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0382 - Claudines Schreckensnacht

0382 - Claudines Schreckensnacht

Titel: 0382 - Claudines Schreckensnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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manifestierte.
    Die Kraft, das nicht Greifbare, hatte eine Bezeichnung.
    Poltergeist.
    Und dieser künstlich hervorgerufene Poltergeist war so stark wie Lucifuge Rofocale, der ihn erzeugt hatte. So stark wie die Hölle.
    ***
    Norman Lafayette lehnte an der gegenüberliegenden Straßenseite an einem Zaunpfosten und sah zu dem Haus hinüber, in dem Claudine wohnte. Seine Lippen waren zusammengepreßt und wirkten wie schmale Striche. Seine Augen waren schmal, seine Stirn gerunzelt. Er ballte die Fäuste.
    Sie wollte nichts von ihm wissen! Sie hatte ihn davongeschickt, die hübsche, kleine Claudine. Sie wollte ihn nicht mehr sehen, endgültig!
    Er wußte jetzt, daß er ihre Liebe nicht gewinnen würde. Dabei hätte er alles für sie getan. Er konnte sich selbst nicht erklären, was es war, das ihn so an dieses Mädchen band, das doch fast noch ein Kind war! Die Problematik war ihm bewußt, aber er hatte sie immer wieder verdrängt. Er hatte sich in sie verliebt. Er brauchte sie.
    Aber er konnte sie nicht gewinnen, obgleich er der wohl einzige junge Mann im ganzen Ort war, der es fertigbrachte, ihre unheimliche Gabe zu akzeptieren und darüber hinwegzusehen. Er war bereit gewesen, ihr dabei zu helfen, diese Phänomene zu überwinden und zu unterdrücken.
    Aber sie hatte ihn davongejagt.
    Sie erwiderte seine Liebe nicht. Er kam sich vor wie ein weggeworfenes Spielzeug, und er war sicher, daß aus seiner Liebe jetzt Haß geworden war.
    Aber konnte er sie wirklich hassen für die Zurückweisung?
    Er war innerlich zerrissen. Seine Gefühle waren in Aufruhr.
    Mit einem Ruck wandte er sich um und ging davon. Er hörte das Splittern von Glas.
    ***
    »Wie auch immer«, sagte Henri Focault. »Es geht nicht so weiter. Es wird immer schlimmer, anstatt eines Tages aufzuhören. Wir müssen etwas unternehmen.«
    Birgit Focault sah ihren Mann an. »Aber was? Was kann man gegen einen Spuk unternehmen? Willst du ihn fortjagen, ihm Prügel androhen?«
    Ihre Stimme klang bitter, und das war auch kein Wunder. Oft genug hatten sie sich in den letzten Jahren darüber unterhalten. Und sie waren machtlos. Es gab doch nichts, was sie tun konnten! »Es geht vorbei, wenn die Pubertät beendet ist«, hatte damals der Parapsychologe aus Paris gesagt, den sie herbeigebeten hatten. Getan hatte er nichts. »Man kann nichts tun. Man kann nur beobachten und abwarten.«
    »Claudine muß behandelt werden«, sagte Henri energisch.
    »Aber wie? Und von wem? Es ist doch keine Krankheit ! Es gibt kein Medikament dagegen, und es gibt keinen Arzt, der Claudine behandeln könnte«, protestierte Birgit.
    »Kein Arzt«, sagte Henri. »Ein Fachmann, ein Spezialist. Das ist ein okkultes Phänomen. Was Claudine braucht, ist ein Parapsychologe.«
    Birgit zuckte mit den Schultern. »Der Mann aus Paris hat doch eindeutig gesagt, daß…«
    »Oh, ich rede nicht von diesem Dummschwätzer«, sagte Henri. »Ich habe mir sagen lassen, daß hier ganz in der Nähe ein Parapsychologe lebt. Irgendwo in der Nähe von Feurs. Da ist ein kleines Dörfchen, und dort soll er wohnen. Und er soll der beste Mann auf seinem Gebiet überhaupt sein.«
    »Wer ist denn das?« fragte Birgit erstaunt, die von diesem Parapsychologen hier an der Loire noch nie etwas gehört hatte. »Und wer hat dir davon erzählt?«
    »Es gibt ein paar Leute, die reden von ihm. Er soll mal vor ein paar Jahren hier einiges Aufsehen erregt haben. Er hat so einen spanisch klingenden Namen. Zamorra, glaube ich.«
    »Glaubst du«, sagte Birgit eine Spur zu spöttisch. »Und wie willst du ihn finden, wenn du nicht einmal ganz sicher bist, wie er heißt?«
    »Es gibt Telefonbücher. Und notfalls fahre ich in das Dorf hinüber. Man wird ihn da ja wohl kennen, schätze ich. Ich werde ihn bitten, Claudine zu behandeln. Wenn es einer kann, dann dieser Professor Zamorra.«
    »Du bist da ja sehr zuversichtlich«, sagte Birgit Focault.
    ***
    Professor Zamorra blinzelte. Durch das halb geöffnete Fenster kam Helligkeit, und der Platz neben ihm in dem breiten Bett war leer. Verblüfft öffnete er die Augen ganz. Er sah nach der Uhr. Zehn Uhr vormittags… das war keine ungewöhnliche Zeit für ihn. Er war ein Nachtmensch - was seiner Tätigkeit als Dämonenjäger sehr entgegenkam, denn die Zeit der Schwarz -blütigen ist nun mal die Nacht.
    Er zog die Brauen hoch. Nicole mußte schon vor einiger Zeit aufgestanden sein, denn er hatte nicht bemerkt, daß sie das Zimmer verlassen hatte, und die letzte Zeit hatte er in einer Art

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