0377 - Der letzte Gast kam aus Sing-Sing
alle Schritte, die mit der Fahndung zu tun hatten.
Phil und ich wollten Sids Freundin Frances auf suchen, aber sie war nicht da. Ein Nachbar erzählte uns, die junge Frau habe mittags die Wohnung mit zwei Koffern verlassen.
Wahrscheinlich hatte Frances mit Sid zusammen die Stadt verlassen wollen. Nun war nichts daraus geworden.
Phil erzählte mir, was er bei unserem Chef, Mr. High, noch an Einzelheiten über Ironface erfahren hatte. Wir wussten jetzt eine ganze Menge über ihn, nur nicht, wo er sich aufhielt.
Dann teilten wir uns. Phil Decker bekam den Auftrag, beim Lokalblatt vorzusprechen. Er sollte sich einen bestimmten Reporter vorknöpfen. Mir war nämlich eine Idee gekommen.
Ich suchte mir die Adresse des Beamten heraus, der den Fall Findlay vor vier Jahren bearbeitet hatte.
***
Zwanzig Minuten später läutete ich an einem kleinen Häuschen mit Garten. Idyllisch am Rande Newarks gelegen, passte es eher zu einem pensionierten Biologieprofessor als zu einem Kriminalpolizisten.
Um die Hausecke schob sich zuerst ein Rasenmäher, dann sein Besitzer. In Jeans und Unterhemd hatte der Mann etwas Behäbiges an sich.
Ich stellte mich vor, und er lud mich mit einer Handbewegung auf die Terrasse ein. Ein paar Büchsen Budweiser Bier standen griffbereit.
»Sie haben doch vor vier Jahren die Ermittlungen gegen Findlay abgeschlossen«, begann ich. »Sind Ihnen dabei irgendwelche Verbindungen zur Unterwelt bekannt geworden, für die Sie keine Beweise hatten?«
Sinnend sah er auf seine Fußspitzen.
»Sie wissen, Agent Cotton, bloße Vermutungen sind bei unserem Beruf nicht gefragt. Entweder man kann eine Aussage beweisen, oder man hält den Mund.«
»Es gibt also doch Dinge, die Sie erfahren haben, von denen aber nichts in den Akten steht?«
»Ja. Aber das nützt Ihnen wohl heute nichts mehr.«
»Magee S. Findlay ist ein mehrfacher Mörder«, sagte ich hart, »jeder Hinweis kann uns weiterbringen und vielleicht einem Menschen das Leben retten.«
»Ich weiß. Vielleicht wissen Sie noch nicht, dass ich seit einem halben Jahr kaltgestellt bin. Ich weiß bis heute noch nicht, von wem das ausging. Gerade zu dieser Zeit hatte ich einem Reporter Einzelheiten über den Fall erzählt.«
»Und sind sie veröffentlicht worden?«, fragte ich schnell.
»Niemals. Ich habe von dem Journalisten nichts mehr gehört.«
»Was waren das für Details?«
»Ironface hatte drei Komplizen bei dem Raubüberfall auf den Kassenboten«, sagte der Cop und zündete sich eine Virginia an. »Ich war überzeugt davon, dass sie mit Ironface Kontakt hielten, als er in der Untersuchungshaft saß. Sie brachten ihn dazu, den Mund zu halten. Er bekam zwar die Höchststrafe, war aber sicher, nach seiner Entlassung eine Viertelmillion Dollar auf einem Konto zu finden.«
»Und wo mögen sich die Komplizen verborgen halten?«
»Wenn ich das wüsste«, sagte er lächelnd und stand auf, »dann wäre ich heute Polizeipräsident und hätte den Verdienstorden I. Klasse.«
Ich hatte noch eine ganze Reihe weiterer Fragen auf dem Herzen, doch ich bekam nicht die Antworten, die ich gern gehabt hätte.
Mein Gesprächspartner war jedoch überzeugt davon, dass Findlay Newark nicht verlassen hatte. Es war bei ihm mehr eine Gefühlssache als eine durch Tatsachen untermauerte Gewissheit.
Es gibt viele Verbrecher, die sich nicht von ihrem ehemaligen Tatort trennen können, das ist eine alte Weisheit.
Als ich mich verabschiedete, brummte er: »Viel Glück, Agent Cotton.«
Aber mit Glück allein war Ironface nicht zu fassen.
***
Phil hatte mehr Erfolg. Er traf den Gerichtsreporter der Newark News in der Redaktion an.
»Fred Born heiße ich«, sagte er und lockerte den Krawattenknoten. »Was verschafft mir die Ehre?«
Phil ließ sich alle alten Artikel ausgraben, die sich mit dem Prozess gegen Findlay beschäftigten.
»Eure Kollegen damals waren etwas mundfaul«, konnte sich Fred nicht verkneifen zu sagen.
»Das wird Ihren Ehrgeiz nur umso mehr angefacht haben«, meinte Phil trocken.
Er ackerte sich durch das umfangreiche Material durch. Eine Menge versteckter Andeutungen war zwischen den Zeilen zu lesen!
»Haben Sie herausbekommen, wer die Komplizen von Ironface waren?«, fragte Phil neugierig.
»Ich weiß, dass sie alle aus New York kamen. Die Spuren führten in das Nachtleben der 44. Straße. Dort stand aber eine Mauer des Schweigens.«
»Und wer baute sie?«
»Eine Reihe von Leuten, die mit der Automatic vertrauter als mit dem Gesetzbuch sind«,
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