0386 - Götzentanz im Märchenpark
auf einem kantigen Schädel. Der Oberkörper wirkte gedrungen.
Seine Schultern waren breit. Die Haut im Gesicht zeigte Florida-Bräune, und um seine Augen hatte sich ein Kranz von Fältchen gebildet.
Noch immer strahlte er die Energie seiner Gründerjahre aus, wie er stets zu sagen pflegte, und das bekamen auch seine Geschäfts-oder Gesprächspartner zu spüren. Er saß ihnen stets mit einer lauernden Bereitschaft gegenüber, immer aufnahmebereit für neue Ideen, um blitzschnelle Entscheidungen treffen zu können.
Marsha, seine Mischlingssekretärin mit Hochschulausbildung, würde Samaran empfangen und ihm Bescheid geben. Die Kleine arbeitete nur für ihn persönlich. Er nahm sie auch mit auf Reisen.
Baby hatte nichts dagegen, da sich beide Frauen mochten.
Auf seinem bequemen Stuhl hielt er es nicht mehr aus. Mit langen Schritten durchwanderte er sein ungewöhnlich eingerichtetes Büro und schaute zu, wie seine weißen Slipper in dem hochfloorigen Teppich versanken.
Er dachte an Baby.
Es war für ihn kaum vorstellbar, daß sich seine Frau in den Händen dieses Killers befand. Er hatte sie so gut schützen wollen, nun war alles umsonst gewesen. Falls er sie wieder zurückbekam, würde er sich neue Schutzmaßnahmen überlegen müssen, denn erpreßbar wollte dieser Mann auf keinen Fall sein.
Auf seinem Schreibtisch glühte eine rote Leuchte, und das gleichzeitig tönende Piepsignal zeigte ihm an, daß jemand etwas von ihm wollte. Es mußte der Besucher sein.
Er trat an seinen Arbeitsplatz, das Cockpit, heran und stellte die Verbindung zu Marsha her. »Ja, was ist?«
»Mr. Samaran, Boß!«
»Er soll kommen.«
»Sofort.«
Hugo de Valois warf sich sein blaues Leinenjackett über, rammte seine kräftigen Hände in die Hosentaschen und blieb vor seinem Schreibtisch breitbeinig stehen, um den Besucher zu empfangen. In seinem Gesicht regte sich nichts, die Augen funkelten wie kleine Eiskristalle. Er würde mit diesem Mann, den er am liebsten an den höchsten Galgen gehängt hätte, kein freundliches Wort reden.
Die Stahltür fuhr zurück. So ähnlich wie bei einem Lift, dessen Einstieg auch auf Schienen zur Seite rollte.
Für einen Moment tauchte Marshas dunkler Haarschopf auf. Sie gehörte zu den wenigen Personen, die eingeweiht waren. Daß sie ein Lächeln schaffte, wunderte Hugo, doch gute Mitarbeiterinnen beherrschten so etwas eben.
»Mr. Samaran, Sir.«
»Ja, okay, Marsha, Sie können gehen. Und keine Störungen, da ich eine wichtige Sache zu besprechen habe.«
»Natürlich, Boß.«
Die Tür glitt wieder zu. Marsha zog sich ebenfalls zurück. Akim Samaran kam näher. Hugo de Valois hatte ihn zuvor noch nie gesehen, er kannte nur seine Stimme und mußte nun zugeben, daß ihm die Erscheinung ebenso unsympathisch war wie der Kerl überhaupt.
Er war kleiner als Valois, hatte schwarzgraues, zurückgekämmtes Haar, ein Gesicht mit leicht grau wirkender Haut, dunkle, stechende Augen und einen zynisch verzogenen Mund. Trotz der Hitze trug er dunkle Kleidung und sogar eine Krawatte.
De Valois hatte sich vor Gesprächspartnern oder Geschäftsleuten nie gefürchtet, diesmal sah die Sache anders aus. So wie dieser Mann sich benahm und auf ihn zukam, glaubte er ihm sofort, daß er Baby entführt hatte. Samaran strahlte etwas aus, das man nicht in Worte fassen konnte. Es war eine gewisse Aura, die ihn umgab und auch nicht vor Hugo de Valois haltmachte.
»Sie sind also Samaran«, stellte der Amerikaner fest.
»Ja.«
De Valois deutete auf seine außergewöhnliche Sitzgruppe.
»Nehmen wir doch Platz.«
»Danke.« Der Besucher versank wenig später in einem weichen Leder und sah aus wie von Blut umgeben.
Ihm gegenüber setzte sich de Valois. »Möchten Sie etwas trinken, Samaran?«
»Nein.«
»Gut, kommen wir zur Sache. Wieviel?«
Samaran grinste kalt. »Wie meinen Sie das denn?«
»Wieviel wollen Sie für die Freilassung meiner Frau haben? Nennen Sie eine Summe.«
»Sie verstehen noch immer nicht.«
De Valois ballte die rechte Hand zur Faust. »Was wollen Sie dann?«
»Moment.« Samaran griff in seine rechte Tasche. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.« Er holte ein Foto hervor, das von einer Sofortbild-Kamera geschossen worden war. Mit einem lässigen Schwung warf er es auf den Tisch. Es rutschte über die Glasplatte und blieb dicht am Metallrand des Tisches liegen.
»Es gehört Ihnen, Mister!«
De Valois griff danach. Erst schielte er auf seinen Besucher, danach senkte er den Kopf und schaute sich das
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