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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Die
Australierin schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Warum haben Sie
nicht zu fliehen versucht ?«
    »Zu fliehen,
von diesem Staubkorn im Ozean ?« Er lachte leise. »Die
Insel ist eine Falle. Wer einmal drin sitzt, kommt nicht mehr raus. Bis zur
nächsten Insel schwimmen? Wissen Sie, wie weit das ist? Und dann die Eingeborenen.
Sie sind überall; es ist ziemlich unmöglich, ungesehen durch das Dorf zu
kommen. An der Anlegestelle unten am Meer ist immer jemand. Der einzig sichere
Platz für mich war bisher das Innere des Berges .«
    Die
Reporterin schüttelte den Kopf. »Aber wenn Sie oft wochen- oder gar monatelang
hier ausharren mußten, bis Sie wieder mal ins Freie konnten, wovon haben Sie
dann gelebt?«
    »Hin und
wieder gab es ein paar Früchte, die ich auf meinen Streifzügen ergatterte. Aber
davon konnte ich natürlich nicht existieren .« Sein
Blick ging hinüber zu den drei fein säuberlich nebeneinanderliegenden Ratten.
»Wenn Ratten von Menschen leben, dann kann es doch auch umgekehrt sein, nicht
wahr ?«
    Jörg Vormann
konnte den Tag und die Stunde, da er auf die Insel gekommen war, genau
benennen. »Zwei Tage danach hatten sie mich schon für die Ratten auserkoren .«
    »Dann sind
Sie jetzt genau elf Monate hier«, sinnierte Helen. »Aber es ist doch
anzunehmen, daß die Eingeborenen nicht ständig fremde Besucher hier haben, die
sie einfach verschwinden lassen. Da sie jedoch eine Schwäche für die Ratten zu
haben scheinen, müssen diese Untiere auch anderweitig versorgt werden .«
    Vormann
nickte. »Sie sind erst seit ein paar Stunden auf der Insel, haben Sie vorhin
gesagt. Da wird Ihnen wohl kaum aufgefallen sein, daß es so etwas wie kranke
und alte Leute gar nicht gibt .«
    »Wollen Sie
damit sagen... ?« Helen wagte es nicht, zu Ende zu
sprechen.
    »Ja! Es gibt
auch keine Bestattung. Wenn einer überraschend stirbt, dann wird er ebenfalls
den Ratten zum Fraß vorgeworfen. Aber das muß nicht immer so gewesen sein. In
einem vertraulichen Gespräch mit einem Eingeborenen konnte ich herausfinden,
daß dieser merkwürdige Rattenkult hier seit etwa fünfzig Jahren Brauch ist. Es
sieht beinahe so aus, als wäre mit dem Auftauchen Sams alles anders geworden.
    Die
Eingeborenen bringen seit jener Zeit Opfer an die Ratten. Sie erkaufen sich
dadurch die Gewißheit, von den Schädlingen, denen sie normalerweise hilflos
ausgeliefert wären, in Ruhe gelassen zu werden. Ich brachte diese Dinge von
Anfang an mit Sam in Verbindung. Überall auf der Insel bestätigte man mir auch,
daß es ihn gibt und daß er lebt. Jeder wollte mich hinbringen, aber keiner tat
es. Als ich es auf eigene Faust versuchen wollte, war es schon zu spät .«
    Vormann erzählte
nun von seinem schwierigen Leben hier in der Höhle. Er bestätigte Helen Powell,
daß er zu einem günstigen Zeitpunkt den Versuch unternommen hätte, die nicht
einmal sehr weit entfernt liegende Hütte des angeblich noch lebenden Sam zu
erreichen. Eingeborene hätten ihn daran gehindert.
    »Dann weiß
man also, daß Sie noch am Leben sind ?« entfuhr es der
Reporterin.
    »Das ist
anzunehmen. Aber man unternimmt nichts. Irgendwann, so denkt man sich wohl,
werden die Ratten doch noch siegen. Und an dieser Theorie scheint etwas Wahres
zu sein. Während der letzten Tage haben die Nager immer wieder Angriffe auf den
Eingang unternommen. Eines Tages haben sie sicher Erfolg .«
    Er schwieg
und wandte den Kopf in Richtung des massiven Felsbrockens, den er vorhin vor
den Eingang geschoben hatte. Dahinter machten sich die ganze Zeit über schon
die Bewohner dieses Labyrinths, die großen, unheimlichen Ratten, bemerkbar.
    Helen schlug
die Hände vors Gesicht und wandte sich ab.
    »Sie brauchen
keine Angst zu haben«, tröstete Vormann sie. »Bisher ist immer alles
gutgegangen .«
    Er näherte
sich dem Eingang und stemmte sich mit seiner ganzen Kraft dagegen.
    »Sie schaffen
es nicht, noch nicht«, murmelte er. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er fühlte
sich nicht ganz sicher.
    Trotz seines
schwierigen Lebens wollte er nicht sterben. Hoffte er doch noch einmal auf eine
Veränderung seiner Situation?
    »Gibt es
außer diesem Eingang einen zweiten ?«
    Helen wußte
selbst nicht, warum sie ihre Stimme senkte.
    »Es gibt eine
ganze Menge kleiner Löcher und Spalten in der Decke, in den Wänden, aber keinen
so großen Zugang mehr«, antwortete Vormann. »Das Innere des Berges ist
durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Luft und Regen kommen von draußen rein.
Aber

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