0385 - Ein Mörder saß am grünen Tisch
auch er wusste nur, dass das neue Material den Namen BINON 240 hatte und die Eigenschaften von Stahl haben sollte. Über die Einzelheiten hatte Biggs Stillschweigen bewahrt.
Phil ging inzwischen von einem zum anderen und ließ sich die Adressen bzw. die Hotelanschriften geben, dann löste sich die Gruppe auf.
Stanley raste zur Kongresshalle, und ich konnte mir denken, dass die anderen auch dorthin fahren würden.
Wir blieben allein zurück. Phil, ich und Jil Howard. Und natürlich die Cops, die das Gelände sperrten.
»Wer kann es nur getan haben?«, fragte Jil Howard.
»Haben Sie einen Verdacht?«, fragte ich.
Sie sah mich an.
»Warum haben Sie mir eigentlich gesagt, dass Sie Reporter sind? Die FBI-Leute brauchen sich doch nicht zu verstecken.«
»Stanley hatte befürchtet, dass sich etwas ereignen würde, aber natürlich hat er nicht an einen Mord gedacht.«
Sie sah erstaunt auf.
»Sie wollen doch damit nicht sagen, dass Stanley das FBI gebeten hat, den Kongress zu überwachen?«
»Doch, warum ist das so sonderbar?«
»Ich weiß nicht.« Sie schwieg. Ich hatte den Eindruck, dass diese Tatsache sie verwirrte, aber sie sagte nichts.
»Sagen Sie, Miss Howard, Sie kannten doch den jungen Mann. Hat er Ihnen nie etwas von den Versuchen gesagt, an denen er mit Biggs arbeitete?«
»Auch wenn ich es wüsste, dürfte ich es nicht weitersagen. Das sind Geheimnisse.«
»Miss Howard«, sagte ich und wunderte mich über meine Geduld, »es geht nicht um ein Chemikergeheimnis, sondern um einen Mord. Dem Mörder kam es nicht so sehr auf den Assistenten an als auf das Versuchsmaterial und die Unterlagen, die er rauben wollte.«
Sie sah mich erstaunt an. »Woher wissen Sie das?«
»Es ist bisher nur eine Vermutung«, meinte ich. »Aber wenn Dr. Biggs tatsächlich einen Kunststoff gefunden hat, der Stahl ersetzen kann, dann gibt es eine Anzahl Leute, die hinter den Unterlagen her sind, und die kein Mittel scheuen, um in den Besitz der Formeln zu kommen. Ich vermute, dass eine Gangsterbande die Unterlagen gestohlen und dabei Warren ermordet hat. Allerdings dürfte es sich um Laien auf chemischem Gebiet handeln.«
Jil Howard hatte mir aufmerksam zugehört. Über meine Schlussfolgerungen war sie verblüfft.
»Woher wollen Sie das wissen?«
Ich deutete auf die Vorrichtung mit der Schaukel. »In diesem Gerät sollte hochexplosiver Stoff transportiert werden. Dje Männer, die hier waren, haben das Ding aber hier gelassen, weil sie seine Bedeutung nicht kannten.«
Jil Howard musterte mich durchdringend. Sie lächelte verlegen.
»Na gut, ich will versuchen, Ihnen zu helfen, aber viel weiß ich nicht. Harold und ich haben zusammen hier in New York studiert. Dann haben wir uns aus den Augen verloren und erst hier zum Kongress wiedergetroffen. Wir waren gestern zusammen aus. Er erzählte mir, dass Biggs an einer großen Sensation arbeite, aber er sagte keine Einzelheiten. Ich weiß, nur, dass Stanley Biggs sein Labor hier zur Verfügung gestellt habe für die Dauer seines Aufenthaltes in New York. Und Harold sagte mir, dass es heute bei der Eröffnung eine Sensation geben würde.«
, »Und wie steht es mit der Explosivität?«, fragte ich.
»Ein Kunststoff kann in seiner fertigen Form nicht mehr hochexplosiv sein. Allerdings die Zwischenstufen. Bei der Versuchsreihe stößt man sicherlich auf ein Material, das hochexplosiv ist. Das gibt es fast bei allen Kunststoffsorten, vor allem, wenn Biggs mit…« Sie brach ab und starrte mich an. Dann wanderte ihr Blick langsam zu dem Arbeitstisch in der Ecke.
»Aber… aber das bedeutet ja, dass…Die Banditen haben nicht das fertige Material erwischt, sie haben nur die Vorstufe bekommen«, sprudelte sie heraus. Sie lief zu dem Tisch, suchte in Schränken, Kisten und Kartons. Endlich’ließ sie sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.
»Nichts!«, seufzte sie. »Ich hatte gehofft, dass Biggs hier irgendwo das fertige BINON versteckt hat, aber ich konnte nichts finden. Vielleicht hat er es in seinem Hotel?«
»Kommen Sie, wir fahren hin«, sagte ich. Wir liefen hinaus. Vor der Tür lehnte an meinem Buick der unvermeidliche Slim Ridges.
»He, Boy«, rief er, »habt ihr ‘ne Story für ‘nen ausgehungerten Reporter?«
»Ja«, sagte ich wohl zu seiner Überraschung. »Wir haben eine fantastische Entdeckung gemacht.«
»Um was geht’s denn?«, fragte Slim neugierig.
»Deine Fachzeitschrift wird daran kaum interessiert sein«, erwiderte ich. »Außerdem sind noch keine
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