0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt
Ruf erstickte. Verzweifelt strampelte ich, um wieder nach oben zu kommen.
»Hier muss es gewesen sein«, hörte ich die Stimme eines Mannes.
»Da ist er«, rief eine zweite Stimme.
Kurz darauf zerrten mich starke Fäuste aus dem Wasser. Erschöpft sank ich auf dem Boden eines schwankenden Bootes zusammen.
»Sie haben aber eine seltsame Art angewandt, um aus dem Leben zu scheiden«, sagte jemand über mir.
»Nehmen Sie den Sack von meinem Kopf«, röchelte ich.
Sie lösten den Werkzeugbeutel und auch das Tuch. Ich starrte in die braunen Gesichter von zwei Arbeitern mit Gummimänteln und Schildkappen. »Wir sind über den Kanal gefahren«, erklärte der eine von ihnen. »Dort drüben liegt unser Werk.« Aus dem Dunst ragten Schornsteine auf. »Wir hörten, wie hier etwas ins Wasser fiel, dann einen dumpfen Schrei.«
Ich sagte eine Weile nichts. Sie ruderten zum anderen Ufer des Stichkanals hinüber.
Das Boot glitt an der Betonwandung entlang bis zu einer Treppe.
Ich fragte, und sie erklärten mir, wo ich mich befand. Ich hatte tatsächlich einen Kanal erreicht, der von dem Hauptkanal abzweigt. An der Stelle, wo ich ins Wasser gefallen war, ragte die Uferbefestigung hoch zu einem Hügel hinauf. Die Betonwand fiel senkrecht bis zum Wasserspiegel ab.
Ich erklärte den beiden, wer ich bin und wie ich in das Wasser gekommen war. Ihre Gesichter zeigten Staunen.
»Haben Sie vielleicht zwei Wagen gesehen, die in dem Ödland herumfuhren?«, fragte ich.
Sie verneinten. Am Fabriktor verschafften sie mir einen Platz in dem Wagen eines Arbeitskollegen, der mich bis zur Zugbrücke hinunterfuhr.
Der Mann mit der Knollennase in dem Glaskasten sah mich an, als sei ich ein Geist. Er hatte inzwischen einen anderen Autofahrer auf sich aufmerksam gemacht, der ihn von den Fesseln befreit hatte. »Glauben Sie mir, Agent Cotton«, lamentierte er. »Ich konnte wirklich nichts dazu. Mit der Pistole in der Hand haben sie mich dann gezwungen, Sie in das Haus zu locken.«
»Schon gut. Wissen Sie wenigstens noch, wie die beiden aussahen?«
»Sie trugen Masken, Agent Cotton. Ich habe den Vorfall bereits meiner Dienststelle gemeldet. Man weiß dort auch, dass man Sie in das Ödland verschleppt hat.«
»Haben Sie das sofort getan, als ich aus dem Haus geschleift wurde?«, erkundigte ich mich.
»Sofort war es unmöglich. Der Größere von den beiden schlug mich nieder. Ich weiß nicht, wie lange ich ohne Bewusstsein hier auf dem Boden gelegen habe. Als ich wieder zu mir kam, war die Zugbrücke in normaler Lage. Die beiden haben den Mechanismus ausgelöst. Ich bin aus dem Haus gelaufen, bis ich auf ein Auto stieß. Der Fahrer befreite mich von meinen Fesseln.«
Ich ging zum Telefon.
Zuerst rief ich bei der Olderman-Werft an.
***
»Das ist ein dicker Hund«, sagte Phil am Telefon, nachdem ich ihm erzählt hatte, was passiert war.
»Leider läuft er noch frei und ohne Leine herum«, meinte ich grinsend. Ich tastete am Hals und Kopf entlang.
Phil gab mir einen Zwischenbericht.
»Frage nach dem Mann, der ›Großfuß‹ genannt wurde«, sagte ich. »Vielleicht kann dir Sam Fooler seine Adresse geben. Du hast ja noch in der Werft zu tun. Ich rufe jetzt Mister High an. Dann fahre ich per Taxi nach Hause. Dort kannst du mich erreichen. Heute Nachmittag suchen wir die Familien der Kassierer auf.«
»Falls du deinen fahrbaren Untersatz bis dahin zurückbekommen hast«, entgegnete Phil und hängte ein.
Anschließend telefonierte ich mit Mr. High. Der Chef versprach, Meldung an alle Polizeistellen zu geben, damit nach den Gangstern und meinem verschwundenen Wagen geforscht wurde.
»Gibt es sonst etwas Neues, Chef?«, wollte ich wissen.
»Vom Archiv liegt noch kein Ergebnis vor, wenn Sie das meinen, Jerry.« Mr. High hatte Anweisung an unsere Innendienstler gegeben, nach Männern nachzuforschen, die im Zusammenhang mit einem Sprengstoffverbrechen registriert waren. Es konnte ja sein, dass sich derjenige darunter befand, der ein Loch in den Bug der Silvermoon gesprengt hatte. »Fahren Sie nach Haus, Jerry, und ziehen Sie sich um. Ein kranker G-man nützt uns nichts.«
»In Ordnung, Chef.«
***
Nach einer heißen Dusche improvisierte ich ein Schnellmenü nach G-man-Art. Ich schnitt Schinken in Streifen, briet ihn in der Pfanne an und verquirlte ihn mit zwei Eiern, dazu gab es Spargel aus der Dose.
Als der Teller leer war, schlug die Klingel an.
Ich sah auf die Uhr und dachte, Phil wäre vielleicht schon vorzeitig mit seiner Arbeit in
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