0386 - Der Tod des Höllenfürsten
Schatten selbst war, so fest konnte er zupacken.
Und er tötete Eysenbeiß.
So starb der Herr der Hölle.
***
Als Sara Moon erwachte, befand sie sich wieder in den Fesseln, die ihr keine Bewegungsfreiheit erlaubten. Neben ihr stand Sid Amos. Sein Gesicht war düster und verhieß nichts Gutes.
»Eigentlich solltest du tot sein«, sagte er.
Angst fraß in der Druidin. »Weil ich versagt habe?« keuchte sie. »Glaube mir, Amos - es ging nicht. Ich habe es nicht geschafft. Ich habe es versucht. Aber es war unmöglich. Ich konnte nichts tun. Ich…«
»Ich weiß«, sagte er. »Ich hab’s registriert.«
»Du glaubst, ich hätte nur so getan«, keuchte sie. »Aber… da war nichts. Die Magie der Zeitlosen - ich habe sie nicht! Oder zumindest nicht genug, um den Kokon zu öffnen und Merlin zu befreien…«
»Ich hab’s registriert«, wiederholt Amos. »Ich habe auch festgestellt, wie sehr du dich bemüht hast. Deshalb, und weil Su Ling, sich für dich eingesetzt hat, lebst du noch. Eigentlich hätte ich dich nach deinem Versagen töten müssen, und auch Wang Lee wollte dich erschlagen. Du bist nutzlos für uns, wenn du Merlin nicht erwecken kannst. Wozu also sollten wir dich weiter durchfüttern?«
»Ich…«
»Ich mag dein Geschwätz nicht mehr hören«, sagte Amos. »Bedanke dich bei Su Ling dafür, daß du noch lebst. So vergibt sie dir, daß du sie als Geisel nahmst und hypnotisiertest. Mehr habe ich dir nicht zu sagen.«
Er ging und ließ sie allein in einer kleinen Kammer zurück. Sie erkannte sie; es war dieselbe, aus der sie tags zuvor ausgebrochen war. Aber diesmal war sie gefesselt und konnte nicht entkommen.
Sie sah ihm nach, bis die magischen Sperren zusätzlich Wieder standen und er die Tür von außen schloß. Sie fühlte eine verzweifelte Wut und eine Enttäuschung über ihr Versagen. Aber sie hatte ihr bestes getan.
Warum eigentlich? fragte sie sich. Warum habe ich mich so für Merlin verausgabt?
Sie hatte getan, was sie konnte. Doch es war nicht genug gewesen.
Für Sid Amos war ein Welt zusammengebrochen…
Der Ex-Teufel suchte seine Unterkunft auf, verriegelte sie sorgfältig. Niemand sollte sehen, daß er vor Wut und Enttäuschung weinte…
***
Magnus Friedensreich Eysenbeiß starb, aber sein Geist fiel nicht dem Höllenfeuer zum Opfer.
Er verschwand einfach.
Niemand begriff, wohin der Geist entwich. Niemand konnte ahnen, daß Eysenbeiß so sehr vom Überlebenswillen erfüllt war, daß er mit seinem Amulett verschmolz. Nur einmal leuchtet es kurz auf, aber das sah niemand.
Nur in düsteren Tiefen, weit entfernt im unbegreiflichen Nichts, war eine dunkle Macht zufrieden. In diesen Tagen hatte sie reichlich Nahrung bekommen, nicht zuletzt durch das Freisetzen von Energie, als Geist und Amulett miteinander verschmolzen, sondern auch vorher, als in Caermardhin Sid Amos sich mit Amulett-Energie vor den Auswirkungen der Dhyarra-Berührung schützte, wie er auch ein Schirmfeld über Wang legte, während er sich im Saal des Wissens befand.
All diese magische Kraft nützte auch der Macht in der Tiefe des Universums. Wiederum war sie stärker geworden. Und je stärker sie wurde, desto gieriger fieberte sie weiterer Kraftzufuhr entgegen…
***
Leonardo deMontagne verschmolz wieder mit seinem Schatten. Er stand neben der Leiche Eysenbeiß. Die Kutte war aufgerissen worden, als Skelett-Krieger ihn festzuhalten versuchten. Leonardo sah etwas Silbernes schimmern. Er bückte sich und betastete es.
Er pfiff durch die Zähne: »Wenn das kein Amulett ist…?«
Er fühlte sofort den Unterschied. Es war nicht so stark wie das Zamorras. Es mußte eines aus der geheimnisvollen Vorproduktion sein. Eines der schwachen, mit denen Merlin nicht zufrieden gewesen war.
Der Montagne nahm das Amulett an sich. Es war seine Beute. Mit seinem Schatten hatte er Eysenbeiß hingerichtet, getötet. Was Eysenbeiß besessen hatte, stand jetzt ihm zu, dem Fürsten der Finsternis.
Auch Astaroth und Astardis traten heran. Sie sahen auf den Leichnam hinunter.
»So groß war er geworden«, murmelte Astaroth. »So unendlich groß… und nun ist er doch so klein…«
Er wich dem Ju-Ju-Stab aus. Der geschnitzte Stab kroch förmlich über den Boden auf die Dämonen zu, versuchte sie selbsttätig zu berühren und zu vernichten. Eine gewaltige Energie mußte in ihm wohnen.
»Wie sollen wir diesen Stab unschädlich machen?« fragte Astaroth ratlos. »Keiner von uns kann ihn berühren… es wäre sein sofortiger Tod… wir
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