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0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

0388 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0388 - Der Tote mit meinem Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (1 of 2)
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intensiver, erlosch dann fast und wurde anschließend wieder so kräftig und rot wie das Feuer in einer Esse.
    Er ist nervös, dachte Phil, er zieht so heftig an seiner Zigarette, daß er sich bald die Lippen verbrennen wird. Warum ist er nervös?
    Der G-man stieg aus, zog den Zündschlüssel ab und bummelte über den Parkplatz zur Eingangstür der Bar. Die Klänge einer Hawaii-Gitarre drangen bis auf die Straße. Über der Tur zuckte rote Leuchtreklame auf.
    In dem kleinen Vorraum des Nacht-Clubs wartete ein Garderobenmädchen. Es trug einen Sarong, war braunhäutig, hatte sich die Haare schwarz färben lassen und stammte garantiert aus Los Angeles oder der näheren Umgebung.
    Ehe sich Phil versah, baumelte eine Lei aus roten Hibiskus-Blüten an seinem Hals. Phil lächelte und gab der Hula-Hula-Imitation seinen Hut. Dann wandte er sich der breiten Glastür zu, hinter der sich die Bar befand. — Der Raum war in warmes, braunes Licht getaucht, das den Leuten ein kräftiges, gesundes Aussehen verlieh. Es gab eine lange Bar, hinter der ein Flaschenregal mit reichen Vorräten blinkte. Die beiden Bardamen sahen wie Südsee-Insulanerinnen aus, waren aber keine. Die dreiköpfige Band war zünftig. Der Kellner hatte ein dunkles Gesicht und schien als einziger von den hier Versammelten von den glücklichen Inseln zu stammen.
    Phil setzte sich an die Bar und bestellte einen Whisky-Sour. Die Bardame hatte grüne Augen und volle Lippen. Sie wirkte etwas gewöhnlich, war aber sehr gesprächig, und das war genau das, was Phil an diesem Abend brauchte.
    Er lud das Girl zu einem Drink ein, spendierte dann noch einen zweiten und unterhielt sich über die Vorzüge von Long-Drinks an heißen Tagen. Schließlich fingerte sich der G-man eine Zigarette aus dem Lucky-Strike-Päckchen, steckte sie zwischen die Lippen und klopfte die Taschen nach Zündhölzern ab. Er fand keine, und das Girl griff unter die Theke und legte ein Streichholzbriefchen vor Phil auf die chromglänzende Platte.
    Der G-man zündete sich die Zigarette an, drehte dann das Briefchen zwischen den Fingern und brummte beifällig.
    »Ich glaube, ich habe das schon mal gesehen«, meinte er und blickte auf.
    »Natürlich.« Das Girl nuckelte an einem Plastik-Halm. »Jeder Gast kann ein Briefchen bekommen. Es ist die einzige Werbung, die wir treiben.«
    »Richtig.« Phil zog die Stirn kraus. »Jetzt weiß ich auch, wo ich‘s schon mal gesehen habe. Bei einem Bekannten. Chas heißt er. Von ihm habe ich überhaupt erst von der Existenz der Hawaii-Bar erfahren. Chas ist hier Stammgast.«
    »Wie heißt er denn mit Familiennamen?«
    »Chas Randolph.« Phil zog seine Brieftasche hervor. »Ich glaube, ich habe ein Foto von ihm bei mir. Wir sind gute Freunde. Waren zusammen auf dem College. Ich bin Textil-Einkäufer, er ist Modellschneider.«
    Der G-man zog ein postkartengroßes Foto aus der Brieftasche. Es zeigte den FBI-Agenten Ralph Quaid in der Maske von Chas Korman. Die Ähnlichkeit war so verblüffend, daß die Bardame reagieren mußte, falls sie Korman jemals gesehen hatte.
    Aber sie warf nur einen kurzen Blick auf das Foto, schüttelte dann den Kopf und meinte: »Kann mich nicht entsinnen, daß der bei uns Stammgast ist. Nie gesehen. Das heißt, irgendwie kommt er mir jetzt bekannt vor.«
    »Er hat etwas Ähnlichkeit mit einem Verbrecher, dessen Bild vor kurzem in den Zeitungen zu sehen war.«
    »Ach so. Deshalb.«
    Das Girl nuckelte weiter an dem Halm. Aber Phil fing einen abschätzenden Blick der grünen Augen auf, und er hatte das Gefühl, sich vergaloppiert zu haben. Hatte die Kleine etwas gemerkt?
    Zunächst schien es nicht so. Aber nach einer schweigsamen Minute meinte sie plötzlich: »Sind Sie wirklich Verkäufer?«
    »Ja, warum?« Phil lächelte harmlos. »Soll ich Sie in einer Modefrage beraten? Ich bin Einkäufer für Herrenmäntel.«
    »Ich dachte schon, Sie seien Privat-Detektiv.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Na, Sie zeigten mir doch eben das Bild. Und es hätte ja sein können, daß Sie nur mal auf den Busch klopfen wollten. Wie ich in Kriminalromanen gelesen habe, wird‘s so gemacht. Unter einem harmlosen Vorwand zeigt der Detektiv das Bild des Gesuchten herum und versucht auf diese Weise zu ermitteln, wo der Mann steckt.«
    Phil lachte. »Sie haben eine blühende Phantasie.«
    »Na, so abwegig, wie Sie glauben, ist das gar nicht — angesichts der letzten Vorfälle.«
    Phil wurde hellwach. Aber sein Gesicht verriet nichts, als er gelangweilt fragte:

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