0378 - Mörder-Totem
fette Brocken in die falschen Hände geraten, aber das lag wohl daran, daß bei Möbius ein Manager namens Skribent in eine andere Tasche arbeitete…«
»Du meinst… den Rest hat die DYNASTIE DER EWIGEN kassiert?« fuhr Zamorra auf.
Tendyke nickte.
»Schön, ihr hattet das Geld«, sagte Nicole. »Bei Möbius ist mir das klar. Er hatte schon ein Wirtschaftsimperium hinter sich stehen, das ihm den Rücken stärkte. Aber wie kommt ein Operettencowboy wie du an die nötigen Milliarden? Verdient man bei Dschungelexpeditionen soviel? Im ›Who is who‹ habe ich deinen Namen unter dem Stichwort Goldesel nämlich noch nie gelesen…«
»Das liegt wohl daran, daß ich es vorziehe, total im Hintergrund zu bleiben«, sagte er. »Geld an sich interessiert mich absolut nicht, nicht einmal, wie es verdient wird. Es ist schön, welches zu haben, es ist scheußlich, Steuern zahlen zu müssen. Aber ich rede auch nicht gern darüber. Ich denke, ich habe heute genug Neugierde befriedigt. Vertiefen wir das Thema also nicht weiter, ja? Übrigens soll ich euch Grüße von Stephan Möbius ausrichten. Ich habe vorhin mit ihm telefoniert. Er fliegt heute nach Frankfurt zurück und läßt bestellen, ihr solltet nicht so großzügig mit den Spesen sein.«
Zamorra zuckte mit den Schultern. Es wechselte einen kurzen Blick mit Nicole. Ganz zufrieden waren sie mit den Auskünften beide nicht, aber wenn Tendyke nicht darüber reden wollte, war das seine Sache. Nicole hatte gehofft, ein weiteres Stück des Schleiers werde heute gelüftet, aber dem war wohl nicht so…
»Ich habe da selbst auch etwas auf dem Herzen«, sagte Tendyke. »Ich wurde nämlich heute auch angerufen, von jemandem, dem ich mal einen Gefallen getan habe. Er steckt diesmal in einer Klemme anderer Art. Und ich schätze, wir werden uns darum kümmern müssen.«
»Wir?« Zamorra hob die Brauen.
»Hör’s dir erst einmal an«, bat Tendyke und begann zu erzählen. Von dem friedlichen Stamm der Hopi-Indianer in ihrem Reservat in Arizona. Von den seltsamen, bizarren Morden. »Häuptling White Spear fragte, ob ich ihm nicht irgendwie helfen könne. Er hält den Mörder für besessen. Und ich bin ebenfalls dieser Ansicht. Jemand, der sein Gebiß als Mordwaffe einsetzt, kann doch nicht normal sein… da steckt mehr hinter.«
»Werwolf«, sagte Zamorra spontan. »Oder Wer-Coyote… oder was immer es in Arizona für Raubzeugs gibt, in das Menschen sich verwandeln können. Tiermenschen gibt es unter den Indianern recht häufig, oder wußtest du davon nichts?«
»Ist auch eine Möglichkeit«, sagte Tendyke. »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Mir klingen noch White Spears Worte im Ohr, deshalb kam ich zuerst auf Besessenheit. Was haltet ihr davon? Fliegen wir hin und schauen uns die Sache an, ja?«
Nicole stützte sich auf die Ellenbogen. »Und Su Ling bleibt hier ungeschützt zurück?«
Die Chinesin zuckte erschrocken zusammen.
»Was heißt hier ungeschützt?« fragte Tendyke gelassen. »Bisher hat’s noch kein Dämon geschafft, dieses Grundstück zu betreten.«
»Von fliegenden Krokodilen mal abgesehen«, spottete Nicole.
»Ach, das«, winkte Tendyke ab. »Das hatte aber doch andere Ursachen.«
»Fliegende Krokos? Gibt es denn so etwas überhaupt?« staunte Su Ling.
»Natürlich nicht«, sagte Tendyke. »Es handelte sich in Wirklichkeit um fliegende Alligatoren. Nicole verwechselt die lieben Tierchen immer.«
Die Chinesin sah ihn verwirrt an. Ihr war nicht ganz klar, ob es sich um einen Scherz handelte oder nicht, aber als sie dann Nicole ansah, erkannte sie den Ernst in ihrem Gesicht. »Ich glaube nicht, daß dein Landhaus hier absolute Sicherheit bietet, und wir müssen damit rechnen, daß die Schergen der Hölle die Spur aufgenommen haben und herausfinden, wohin Su Ling mit uns geflogen ist. Wenn wir so etwas können, dann die Hölle erst recht. Und weil wir nicht genau wissen, wie lange wir bei den Hopi zu tun haben werden, könnte es sein, daß wir zurückkehren, und der Überfall hat bereits stattgefunden.«
»Monica und Uschi können ja auf Ling aufpassen«, bot Tendyke an.
»Das könnte dir so passen«, fuhr Monica auf. »Wir kommen selbstverständlich mit! Wer sagt dir denn, daß du keinen Telepathen benötigst, um die Wahrheit herauszufinden?«
»Das ist mir aber gar nicht recht«, erwiderte der Abenteurer und sah erst Monica, dann Uschi durchdringend an.
Was ist denn hier plötzlich los? fragte sich Zamorra, der Tendykes Ablehnung nicht so recht
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