0385 - Die Letzten von der FRANCIS DRAKE
ich Ihnen das sage? Außerdem fühle ich mich bis jetzt noch wohl. Keine Krankheitszeichen."
Roi lächelte den Koch an und erwiderte: „Es freut mich. Machen Sie weiter so."
Er verließ die Messe, wanderte durch das Schiff weiter, durch die Korridore und Schächte und gelangte schließlich in die Mannschaftsquartiere. Hier war niemand zu sehen. Entweder schliefen die Männer, oder sie arbeiteten wie die Besessenen an der Korvette. Danton ging weiter, öffnete die Schiebetür zum Labor und kam endlich an die Schottür der kleinen Zelle, die als Waschraum diente.
Dort fand er Hamory, der mit blutbeflecktem Mantel an einer Tischkante lehnte und Kaffee, der mit starkem Alkohol versetzt war, in sich hineinschüttete.
Hamory starrte Danton geistesabwesend an; die Linien der Erschöpfung in seinem Gesicht waren tief und nicht mehr zu übersehen.
„Was haben Sie, Doktor?" fragte Roi.
„Nichts", wehrte Hamory ab. „Nur..."
„Weitere Opfer?"
Hamory nickte. Er war hoffnungslos am Ende. Er hatte während der Stunden, in denen Roi geschlafen hatte, pausenlos bis zur völligen Erschöpfung gearbeitet und versucht, Leben zu retten.
Alles aber war umsonst gewesen.
„Tote?" fragte Roi tonlos.
„Ja", sagte Hamory. „Einunddreißig Tote. Davon sind allein zwanzig unter meinen Händen gestorben."
Sie schwiegen.
Hamory hustete kurz, warf den Plastikbecher in eine Ecke und richtete sich ein wenig auf.
„Das ist noch nicht alles, König Danton", sagte er leise. „Wenn ich richtig analysiert habe, vertragen insgesamt achtzehn Männer den Blutsymbionten gut. Wir beide sind darunter, ferner die fünf Umweltangepaßten und weitere Männer der Besatzung. Also werden wir in der nächsten Zeit mit weiteren dreiundfünfzig Mann rechnen müssen, die ebenso sterben müssen wie jene einunddreißig.
Dieser verdammte Planet."
Sie schwiegen.
„Ich habe einen Plan", sagte Danton plötzlich. „Er ist sicher nicht der beste, aber uns wird in dieser Situation nichts anderes übrigbleiben."
Hamorys Grinsen war Ausdruck seiner verzweifelten Stimmung.
„Ihre Pläne haben verschiedene Leute in der letzten Zeit das Fürchten gelehrt", sagte er. „Was ist es jetzt?"
„Wie lange brauchen Sie, um restlos ausgeschlafen und völlig Herr Ihrer Kenntnisse zu sein, Ereget?"
Der Mediziner zuckte die Schultern und sah auf die Uhr.
„Unter zwanzig Stunden ist nichts zu machen, fürchte ich. Ich werde in den nächsten Sekunden vermutlich zusammenbrechen."
„Schlafen Sie sich aus, dann reden wir darüber."
„Nein", wandte Hamory ein. „Klar denken kann ich noch. Wir reden jetzt darüber. Was haben Sie für einen Plan?"
„Wieviel Blutkonserven haben wir noch an Bord?"
Hamory lachte kurz und stoßweise auf und machte eine fahrige Bewegung.
„Wir können mit ihnen diesen Binnensee dort hellrot einfärben", sagte er.
„Genügend Blutkonserven sind also vorhanden...?"
„Ja", erwiderte der Arzt. „Die Gurrads haben diese Art von Vorräten nicht einmal angetastet."
„Würde es helfen, die dreiundfünfzig Männer mit diesem Blut vollzupumpen? Ich würde vorschlagen, einen kompletten Austausch der Körperflüssigkeit vorzunehmen."
Hamory dachte einige Sekunden nach, dann sagte er schweratmend: „Das war vermutlich die beste Idee, die Sie seit geraumer Zeit hatten. Es ist die unwiderruflich letzte Chance, die wir haben."
Danton nickte und deutete auf die Brust des Mediziners.
Sie legen sich jetzt augenblicklich hin. Ich besorge den Abtransport der Leichen, und zusammen mit den Ärzten werde ich versuchen, die Vorbereitungen für den Austausch zu treffen. Sind Sie als Verantwortlicher damit einverstanden?"
„Ja."
„Ich werde Sie nach neunzehn Stunden wieder wecken lassen", ordnete Danton an. „Dann versuchen wir, die Männer zu retten. Denn in wenigen Stunden ist die Inkubationszeit für die neuen Paraplanten völlig abgelaufen. Klar?"
„Klar. Ich bin hier im Nebenzimmer zu finden."
Er drehte sich um und öffnete den Saum des blutigen Mantels. Der Mantel fiel auf den Boden, die Tür zischte in den Lagern, und in dem kleinen Zimmer hinter den Medikamentenschränken und den Instrumentenfächern fiel Hamory, sobald er sich die Stiefel von den Füßen gerissen hatte, in einen Schlaf, der einer Ohnmacht glich. Danton verließ leise den Raum.
*
Während Ereget Hamory schlief, kümmerte sich Danton um das Schiff.
An allen Ecken hatte es atomare Brände gegeben, und nur einige engbegrenzte Bezirke der FRANCIS DRAKE
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