038 - Das zweite Leben des Mortimer K.
große Rolle spielte, sollten wir erst später erfahren. Wir erreichten die Gebäudeecke und sahen, wie der blonde Mann ein Haus betrat.
Er hatte sein Ziel erreicht – und wir mit ihm!
Auf einer Messingplatte neben dem Hauseingang stand: Dr. Clive Jordan – Zahnarzt.
»Zahnarzt?« fragte ich verwundert. »Was will der Wurmkiller denn beim Zahnarzt?«
»In Kürze werden wir es wissen«, erwiderte Vicky.
Wir betraten das Gebäude. Die Tür zur Zahnarztpraxis stand einladend weit offen. Ob sich der Knabe dort drinnen befand? Mal nachsehen, sagte ich mir, schloß meine Finger fester um den Schaft der magischen Streitaxt und trat mit Vicky ein.
Und Sekunden später erlebten wir eine riesengroße Überraschung.
Wir sahen ein hübsches Mädchen. Wir sahen einen toten Mann neben dem Behandlungsstuhl auf dem PVC-Boden liegen.
Wir sahen unseren Freund, den Ex-Dämon Mr. Silver (ihn hätten wir hier am allerwenigsten anzutreffen erwartet). Und wir sahen den blonden Mann, dessen Haut sich soeben verfärbte, und durch dessen Brustkorb sich wieder der rote Wurm bohrte, und der Mr. Silver attackierte…
***
Noel Bannister erwachte mit schrecklichen Kopfschmerzen. Verdammt, man hatte ihn wie einen Anfänger ausgetrickst. Der Taxifahrer gehörte mit zur gegnerischen Brut.
Die Verfolger hatten sie abgehängt, und Bannister hatte sich in Sicherheit geglaubt. Clever eingefädelt, dachte der CIA-Agent.
Damit hatte die Gegenseite wieder einmal ihre Gefährlichkeit unter Beweis gestellt. Solche Pannen passierten Bannister für gewöhnlich nicht.
Sie mußten irgendwie herausbekommen haben, daß er sich auf dem Weg nach London befand. War vielleicht Paul Poones Telefon angezapft worden?
Werde ich je darauf eine Antwort kriegen? fragte sich Noel Bannister, während er sich weiterhin »tot« stellte.
Der Taxichauffeur hätte die Möglichkeit gehabt, ihn gleich zu töten.
Es war nicht geschehen.
Genügte es seinen Feinden nicht, ihn einfach zu vernichten? Was wollte die Organisation des Schreckens noch von ihm?
Bannister hob vorsichtig ein Lid. Der Boden, auf dem er lag, war hart – und staubig, wie er erkennen konnte. Dann sah er die beiden Männer wieder, die im schwarzen Mercedes gesessen hatten.
Der Taxifahrer war nicht da, aber die beiden Männer schienen auf ihn zu warten.
Lagerhaus, dachte Noel Bannister. Hier haben sie dich vorläufig abgelegt, und nun warten sie auf neue Weisungen des Chefs. Was wird Professor Kull sagen?
Der Professor war gründlich in allem – speziell aber dann, wenn es um die Erledigung eines gefährlichen Feindes ging, und Noel Bannister mußte er als gefährlich einstufen.
Ganz langsam bewegte sich der CIA-Agent, um zu testen, ob er gefesselt oder irgendwie festgebunden war.
Sie hatten ihn nicht gebunden. Bannister beobachtete seine Wärter.
Sie kümmerten sich nicht um ihn, rauchten und unterhielten sich.
Sie vertrauten zu sehr auf die Wirkung des Betäubungssprays, rechneten nicht damit, daß ein widerstandsfähiger Mann wie Noel Bannister damit schneller fertig wurde als normale Leute.
Bannister war in den Trainingscamps der CIA halb tot geschliffen worden. Man hatte ihm beigebracht, selbst unter den schwierigsten Bedingungen zu überleben, und er hatte diese aufreibenden Lehrgänge stets als einer der Besten abgeschlossen.
Man konnte ihn ohne Waffen und Verpflegung in irgendeinem Urwald absetzen und vergessen. Er würde sich zu helfen wissen.
Es ist Zeit, Junge, ihnen zu zeigen, mit wem sie sich angelegt haben, sagte er sich. Er würde sie überraschen und überrumpeln.
Ganz langsam zog er die Beine an.
Jede Bewegung dauerte eine Ewigkeit, dafür war sie aber auch kaum zu sehen. Die beiden Männer sprachen über Fußball.
Belangloses Zeug – in dieser Situation. Das sollten sie bereuen.
Noel Bannister legte die Handflächen auf den Boden. Gleich würde er wie ein Kastenteufel hochschnellen.
Er war unbewaffnet, doch er brauchte keine Waffe, um seine Gegner fertigzumachen. Er reiste immer ohne Artillerie. Sollte sich herausstellen, daß er für seinen Job eine Kanone brauchte, beschaffte er sie sich in dem Land, in dem er seinen Auftrag ausführte.
So war er bisher immer sehr gut gefahren, hatte auf den Flugplätzen keine Schwierigkeiten gehabt und stets alle Kontrollen als harmloser Tourist passiert.
Einer der beiden Kull-Männer schnippte seine Zigarette in hohem Bogen durch das Lagerhaus. Er schaute der fliegenden Kippe nach.
Das war der Moment, in dem sich Noel
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