0382 - Claudines Schreckensnacht
auch ohne Kontrolle zurecht.«
»Bestimmt«, grinste Ted Ewigk ihm zu. »Wenn ihr wieder hier seid, wird die Orgie römisches Ausmaß à la Caligula erreicht haben. Braucht ihr Unterstützung?«
Zamorra schüttelte ab. »Mit diesem dämlichen Poltergeist werde ich auch noch allein fertig«, sagte er grimmig. »Aber es wäre nicht schlecht, wenn Teri, statt mit dem Wolf zu schäkern, hin und wieder ihre telepathischen Lauscher öffnen würde. Vielleicht fängt sie einen Gedankenruf auf, falls sich unvorhergesehene Schwierigkeiten ergeben.«
»Ich sag’s ihr zwischen zwei Küssen«, versprach Ted.
Nicole glitt hinter das Lenkrad. Anschließend wunderte sich Zamorra, daß man aus 110 PS noch mehr sichere Schnelligkeit herausholen konnte, als er riskiert hatte. Nicole nickte anerkennend. »Der Wagen wäre auch nicht schlecht, falls mein 635er mal den Geist aufgeben sollte. Müßte nur ein etwas stärkerer Motor unter die Haube.«
Zamorra seufzte. Er war mit seinen Gedanken nicht beim Auto, sondern beim Poltergeist. Er begriff es einfach nicht. Das Psi-Feld konnte unmöglich noch Aktivitäten zeigen. Das widersprach allen Gesetzen der Magie.
Er drehte das Amulett spielerisch zwischen den Fingern. »Was sagst du schlauer Pseudo-Erzbrocken denn dazu? Vorhin im Wald hattest du doch so geniale Bemerkungen auf Lager.«
Aber Merlins Stern schwieg sich aus.
»Sag mal«, überlegte Nicole, während sie mit driftendem Heck eine Haarnadelkurve bergauf nahm, »könnte es vielleicht sein, daß du den falschen ›Agenten‹ behandelt hast? Ich meine, vielleicht ist nicht Claudine der ›Agent‹, sondern ihre Mutter?«
»Wie kommst du darauf?«
»Weil es keine Regel ohne Ausnahmen gibt.«
Er schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Auch im Wald ist es zu Poltergeist-Effekten gekommen, und da war Birgit Focault nicht in der Nähe. Da war nur Claudine.«
»Schade. Die Theorie wäre zu schön gewesen.«
Die Ortschaft kam in Sicht. Nicole bremste ab und ließ den metallicroten Sportwagen mit vorschriftsmäßigem Tempo in die Straßen rollen. Zamorra wies sie ein. Dann standen sie vor dem Focault-Haus. Immer noch brannte Licht - diesmal hinter allen Fenstern. Bei einigen waren die Jalousien heruntergelassen, aber durch die Ritzen drang dennoch der helle Schimmer. Die vom Poltergeist zerstörten Glühbirnen mußte man ausgewechselt haben.
Zamorra klingelte. Er sah wieder Schatten hinter dem Milchglas. »Wer zum Kuckuck ist das um diese Nachtzeit!« ertönte Birgits verärgerte und aufgeregte Stimme.
Nicole bedeutete Zamorra, erst mal zu schweigen. »Bitte, machen Sie auf«, rief sie.
Ihre Birgit unbekannte Stimme verunsicherte die Frau. Sie öffnete tatsächlich. Dann sah sie Zamorra und wollte die Tür wieder zuschlagen. Nicole drängte sich aber schon vor.
»Haben Sie jetzt Ihr Medium mitgebracht, um eine Schwarze Messe zu zelebrieren, Professor, oder was auch immer Sie wirklich sind?« fauchte Birgit Focault.
»Reden Sie keinen Unsinn«, herrschte Nicole sie an. »Wir sind gekommen, um festzustellen, wieso der Poltergeist immer noch sein Unwesen treibt. Bleiben Sie mal auf dem Teppich, Madame.«
»Den Teppich hat er uns auch ruiniert mit seinem Mehlstaub«, zeterte Birgit.
»Ich kaufe Ihnen einen guten Staubsauger«, erwiderte Zamorra sarkastisch. »Wo ist Ihre Tochter? Ich muß sie sehen. Und ich möchte die neuen Schäden begutachten. Vielleicht…«
»Mit einem ›Vielleicht‹ ist uns nicht gedient«, sagte Birgit schroff. »Wollen Sie noch mehr Unheil anrichten? Seit Henri Sie hergeschleppt hat, gibt es keine Ruhe mehr. Sie halten große Reden, aber es kommt nichts dabei heraus. Dabei hätte ich Ihnen fast geglaubt. Aber Sie haben uns zum Narren gehalten.«
»Nein«, sagte Zamorra. »Das, was ich getan habe, funktioniert. Es kann nur sein, daß mir ein anderer dazwischengefunkt hat.«
»Ach ja, der große Unbekannte, der das Psi-Feld manipuliert, wie?« erinnerte sich Birgit. »Werden Sie Märchenerzähler, Politiker oder sonstwas. Mich legen Sie nicht noch einmal herein. Wenn Sie in zwei Minuten nicht verschwunden sind, hole ich die Polizei.«
»Und wenn Sie dafür bis zu Lafayette laufen und ihn noch einmal aus dem Bett klingeln müssen, nicht?« sagte Zamorra. »Warum haben Sie sich dann erst die Mühe gemacht, als Sie vorhin im Château anriefen?«
Claudine kam die Treppe herunter. Sie sah Zamorra. Nicole streifte sie nur mit einem Blick.
»Sie haben mich belogen, Professor«, sagte sie abweisend. »Der
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