurück. Sie hat diesen Dämonenjäger geholt, um ihn auf uns zu hetzen.«
»In der Tat«, sagte La-Mon. »Und du weißt auch, was die Ursache dafür ist, nicht wahr? Die stümperhafte Art, wie du in der letzten Nacht vorgegangen bist, hat dich als magische Person verraten - beziehungsweise mich, aber das spielt in diesem Fall keine Rolle. Alle
Weitere Kostenlose Bücher