0382 - Claudines Schreckensnacht
und im ganzen Haus wurde es schlagartig dunkel. Vorher aber war die Lampe schwungvoll dort eingeschlagen, wo Birgit Focault gerade noch gestanden hatte. Nicole hatte sie gepackt und aus der Sturzrichtung der Lampe gerissen.
Der Teppich wölbte sich hoch und begann die vier Menschen blitzschnell zu umwickeln. Zamorra stieß mit Armen und Beinen um sich und versuchte sich Luft zu verschaffen.
Und wie heiß sein Amulett plötzlich geworden war!
Er sah Licht. Grünliches Licht, das aus dem Amulett floß und ihn einhüllte. Als er die Hand ausstreckte und Nicole berührte, wurde auch die von diesem grünen Leuchten umflossen und war sofort wie Zamorra vor den spukhaften Angriffen geschützt. Eine Hand hatte Zamorra noch frei, tastete in der chaotischen Düsternis blindlings nach Mutter oder Tochter Focault und bekam eine von beiden zu fassen. Die wurde jetzt auch in die schützende Sphäre gehüllt.
Zamorra sah Claudine und hielt sie eisern fest.
»Raus hier… bevor die ganze Hütte über uns zusammenkracht! Wo ist deine Mutter?«
Dumpfes Stöhnen erfolgte. Als jäh Stille eintrat, war das Stöhnen um so lauter zu hören.
Der Poltergeist-Angriff war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Zamorra machte ein paar Schritte vorwärts, trat auf eine Erhöhung, die etwas nachgab, und vernahm einen Aufschrei. Sofort sprang er zurück.
Jetzt wußte er, wo Birgit Focault war.
»Auswickeln, schnell!« befahl Zamorra und ließ Claudine und Nicole los. »Wickelt den Teppich aus! Hier und da… anfassen!«
Das grüne Leuchten, das drei Menschen geschützt hatte, existierte nicht mehr. Das Amulett war auch wieder kalt und zeigte damit an, daß die dämonische Kraft sich zurückgezogen hatte. Im Moment bestand keine Gefahr mehr.
Sie entrollten den Teppich, der Birgit Focault eingeschlossen hatte. Und von draußen tauchten Vater und Sohn Lafayette auf. »Was ist denn hier passiert?« stieß Norman hervor. »Claudine, bist du in Ordnung?«
Nicole riß die Tür zur Küche ganz auf. Von da kam jetzt endlich genug Lichtschein in den Korridor. Birgit Focault taumelte, die Hände vors Gesicht geschlagen, ins Wohnzimmer. Sie war mit den Nerven am Ende.
Oben an der Treppe tauchte ein Mann mit einem Schrotgewehr in der Hand auf. Henri Focault war von dem Lärm aus dem Schlaf gerissen worden. Nüchtern war er dadurch nicht geworden. Das Gewehr hielt er auch nicht richtig. Erleichtert erkannte Zamorra, daß Henri so auf keinen Fall schießen konnte, nicht einmal zufällig.
»Leg das Gewehr weg, Vater!« schrie Claudine und jagte die Treppe hinauf. Sie entwand ihrem Vater die Waffe und drängte ihn ins Schlafzimmer zurück.
Zamorra versuchte indessen die Lage zu analysieren. Er rief sich die einzelnen Bruchteile der Handlung ins Gedächtnis zurück.
Der Poltergeist hatte zugeschlagen.
Das Amulett hatte die Dämonenkraft, die Schwarze Magie, angezeigt! Alles gerade so, als hätte Zamorra bei seinem letzten Besuch nichts anderes getan als Däumchen zu drehen! Alles war wie zu Anfang!
Dann hatte er nach Nicole gegriffen, um den Schutz des Amuletts auf sie übergehen zu lassen, und dann nach Claudine…
Das war der Punkt zum Einhaken. Nachdenklich sah Zamorra das Mädchen an, das jetzt wieder nach unten kam. Im Dämmerlicht, das aus der Küche und von draußen, von der Straßenlaterne, kam, sah er sie nur als dunkles Etwas.
Claudine als »Agent« des Poltergeistes… als Werkzeug der Schwarzen Magie?
Das war so unmöglich wie die Tatsache, daß es den Poltergeist noch gab. Wenn diese Magie über Claudine gewirkt hätte, hätte das Amulett sie bei Zamorras Berührung abgestoßen, anstatt sie in den Schutz mit einzubeziehen.
Scharf sog Zamorra die Luft ein.
»Nici, du scheinst mit deiner Theorie doch recht zu haben«, gestand er. »Claudine kann nicht der ›Agent‹ sein. Aber wer ist es dann?«
Birgit Focault schied aus. Sie war nicht mit im Wald gewesen. Henri ebenfalls nicht. Aber mehr Familienmitglieder gab’s hier doch nicht. Nur Norman Lafayette war mit im Wald gewesen, aber der gehörte erstens nicht zur Familie, und zweitens waren männliche Personen in den allerseltensten Fällen Poltergeist- »Agenten«.
Und doch…
Zamorra trat auf Norman zu. Er löste das Amulett vom Silberkettchen.
»He, was soll das?« fragte der junge Lafayette überrascht. Auch Gustave legte die Stirn in angestrengte Dackelfalten.
Zamorra wollte die Probe aufs Exempel machen. Mit dem hochaktiven Amulett berührte er Normans Stirn.
***
Da
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