0377 - Die Wüste der strahlenden Steine
erkundigte sich Chuzijew spöttisch.
„Dazu müßten Sie schon sein Händchen halten."
„Offenbar sehen Sie jetzt wieder besser, was hier vorgeht", antwortete Rhodan ruhig.
„Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: den Mut des Urths oder Ihre Unfähigkeit, sich in seine Lage zu versetzen, sagte Chuzijew bissig.
Rhodan lächelte. Allmählich gewöhnte er sich an die Art des Professors. Chuzijew sehnte sich wahrscheinlich nach der Einsamkeit des Meeresgrundes zurück. Er war auf seine Art noch komplizierter als der Urth.
„Ich brauche Ihre Hilfe, Major", sagte Rhodan zu Dephin. „Bringen Sie den Paladin hierher. Heben Sie mich zur Schleuse hinauf, damit der Urth sieht, was wir vorhaben."
„Er wird nicht begeistert sein wenn der Roboter sich ihm nähert", vermutete der siganesische Major.
„Versuchen wir es", sagte Rhodan.
Wie Rhodan befürchtet hatte, zog sich der Eingeborene ein paar Meter zurück. Er hielt jedoch den Kopf außerhalb des Panzers und sah neugierig zu, wie Rhodan von dem Paladin hochgehoben und vor die offene Schleuse gestellt wurde.
Rhodan blickte aus der Schleusenkammer hinab. Der Urth hatte soeben etwas gesehen, was ihm wie ein Wunder vorkommen mußte. Das konnte dazu führen, daß er in den fremden Besuchern gottähnliche Wesen sah. Auf eine solche Einstellung legte Rhodan jedoch keinen Wert, denn er versprach sich von einer echten Partnerschaft mit den Satyatanern weitaus mehr.
„Setzen Sie mich wieder auf den Boden", sagte Rhodan.
Dephin führte den Befehl aus.
„Der Urth wird sterben, wenn Sie den Paladin mit ihm in gleicher Weise verfahren lassen", prophezeite Chuzijew.
„Wenn er seine Furcht vor großen Höhen überwunden hat, wird er sich gern tragen lassen, entgegnete Rhodan.
„Er hat sie aber noch nicht überwunden", ereiferte sich Chuzijew.
„Fangen Sie an, Major", sagte Rhodan, ohne länger auf die Einwände des Wissenschaftlers zu hören. „Sie dürfen den Urth jedoch nicht mit Gewalt hochheben. Er muß sich freiwillig zu diesem Wagnis entschließen."
Der Paladin machte ein paar Schritte auf den Eingeborenen zu. Die zuschauenden Urths gerieten in maßlose Erregung. Sie errieten, welches Schauspiel ihnen nun bevorstand, und hatten offenbar die gleichen Bedenken wie Chuzijew. Rhodan versuchte sich vorzustellen, was im Gehirn des Urths jetzt vorging. Der Eingeborene mußte uralte Ängste überwinden. Er hatte jedoch kaum Zeit zum Nachdenken, so daß er wahrscheinlich nicht alle sich aus seiner Handlungsweise ergebenden Konsequenzen erkannte.
Der Kopf des Urths verschwand unter der Panzerhülle, als der Paladin sich bückte.
„Vorsicht, Major!" warnte Rhodan. „Lassen Sie ihm Zeit."
„Vielleicht ist jetzt die beste Gelegenheit", meinte Dephin. „Der Bursche kann nichts sehen, wenn er den Kopf unter den Panzer steckt."
Rhodan preßte die Lippen zusammen. Wenn dem Urth etwas zustieß, konnte es nie eine Freundschaft zwischen Terranern und Satyatanern geben.
Dephin ließ den Paladin entschlossen zugreifen.
Rhodan hörte ein paar schrille Rufe der zuschauenden Urths, dann lag der Satyataner bebend in der Schleusenkammer.
„Treten Sie zurück!" befahl Rhodan den Thunderbolts „Wir müssen jetzt schnell zur CREST."
Der Paladin ließ sich wieder auf der Oberfläche der Space-Jet nieder, während Rhodan die Zentrale des kleinen Schiffes betrat und die Schleuse zugleiten ließ. Er konnte sich jetzt nicht um den Urth kümmern denn jede Sekunde war kost bar. Der Eingeborene mußte schnell in eine Hochdruckkammer.
Als die Space-Jet vom Boden abhob, wußte Rhodan, daß es mindestens hundert angstvoll wartende Urths zurückließ.
„Beobachten Sie die Eingeborenen mit der Sonde", befahl er Chuzijew. „Ich will wissen, was während meiner Abwesenheit auf Satyat vorgeht."
Der Anthropologe verlieh seiner Zustimmung mit einem derben Fluch Ausdruck.
„Bereitet eine Hochdruckkammer vor", sagte Rhodan zu Atlan. „Ich befürchte, daß unser Freund bewußtlos ist, wenn wir ankommen. Dephin wird ihn zur Kammer transportieren."
„Wir haben bereits dafür gesorgt, daß unser Gast ein paar angenehme Stunden an Bord unseres Schiffes verleben kann", erwiderte Atlan. „Du mußt ihn nur lebend zu uns bringen."
Hinter dieser Bemerkung verbarg sich die tiefe Sorge des Arkoniden über die Weiterentwicklung des Satyat-Projekts. Rhodan kannte seinen Freund lange genug, um den Unterton in dessen Stimme herauszuhören. Auch Atlan war sich darüber im klaren, daß sie nur
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