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0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt

Titel: 0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Grauen geht auf große Fahrt
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der Werft fertig geworden.
    Aber er war es nicht.
    Ein kamelfarbiger Flauschmantel stand vor mir, aus dem unten zwei glänzende schwarze Piroschka-Stiefel herausschauten. Am Ausschnitt des flotten Hängers bauschte sich ein rotes Tuch. Darüber stand das Gesicht eines hübschen Mädchens, das einen karmesinroten Mund hatte. Es trug auf dem Kopf eine schwarze Lederkappe und lächelte wie ein Fotomodell. Grüne Augen, die in einem angenehmen Kontrast zu dem honigfarbenen Haar standen, musterten mich. Ich reihte die Frau in die Kategorie der Polsterklasse ein, die Aufmachung ließ dergleichen vermuten.
    »Ich bin Patty. Darf ich hereinkommen, Agent Cotton?«
    Ohne meine Aufforderung abzuwarten, ging sie an mir vorbei. Dabei sah ich die flache, grüne Ledertasche, die sie unter dem Arm geklemmt hatte.
    Sie stolzierte in mein Arbeitszimmer, sah sich um und meinte: »So also haust ein G-man!«
    Bei dem Wort »hausen« kribbelte meine Kopfhaut. Ich bilde mir nämlich ein, eine sehr nette Wohnung zu haben.
    »Legen Sie meine Worte nicht auf die Feinwaage, Agent Cotton. Ich habe manchmal einen losen Mund.«
    Sie machte es sich in einem Sessel bequem und streckte die wohlgeformten Beine von sich. Sie legte die grüne Tasche auf den nierenförmigen Tisch.
    »Ich habe gerade diniert«, sagte ich entschuldigend, wischte mir über den Mund und grinste. Wenn das die beiden Eier, der Schinken und der Spargel gehört hätten, wären sie sicher vor Stolz aus der Pfanne gesprungen. »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuchs?«
    »Reden Sie immer so geschwollen?«
    Die kesse Fliege belustigte mich. »Nicht immer. Darf ich fragen, was Sie von mir wollen?«
    »Sie dürfen. Im FBI-Hauptquartier erfuhr ich, dass Sie und Ihr Kollege Phil Decker im Fall Silvermoon ermitteln. Deshalb bin ich hier. Ich bin Patty von der New York Times.«
    »Ich wüsste gern Ihren Nachnamen, Patty!«
    »Ich heiße Patty Lidell.«
    »Sind Sie mit Carter Lidell verwandt, dem Mann, der die Silvermoon zum Verschrotten gekauft hat?«
    »Natürlich.« Sie zog den Reißverschluss an der Ledertasche auf und holte ein goldenes Zigarettenetui heraus.
    »Seine Tochter?«
    Ihre kleine, gerade Nase ruckte hoch. »Ich bin Carters Frau!«
    »Es hätte ja sein können«, murmelte ich verlegen.
    »Warum nicht? Carter ist etwas älter als ich.« Sie verniedlichte den Altersunterschied gewaltig. Lidell war nach meiner Schätzung doppelt so alt wie sie.
    Sie drehte das Etui in den Händen. Auf der Vorderseite glitzerten ihre Anfangsbuchstaben »P« und »L« in kleinen Brillanten. Als sie es aufklappte, merkte sie, dass ich darauf sah, »Ein Hochzeitsgeschenk von Carter«, erklärte sie. »Drumherum war eine schnittige Motorjacht! Aber nun zur Sache. An und für sich habe ich es nicht nötig, den Schreibmaschinenkuli zu spielen. Doch es macht mir Spaß. Jeder hat sein Hobby. Der eine angelt Forellen, der andere züchtet Perlhühner, ich schreibe Artikel.« Sie hielt einen Kugelschreiber 26 in der Hand. »Sind Sie in den Ermittlungen weitergekommen, Agent Cotton?« Die grünen Augen leuchteten auf.
    »Es wurde vom FBI eine offizielle Meldung an die Presse herausgegeben«, erklärte ich.
    »Ich weiß. Der Bericht erschien heute Morgen in meiner Zeitung. Jetzt möchte ich mehr wissen. Skelette sind immer ein Knüller für uns von der Presse.«
    »Mehr gibt es im Augenblick nicht zu sagen«, wich ich aus.
    »Wenigstens nicht für neugierige Reporter. Das hatten Sie doch sagen wollen, Agent Cotton, nicht wahr?«
    »Sie können Gedanken lesen, Mrs. Lidell.«
    »Bleiben Sie bei Patty, das klingt nicht so steif. Außerdem kann ich nicht Gedanken lesen, sondern nur gut kombinieren. Wie ich in der FBI-Zentrale erfuhr, wurde das Skelett gestohlen. Haben Sie schon herausbekommen, um wen es sich handelt?«
    Ich überlegte kurz und sagte: »Das wird im Nachmittagsbulletin für die Presse erscheinen.«
    Ihren weiteren Fragen wich ich geschickt aus.
    »Sie sind wie eine Billardkugel, und ich bin leider nicht vom Finanzamt«, erklärte sie schließlich enttäuscht.
    »Wieso?«
    »Ein Mann vom Finanzamt presst sogar aus einer Elfenbeinkugel noch Wasser heraus.«
    Sie wirbelte genauso aus meinem Zimmer hinaus, wie sie hereingekommen war. »Ich werde mich wieder bei Ihnen melden«, sagte sie.
    »Das dürfen Sie.«
    »Erfreut sind Sie nicht über meinen Besuch«, stellte sie fest.
    »Das stimmt nicht. Ich habe mich sehr darüber gefreut, Sie kennenzulernen.«
    Sie winkte und verschwand.
    Ich räumte

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