038 - Bis die Ratten dich zerfetzen
hindurch.
Erst in
diesem Augenblick schien Croft wieder zu sich zu kommen, und er begriff, was er
angerichtet hatte. Schweiß perlte auf seiner Stirn.
Er mußte die
Leiche verschwinden lassen, überlegte der Australier. Hier in den Bergen war
das eine Kleinigkeit. Ob jemand den Schuß gehört und... Seine Gedanken brachen ab,
als er die Geräusche in der Plantage hörte und die Schatten wahrnahm, die sich
dort von den dichtstehenden Stämmen lösten.
Croft stand
wie angewurzelt.
Es gab Zeugen
der Tat! Die Arbeiter in der Zypressenplantage!
»Es war ein
Unfall !« versuchte Croft sich zu rechtfertigen, obwohl
noch niemand eine Anklage hatte laut werden lassen. »Der Schuß löste sich...«
»Werfen Sie
die Waffe auf den Boden«, forderte einer der Eingeborenen ihn auf. Sein dunkles
Gesicht war dem Australier zugewandt. Wie auf ein stummes Kommando hin schoben
sich die Leute näher. Es waren mindestens zehn.
Ihre
Gesichter waren ernst, und Croft las darin eine Entschlossenheit, die ihm zu
denken gab.
»Laßt mich in
Ruhe !« warnte der Australier. Seine Augen flackerten.
»Wenn einer auch nur noch einen Schritt näher kommen sollte, drücke ich ab !« Drohend brachte er den 45er in Anschlag. Der Hahn
knackte, als er ihn zurückzog. »Seid vorsichtig !«
Entweder nahm
man ihn nicht ernst, oder die Eingeborenen waren eiskalt.
Croft merkte,
daß seine Worte wirkungslos verpufften.
Die lebende
Mauer rückte näher.
Croft wurde
nervös. Sein rechter Zeigefinger spannte sich um den Abzug. Dann drückte der
Reporter ab.
Trocken und
hart bellte der Schuß auf. Eine mehrere Zentimeter lange Stichflamme kam aus
dem Lauf. Der Croft am nächsten stehende Eingeborene schrie auf. Die
Stichflamme versengte seine Haut, und die Kugel, aus allernächster Nähe
abgefeuert, riß ein häßliches Loch mitten in seine Brust. Wie von einer
Riesenfaust getroffen taumelte der Getroffene zurück. Blut quoll zwischen
seinen Fingern hervor, die er auf die Schußwunde preßte.
Zwei, drei
Eingeborene sprangen sofort hinzu und ergriffen den Mörder. Die Waffe wurde ihm
entrissen, die Beine unter seinem Körper weggezogen. Croft lief puterrot an.
Doch so sehr er sich auch bemühte, wieder freizukommen, seine Versuche blieben
ohne Erfolg. Gegen diese Übermacht kam er nicht an.
Die
Inselbewohner banden und knebelten ihn und schleppten ihn ins Dorf zurück.
Eine
unheimliche Stille lag in der Luft. Sie starrten ihn nur an, sprachen nicht mit
ihm. Auf dem Dorfplatz sah er die beiden Männer liegen, die er erschossen
hatte. Man trug ihn daran vorüber, so, als wolle man ihm noch einmal seine
Schandtat vor Augen führen.
Dann schaffte
man ihn in eine muffige, alte Hütte, die genau zwischen zwei bizarren
Felsblöcken stand. Es war ein Schuppen ohne Fenster. Nur eine Tür führte in die
Hütte. Wortlos warf man den Australier auf den staubigen Boden. Ohne sich
weiter um ihn zu kümmern, verließen die drei Männer, die ihn hierher gebracht
hatten, den Schuppen, In der Dunkelheit nahm Croft die Umrisse einiger alter,
klappriger Möbelstücke wahr, die jemand wie alte, nutzlose Kisten in einer Ecke
übereinander gestapelt hatte.
Croft biß
sich auf die Lippen und fing an, seine Armgelenke zu bewegen, zu dehnen und zu
strecken, um die Fesseln aus Pflanzenfasern zu lockern.
Er mußte sich
befreien! Doch das war leichter gedacht als getan. Er war auf sich selbst
gestellt. Nicht einmal auf Helen Powell durfte er hoffen.
Während er an
seinen Fesseln arbeitete, mußte er ständig an die Journalistin denken. Wenn sie
anfing, etwas zu ahnen, dann konnte er hoffen, von ihrer Seite Unterstützung zu
erwarten.
Doch Edward
Croft wurde mit einem Mal das Gefühl nicht mehr los, daß er diese rätselhafte
Insel nicht mehr lebend verlassen würde.
●
Schon zwei
Stunden nach seiner Ankunft auf dem Internationalen Flughafen in Nadi saß Larry Brent dem Polizeichef gegenüber, der den
Fall Warner bearbeitete. X-RAY-3 ließ sich alle Einzelheiten mitteilen.
Schließlich fuhr er noch zu dem Leichenschauhaus, in das man den toten Kapitän
gebracht hatte. Einen von Ratten angefressenen menschlichen Körper hatte er
noch nie gesehen. Er merkte, wie er an einem Kloß in seiner Kehle zu würgen
hatte.
Brent wurde
Einblick in die Protokolle gewährt. Die Aussagen des Matrosen Charly waren
bemerkenswert, aber im Revier tat man sie mit einer Handbewegung ab.
»Er ist der
Meinung, daß die Ratten nicht durch einen Zufall an Bord waren. Selbst wenn wir
das
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