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0383 - Handgepäck mit Todesblüten

0383 - Handgepäck mit Todesblüten

Titel: 0383 - Handgepäck mit Todesblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Handgepäck mit Todesblüten
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kenne ich allerdings kaum.«
    »Wo wohnt er?«, fragte ich und klappte das Notizbuch auf.
    Er warf einen Blick in sein Hauptbuch und gab mir dann die Adresse: »Vernon Avenue 802, nicht weit von hier.«
    »Ich werde ihm einen Besuch abstatten«, entschied ich und stellte das Ginglas ab. »Eine Bitte noch: Sprechen Sie zu keinem Menschen von der Sache. Es würde nur die Ermittlungen erschweren, okay?«
    Er gab sich einen Ruck, dann schüttelte er mir die Hand. »All right, Agent Cotton. Und wenn Bonnie heute noch auftaucht?«
    »Halten Sie ihn unauffällig fest, und rufen Sie mich an, LE 5 7700 ist die Nummer. So long«, sagte ich, schon in der Tür.
    Er blieb nachdenklich zurück.
    Ich hatte das Gefühl, dass dieser Mann mit dem Transport des Geldes nichts zu tun hatte. Natürlich konnte ich mich getäuscht haben, aber ich wischte diesen Gedanken erst einmal fort.
    Ich wollte zuerst wissen, wer dieser Bonnie war und wo er steckte.
    ***
    Über die Shore Street fuhr ich am East River entlang. Es war keine schöne Gegend. Ich sah schmutzige Mietskasernen, und über allem lag der Gestank von brackigem Wasser.
    Eine Meile weiter kurvte ich auf die Vernon Avenue und fuhr noch ein Stück südwärts. Dann hatte ich die Nummer 802 erreicht.
    Das Haus war genauso hässlich wie hundert andere in dieser Gegend. Der graue Putz war so altersschwach, dass er in großen Brocken abblätterte.
    Einen Fahrstuhl gab es nicht. Deshalb fing ich nicht oben, sondern im untersten Stockwerk mit der Suche an.
    Ich musste ein Stockwerk nach dem anderen erklimmen und jedes Mal an vier verschiedenen Türen die Namensschilder studieren.
    Einen Bonnie Ashborn konnte ich nirgends entdecken. Nicht einmal im achten Geschoss, dem Dachstuhl. Unverrichteter Dinge machte ich kehrt. Ich wollte mich nach dem Hausmeister umsehen, falls es ihn in dieser Mietskaserne überhaupt gab.
    Als ich aus der Haustür trat, lief ich fast dem Briefträger in die Arme. Er hatte eine pralle Tasche umgehängt und war offenbar noch am Anfang der Tour. Der Mann war gut gelaunt.
    »Können Sie mir verraten, in welcher dieser fürstlichen Buden ein gewisser Bonnie Ashborn wohnt?«, fragte ich.
    Er sah mich aufmerksam an.
    »Wollen Sie ihm ans Leder?«
    »Nicht die Spur.«
    »Sechster Stock rechts, bei Brown. Die Tür mit der abgebrochenen Klinke.«
    »Danke«, sagte ich und tippte an die Hutkrempe.
    Ich kletterte die sechs Treppen wieder hoch. Der Geruch von Knoblauch und Spülwasser hatte sich inzwischen verstärkt.
    Ich presste den Finger auf den Klingelknopf.
    Nach vier Minuten öffnete eine Frau undefinierbaren Alters.
    Ihre faltige Haut und die zotteligen Haare passten zu den kalten Geieraugen.
    »Zu Mr. Ashborn«, sagte ich bestimmt.
    »Der ist nicht da.«
    »So, und wo steckt er?«
    »Was geht Sie das an? Wollen Sie was von ihm?«, keifte sie mich an.
    »Ich komme von seinem Chef. Sagen Sie mir, wann ich ihn erreichen kann.«
    »Bringen Sie Geld von Ihrem Chef? Dann kommen Sie rein«, sagte sie um drei Grad freundlicher und riss die Tür auf. »Für die letzten acht Tage ist Ashborn mir die Miete schuldig. Er hat gesagt, heute bekäme ich das Geld. Und jetzt ist er weg. Einfach abgehauen.«
    »Moment«, unterbrach ich den Redestrom, »seit wann ist er weg?«
    »Seit heute früh. Er muss die Wohnung verlassen haben, bevor ich aufstand. Nicht einmal gefrühstückt hat er.«
    Sie riss eine Zimmertür auf. Dahinter war ein kahles, spärlich möbliertes Zimmer. Das Bett war unordentlich, die Vorhänge waren noch zugezogen.
    »Alles hat er mitgenommen, der Lump. Kein Cent ist dageblieben.«
    Mir kam plötzlich eine Idee. Obschon die Zimmerwirtin bestimmt nicht zu den Leuten gehörte, die der Polizei auch nur ein gutes Wort gönnen, war ihre Habgier doch sicherlich größer als ihre Abneigung gegen uns.
    »Wie viel bekommen Sie von ihm?«, fragte ich.
    »Genau 9 Dollar 80. Zweimal Frühstück und Wäsche inbegriffen.«
    »Schon gut. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie bekommen das Geld von mir, und zwar heute noch. Dafür kommen Sie mit und werfen einen Blick in mein Fotoalbum. Wenn Sie Ihren entschwundenen Untermieter entdecken, tippen Sie mit dem Finger darauf und Sie haben die 10 Dollar gewonnen.«
    »Wieso, kennen Sie ihn denn gar nicht?«
    »Nein, aber ich möchte gern seine Bekanntschaft machen«, sagte ich und holte das Etui mit dem FBI-Stern heraus.
    ***
    Ich hatte mich nicht verrechnet. Genau eine Stunde später ließ ich mir sechs randvoll gefüllte Alben

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