0387 - Das Grauen geht auf große Fahrt
Abschneiden der Zündschnur benutzt worden sein. Wir geben es ins Labor zur Untersuchung.«
Wir verließen das Schiff. Perrison verabschiedete sich. Sein Wagen rollte langsam davon und wirbelte den Nebel hoch, der in dichten Schwaden um die Bogenlampen tanzte.
»Wir bringen den Knochen und das Messer noch schnell zum Hauptquartier«, sagte ich zu Phil. »Und dann geht es endlich ins Bett.«
Phil sagte nichts. Er zwängte sieh neben mich auf den Sitz und starrte in die Nacht hinaus.
Wir ahnten nicht, was sich in unserem FBI-Gebäude ereignet hatte.
***
Es war gegen acht.
Zwei Männer in weißen Kitteln schoben einen auf Gummirädern laufenden Wagen durch den Gang im Keller. Darauf lag unter einer Decke ein Toter, den die Wasserschutzpolizei am Morgen aus dem East River gefischt und zur vorübergehenden Aufbewahrung ins FBI-Hauptquartier gebracht hatte. Es lagen keine Anzeichen eines Verbrechens vor, aber vorläufig sollte die Leiche dort in den Eiskammern untergebracht werden.
Die beiden vernahmen plötzlich dumpfes Schreien und hielten den Wagen an.
»Was war das?«, fragte der eine.
Jetzt hörten sie deutlich einen Hilferuf. Er drang durch die Eisentür, vor der sie gerade standen.
Die beiden ließen den Wagen stehen und gingen zur Tür. »Dort wird ein Skelett aufbewahrt«, meinte der eine. »Ich habe es vorhin aus den Eintragungen im Eingangsbuch gesehen. Es wurde heute Nacht eingeliefert.«
»Los! Sehen wir nach!«
Sie drehten den Hebel herum und zogen die Tür auf. Kalte Luft schlug ihnen aus dem Raum entgegen. Das Licht ging an.
Mitten im Raum lag Ferry Copper. Er war an Händen und Füßen gefesselt.
Die beiden Gehilfen starrten ihn wie einen Geist an.
»Nun bringt mich endlich hier heraus«, rief ihnen der niedergeschlagene Nachtwächter zu.
Da gerieten die beiden in Bewegung.
***
Eine Viertelstunde nach acht weckte mich das Telefon. Die Zentrale verband mich mit Mr. High.
»Jerry, holen Sie Phil ab und kommen Sie bitte sofort zu mir«, sagte er. Eine Viertelstunde später waren wir bei ihm.
»Eine turbulente Nacht, nicht wahr?«, meinte Mr. High zu Phil und mir. Wir saßen vor seinem Schreibtisch, noch ein wenig müde und zerschlagen.
»Hören Sie bitte zu«, begann der Chef. »Ich erzähle eins nach dem anderen. Sprechen wir zuerst von dem Messer, das auf dem Schiff gefunden wurde.«
Phil und ich waren ganz Ohr.
»Das Labor rief mich eben an. Das Messer hat nicht im unmittelbaren Feuerbereich gelegen, wie Sie ja auch festgestellt haben. Unsere Chemiker haben Spuren von Zündschnur an der Schneide festgestellt. Es steht somit fest, dass damit die Zündschnur abgeschnitten wurde.«
»Wie wir vermutet haben«, warf Phil ein.
Mr. High blätterte in einem Schnellhefter und reichte Phil und mir je ein Blatt. »Der erste Bericht des Arztes, der das Skelett in der Nacht untersucht hat. Es handelt sich um einen Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Von der Bekleidung wurden nur noch verrottete Knöpfe gefunden. Sie werden auch Angaben über den Zustand des Gebisses finden, die vielleicht zur Identifizierung dienen können.«
»Auch die Tatsache, dass der Mann gehinkt hat«, bemerkte ich und fragte: »Welches Geschoss wurde verwandt?«
»Kaliber neun Millimeter.«
»Wurde die Kugel entdeckt?«, wollte Phil wissen.
»Nein«, gab Mr. High zur Antwort. »Ihnen ist vielleicht gestern in der Dunkelheit etwas entgangen. Das schließe ich aus Ihrer Frage, Phil. Das Geschoss ist durch die Stirnwand eingedrungen, hat den Schädel durchschlagen und ist am Hinterkopf durch die Schädeldecke wieder ausgetreten.«
»Dann muss es von einer starken Pulverladung getrieben worden sein«, bemerkte Phil. »Vielleicht stammt es aus einem Gewehr.«
»Oder der Schuss wurde aus nächster Nähe auf den Toten abgefeuert«, ergänzte ich. »In dem Fall kann das Geschoss auch aus einer Pistole abgefeuert worden sein.«
Mr. High nickte. »Die Meinung des Doc über die Todesursache finden Sie auch in dem‘Bericht.« Er zog etwas zu sich heran, das einer dicken, zerfledderten Schulkladde glich. Er tippte mit dem Finger auf das Buch. »Das hier wurde uns von Inspektor Perrison hereingereicht. Eine wichtige Sache. Das Logbuch des Frachters.«
Phil und ich hoben die Köpfe.
»Es reicht einige Jahre zurück. Darin sind sämtliche Reparaturen an dem Frachter aufgeführt. Das Skelett ist etwa fünf Jahre alt. Zu dem damaligen Zeitpunkt«, Mr. High blätterte in dem Buch herum, »befand sich das Schiff zu einer
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