0386 - Der Tod des Höllenfürsten
einen entscheidenden Vorteil: Das Amulett war wieder einsatzfähig…
***
Astardis war verärgert. Er hatte Reek Norrs Spur verloren!
In einem kurzen Moment der Ablenkung war der Sauroide einfach verschwunden. Das letzte, was Astardis von ihm wußte, war, daß er gegen Höllenhunde gekämpft hatte. Während dieser Auseinandersetzung hatte Astardis ihn aus den Augen verloren. Er wußte, daß die überlebenden Höllenhunde Norr nicht zerfleischt hatten, aber er wußte nicht, wohin Norr geflohen war. Es gab tausende von Wegen, die er benutzt haben konnte, und Astardis konnte sie unmöglich alle verfolgen. Das würde zu lange dauern. Zudem hatte er gerade jetzt ohnehin keine Zeit.
Das Tribunal wurde weit früher eröffnet, als er es erwartet hatte.
Und er war in genau dem Moment aufgefordert, einen der drei Richterstühle einzunehmen, als Reek Norr gegen die Höllenhunde kämpfte… Leonardo deMontagne selbst, der ungeliebte Fürst der Finsternis, sprach den Doppelkörper des Erzdämons an und verlangte, daß er in die Halle des Gerichts zu kommen habe.
»LUZIFER, der Kaiser, verlangt daß einer an diesem Tribunal teilnimmt, der nicht zu jenen gehört, die die Forderung stellten. Und von dir, Astardis, wissen wir, daß du dich in den letzten Jahrtausenden aus allen Ränken und Intrigen herausgehalten und nur deinen ureigensten Weg verfolgt hast, daß du dich in nichts einmischtest…«
»Schon gut, schon gut«, winkte Astardis grimmig ab. »Warum vergilt man dann nicht Gleiches mit Gleichem und mischt sich auch jetzt nicht in meine Pläne ein? Es gibt genug andere Neutrale…«
»Aber auf dich, Astardis, fiel die Wahl«, sagte Leonardo deMontagne. »Ich befehle dir, umgehend zu erscheinen.«
»Ich komme, so bald es mir möglich ist«, versicherte Astardis.
»Umgehend«, wiederholte der Fürst der Finsternis und zog sich zurück.
Astardis merkte sehr wohl, daß gerade sein Widerspruch und seine Lustlosigkeit den Fürsten gereizt hätte. Daraufhin legte jener es erst recht darauf an, Astardis’ Teilnahme zu erzwingen. Zu Astardis’ Leidwesen ermöglichte die hohe Stellung dem Emporkömmling, Befehle zu erteilen.
Es paßte dem Erzdämon überhaupt nicht in seine Rechnung. Er hatte gehofft, es würde noch etwas dauern. Choash war instruiert und wußte genau, was er zu tun hatte. Aber Norr war verschwunden. Astardis hätte Späher aussenden können, die jeden möglichen der vielen Wege verfolgten und so wieder auf den Gesuchten gestoßen wären. Er hätte es auch mit dem Spiegel des Vassago versuchen können. Aber ihm fehlte die Zeit, das Tribunal kam zu früh. Die Zeit reichte gerade noch, Choash zu befehlen, er solle sich in Marsch setzen. Erfahrungsgemäß würde er, der die geheimen Wege nicht kannte, einige Zeit benötigen, um die Halle des Gerichts zu erreichen.
Eigentlich, dachte Astardis wütend, während er den kurzen Weg nahm, der alle Entfernungen zu einem Nichts schrumpfen ließ, war es jetzt unnötig geworden, Eysenbeiß durch den Sauroiden töten zu lassen. Das Tribunal würde das Todesurteil fällen, und damit war die Anglegenheit bereinigt. Aber Astardis hatte nun die Aktion begonnen, und er wollte sie auch zu Ende führen. Außerdem konnte man nie wissen, ob Eysenbeiß nicht doch noch eine Möglichkeit fand, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen…
Astardis erreichte die Halle des Gerichts. Sie sah genauso aus wie das verkleinerte Abbild, das er den beiden Sauroiden gezeigt hatte. Leonardo deMontagne war bereits anwesend. Er nahm den mittleren der drei Stühle für sich in Anspruch. Er würde den Vorsitz der Verhandlung führen. Zu seiner Rechten machte es sich gerade Astaroth bequem. Astardis ließ seinen Doppelkörper zur Linken des Fürsten nieder. Ob auch nur einer der Anwesenden ahnte, daß Astardis’ eigentlicher Körper sich in seinem verborgenen und streng abgesicherten Unterschlupf befand, absolut geschützt vor jeglichem Zugriff?
Niedere Hilfsgeister und Dämonen säumten die Halle. In der Vertiefung würde Eysenbeiß stehen. Auf der anderen Seite nahmen inzwischen die restlichen Dämonen Platz, die den Antrag auf ein Tribunal gestützt hatten. Zorn schwelte überall. Funken knisterten. Dämonen unterhielten sich fauchend und abgehackt. Untereinander rivalisierend, waren sie sich doch in diesem Punkt einig. Magnus Friedensreich Eysenbeiß mußte fallen.
Noch heute.
Jetzt warteten sie alle auf sein Erscheinen…
***
Als Sara Moon wieder erwachte, fand sie sich so gefesselt vor,
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