0380 - Ich und der Poltergeist
das so hohl klang und aus den Tiefen des Brustkastens zu dringen schien.
Endlich hatten auch seine Freunde begriffen, daß sie etwas tun mußten. Sie setzten sich in Bewegung. Am harten Tack-Tack der aufschlagenden Stöcke war zu hören, daß die beiden sich ihrem Kameraden näherten.
»Kommt schon, kommt!« ächzte dieser. »Der Tote ist schwer. Ich kriege kaum noch Luft…«
Fallon und Ollbright blieben stehen und hatten McDee eingekreist. Sich zu bücken, wagten sie nicht, aus Angst, umzufallen und hilflos liegenzubleiben.
Um den Toten vom Körper ihres Freundes zu schaffen, nahmen sie die Stöcke. Von zwei Seiten benutzten sie diese als Hebel und hievten den Toten von Harold McDee herunter.
Der stemmte sich hoch.
Es gelang ihm dabei, die Beine anzuziehen und der Leiche den letzten Schwung zu geben, damit sie endgültig herabrutschte und neben ihm auf dem Boden liegenblieb.
»Du bist frei!« sagte James Fallon.
»Ja, du, kannst aufstehen.«
McDee rollte sich zur Seite. Sehr ungelenk wirkten seine Bewegungen. Der Mund stand offen.
Das Geräusch hörten sie alle drei!
Wieder kam es urplötzlich über sie. Es war aber nicht in ihrem Raum aufgeklungen, sondern in einem anderen. Vielleicht nebenan, und jeder vernahm das heftige Krachen und Poltern, als wäre dort die Erde aufgerissen worden oder eine Mauer eingestürzt.
Fallon drehte sich. Er stand gebückt und starrte zur Tür. »Was war das?« drang es flüsternd über seine rissigen Lippen.
»Weiß ich doch nicht!« keuchte McDee. »Hilf mir lieber auf die Beine. Und du auch, Arthur!«
»Ja, ja, sofort.« Ollbright nickte. »Komm, James, wir müssen hier weg, glaube ich.«
Sie blieben neben ihrem Kameraden stehen, bückten sich auch und streckten ihre mageren Arme aus. Daran zog sich McDee hoch.
»Kannst du dich auf den Beinen halten?«
»Ja!«
Ollbright deutete mit seinem Stock auf die Tür. »Laßt uns endlich gehen! Hier sitzen wir in einer Rattenfalle!«
Keiner der beiden anderen hatte etwas dagegen. Und doch gab es jemand, der dies nicht wollte.
»Ihr bleibt!« dröhnte eine Stimme, die alle kannten.
Erschreckt fuhren sie herum.
Der Tote hatte gesprochen!
Sie wollten es nicht glauben, starrten sich an und bewegten die Köpfe. Sie heftig zu schütteln, dazu waren sie nicht in der Lage. Mc Dee fand als erster die Sprache zurück.
»Wer war das?« hauchte er.
»William Campell!« flüsterte Arthur scharf, stieß jedoch bei James Fallon auf Widerspruch.
»Nein, William ist tot. Wir haben ihn selbst eingesargt. Mich hält hier nichts mehr. Ich verschwinde!«
»Du bleibst und ihr bleibt!«
Da war sie wieder, diese dröhnende Stimme des Toten. »Erst wenn ich es euch befehle, dürft ihr diesen Raum verlassen. Ob ihr ihn lebend verlaßt, ist mehr als fraglich.«
McDee holte tief Luft. Ihn und den anderen beiden wurde es schlecht und schwindelig. Sie hatten William Campell lange genug gekannt, um sofort zu wissen, daß es seine Stimme gewesen war, mit der der Tote gesprochen hatte.
Demnach war er nicht tot!
»Er hat uns beobachtet!« flüsterte Ollbright. »Er hat uns immer unter Kontrolle gehabt.«
Arthur streckte seinen Arm aus und deutete auf die Leiche. »Nur er ist es gewesen.«
»Vielleicht ist er scheintot«, meinte James.
»Scheintot?« wiederholte Arthur. »Ja, das kann sein. Scheintot ist gut, sogar sehr gut, meine ich. Was sagt ihr dabei? Wir haben es hier nicht mit einer Leiche zu tun…« Ollbright lachte krächzend und bewegte seine knochigen Finger.
»Jetzt will er sich bestimmt an uns rächen, weil wir ihn so lange in diesem Zustand zurückgelassen haben«, sagte James und erntete ein beifälliges Murmeln.
Nicht von McDee. Der widersprach heftig. »Er ist tot, verdammt! Der Arzt hat es festgestellt und ordnungsgemäß einen Totenschein ausgestellt. Begreift ihr das nicht?«
»Aber wir haben doch…«
»Unsinn, Arthur. Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Vielleicht ein Mikro, das hier irgendwo versteckt ist. Kann doch alles möglich sein, oder?«
Die drei wußten nicht, wie sie sich einigen sollten. Auf einen gemeinsamen Nenner kamen sie nicht. Bis McDee den Vorschlag machte, die Leiche wieder in den Sarg zu legen. »Das ist besser, als ihn hier auf dem Boden herumliegen zu lassen.«
Die anderen zwei waren auch dafür. Sie traten zu dritt an den Toten heran, bückten sich und faßten ihn unter. Es waren alte Männer, die jetzt erst feststellten, daß ihnen doch einiges an Kraft fehlte, um den leblosen Körper
Weitere Kostenlose Bücher