0387 - Satans Killerhai
gesehen?« fragte der Rocker.
»Sicher.«
Die beiden mußten trotz der geringen Distanz sehr laut sprechen, um sich verständigen zu können. Suko hatte die Lampe gelöscht. Er hockte im Netz, das sich wegen des doppelten Gewichts durchgebogen hatte und über dem kochenden Wasser zitterte. Oben war die Luke sehr schmal geworden. Hin und wieder erschien der Kopf des wartenden Mädchens. Die Stimme hörten sie nicht. Brenda konnte nicht so laut schreien.
Machine Gun Kellys Gesicht leuchtete bläulich-bleich. In seinen Pupillen brannte ein düsteres Feuer. Er dachte über die Lage nach, und die war nicht gerade günstig.
»Hat der Teufel die Haie geschickt?« fragte er Suko.
»Davon können wir ausgehen.«
»Und weshalb?«
»Das bekomme ich auch noch heraus«, erklärte der Chinese.
»Wenn wir diesen Osborne kriegen.«
»Ist das der Ritter?«
»Ja.«
Der Rocker lachte. »Der ist doch tot und läuft trotzdem.« Er schlug gegen seine Stirn. »Verdammt, ich fasse es nicht. Ich begreife überhaupt nichts mehr. Ich wollte nur diese Tour machen, weg von den Grufties und Softies, raus aus dem stinkenden London. Und wohin gerate ich? An die verdammten Haie. Ich habe ihre Gebisse gesehen, die reißen alles klein.« Er beugte sich vor und legte Suko eine Hand auf die Schulter. »Ich sage dir was, Chinese, die Haie machen uns fertig. Die haben Kraft, verstehst du? Mehr Kraft als wir Menschen. Die schnellen aus dem verdammten Wasser, reißen ihr Maul auf und kommen so hoch, daß sie mit den messerscharfen Zähnen das Netz aufschlitzen können. Und uns reißen sie auch was ab, bevor wir im Wasser verschwinden.«
»Noch ist es nicht passiert.«
»Aber es wird passieren, Chinese.«
»Ich heiße übrigens Suko.«
»Meinetwegen. Ich bin Kelly. Machine Gun Kelly. Weißt du, weshalb ich den Namen bekommen habe?«
»Fühlst du dich als Killer?«
Er überlegte einen Moment. »Um überleben zu können, muß man sich so fühlen, verstehst du?«
»Nein.«
»Etabliert, wie?« höhnte Kelly.
»Sogar sehr in deinen Augen. Ich bin nämlich Polizist.«
Der Rocker zuckte zurück, als hätte er in Suko einen Aussätzigen vor sich. »Bulle?« ächzte er. »Du als Gelber bist ein Bulle? Das darf doch nicht wahr sein.«
»Sogar von Scotland Yard.«
Er schlug sich gegen die Stirn. »Scheiße auch! Unten die Haie und vor mir ein Bulle. Das kann ja nicht gutgehen. Das ist verrückt, schon pervers, einfach…«
»Reg dich wieder ab!«
»Bleibt mir ja nichts anderes übrig.« Er schüttelte sich. »Vor euch hat man auch nie Ruhe.«
Suko kümmerte sich nicht mehr um die Schimpferei seines unfreiwilligen Begleiters. Er wollte nach einer Möglichkeit suchen, aus dieser Falle zu entwischen. Deshalb schaltete er wieder seine Lampe an und ließ den Strahl an den Schachtwänden entlanggleiten, da er nachsehen wollte, wo und wie das Netz befestigt war.
Rechts und links von ihnen lief es den Schachtwänden entgegen und war dort durch aus dem Gestein schauende Haken befestigt. Jemand hatte dort starke und reißfeste Seile verknotet. Wer dieser Jemand war, konnte Suko nur erraten. Möglicherweise Asmodis.
Als Suko seinen Arm senkte, berührte der Lampenstrahl auch das Gesicht des Rockers. Als Reflex huschte das Licht über sein Gesicht.
Es war schweißnaß, der Mund war an den Winkeln nach unten gebogen, wie auch sein rechter Zeigefinger, der in die Tiefe deutete.
»Da ist was.«
Suko leuchtete.
Der Rocker hatte sich nicht geirrt. Es waren die Haie, die den beiden noch wilder vorkamen als sonst. Die Tiere zogen nicht allein ihre Kreise, sie nahmen auch immer wieder einen gewissen Anlauf, um die Körper aus dem Wasser schnellen zu lassen.
Pfeilartig schossen sie hervor, hielten die Mäuler offen, so daß ihre spitzen Zähne schon in die gefährliche Nähe des Netzes gerieten, wo sie zubeißen wollten.
Suko rann es kalt über den Rücken. Noch trennten die Gebisse der Haie sie ungefähr eine Armlänge vom Netz, in dem sie lagen, aber wenn sie sich erst einmal eingesprungen hatten, würden sie auch zubeißen.
»Schöner Tod, nicht?« fragte Kelly.
»Noch leben wir.«
»Wenn dein Kumpel es nicht schafft, früh genug ein Seil zu besorgen, sind wir verloren.«
»Das seid ihr so oder so!«
Keiner der beiden hatte die Worte gesprochen. Ein anderer war erschienen.
Über ihnen hatte er sich manifestiert, und eigentlich hätte er nur sein dreieckiges Gesicht zu zeigen brauchen, um erkennen zu können, um wen es sich dabei handelte. Es war
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