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038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen

Titel: 038 - Bis die Ratten dich zerfetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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die Öffnungen sind für die Ratten nicht groß genug .«
    »Ich meinte
es anders«, setzte Helen Powell an.
    »Wegen eines
eventuellen Fluchtversuches?«
    »Ja.«
    Er lächelte
wieder.
    »Sie sollten
froh sein, daß wir in einer so sicheren Höhle untergebracht sind. Wenn die
Ratten kommen, dann soll es eben passieren. Eine Flucht wäre der Weg in einen
sicheren Tod, Miss Helen! Den Eingeborenen entkommen
wir garantiert nicht. Wenn sie uns erwischen, und daran gibt es keinen Zweifel,
flößen sie uns das Zeug ein und werfen uns den Ratten vor. Ich habe das
Schicksal der anderen miterlebt, ich weiß, daß es kein Entrinnen gibt .«
    »Eine
Befreiung müßte höchstens von außerhalb kommen, nicht wahr ?«
    »Von
außerhalb der Insel, ja. Aber leider ist damit wohl nicht zu rechnen. Wenn
natürlich jemand hellhörig werden würde, bestünde eine Möglichkeit, von hier
wegzukommen. Aber die Eingeborenen sind raffiniert. Wenn jemand auf die Insel
kommt, wird er liquidiert, und die Ratten sorgen schon dafür, daß dies spurlos
geschieht .«
    Helen Powell
erzählte dem Deutschen in allen Details von dem Brief, den sie in Melbourne
zurückgelassen hatte.
    Vormann kniff
die Augen zusammen. »Das war keine schlechte Idee von Ihnen. Lassen wir uns
überraschen, ob Ihr Bekannter auch wirklich die Polizei verständigt, wenn Sie
nach vier Wochen nicht heil zurück sind, oder ob er Ihre Geschichte nicht so
phantastisch findet, daß es ihm lieber ist, vielleicht doch erst mal selbst
einen Blick zu riskieren. Und dann geht der Kreislauf weiter, wissen Sie. Aber
ich denke doch, daß wir es gemeinsam noch einige Zeit aushalten werden .«
     
    ●
     
    Edward Croft
verbrachte den Nachmittag mit Studien des Dorfes und der näheren Umgebung.
Obwohl die Eingeborenen ihn ungeschoren ließen, hatte er doch das Gefühl,
ständig beobachtet zu werden. Wie aus dem Boden gewachsen tauchte plötzlich ein
Inselbewohner neben ihm auf.
    Croft befand
sich in der Nähe des Bergpfades.
    Der
Inselbewohner rief dem Australier zu, den Pfad nicht hochzugehen. »Sie wollen
Sam besuchen, nicht wahr ?«
    »Ja. Ich will
wissen, ob er lebt. Es wird die tollste Geschichte, die jemals in der Weekly News zu lesen war oder
sein wird. Ein Hunderzwanzigjähriger erzählt !«
    »Es geht
nicht .« Der Eingeborene war Henry Anne. Seine ernsten,
dunklen Augen waren auf den Weißen gerichtet. »Sam wünscht keine Besuche von
Fremden, die erst kurz auf der Insel sind. Später...«
    Mit diesen
Worten trat ihm der Eingeborene in den Weg. »Gehen Sie zurück ins Dorf !«
    Croft lief
rot an. Er konnte es auf den Tod nicht leiden, wenn man ihm widersprach oder
ihn zwang, etwas anderes zu tun als das, was er sich vorgenommen hatte.
    »Ob heute,
morgen oder übermorgen«, sagte er mit scharfer Stimme. »Das dürfte Ihnen doch
egal sein, nicht wahr? Sam lebt allein, habe ich gehört. Er ist schon sehr alt.
Was ist, wenn er plötzlich stirbt? Jede Stunde kann seine letzte sein .«
    »Sam stirbt
nicht. Er wird immer da sein .«
    »Unsinn«,
stieß Croft zwischen den Zähnen hervor, und er gab dem Eingeborenen einen Stoß
vor die Brust, so daß Henry Anne taumelte. Croft hob den Blick. Auf dem
glatten, schroffen Felsgestein sah er am Ende des schmalen Pfades die kleine,
unter einem Abhang stehende Hütte.
    Henry Anne
war wieder vor ihm.
    »Weg da«,
bestimmte Croft.
    Aber da griff
die Hand des Eingeborenen nach ihm. Der Australier wurde herumgerissen. Die
Augen des Inselbewohners funkelten.
    »Hör zu,
Bastard«, preßte Croft zwischen gelben Zähnen hervor. »Verschwinde! Behandle
mich hier als Gast !«
    Die Faust
Henry Annes zuckte nach vorn. Geistesgegenwärtig duckte Croft sich. Doch durch
seine eigene Körperdrehung verlor er das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.
Wie durch Zauberei hielt er den 45er in der Hand, den er im Gürtel unter dem
Buschhemd verborgen hatte.
    Eine Sekunde
lang war Edward erfüllt von Haß, Zorn und Wut. Diese Sekunde reichte, um sein
Denken auszuschalten und das Lebenslicht von Henry Anne auszublasen.
    Croft drückte
ab. Ein Schuß krachte. Hart und trocken rollte ein Donnerschlag durch den Berg.
Henry Anne griff sich an die Brust, In seine Augen trat ein verwunderter
Ausdruck. Der Eingeborene öffnete die Lippen, als ob er etwas sagen wolle. Aber
kein Laut kam aus seiner Kehle. Anne drehte sich um seine eigene Achse und fiel
auf den staubigen Weg, direkt am Rande der Zypressenplantage. Blut sickerte
zwischen den verkrampften Fingern des Getroffenen

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