0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
wartete vergeblich. Niemand kam, um ihm zu öffnen. Niemand betätigte den elektrischen Summer. Mandy schien nicht in ihrer Wohnung zu sein.
***
Ich hatte gehofft, daß sich der Boß der Agenten endlich blicken lassen würde. Aber leider dachte er nicht daran. Außer Tepper und Vazac bekam ich niemanden zu Gesicht. Die beiden sorgten dafür, daß sich mir vorläufig keine Fluchtmöglichkeit bot.
Bevor man mich aus dem kalten Gefängnis holte, schlossen sich Handschellen um meine Gelenke. Über den Kopf stülpte man mir einen schwarzen Sack, dessen Stoff so dicht gewebt war, daß kein Licht durch die Maschen drang.
Von Partnerschaft war plötzlich nicht mehr die Rede. Im Gegenteil. Tepper stieß mich mit dem Lauf seiner Luger vor sich her und bugsierte mich eine Treppe hinauf. Ich zählte die Stufen in der Hoffnung, bald Gelegenheit zum Identifizieren meines Gefängnisses zu haben. Nach achtzehn Stufen ging es einen Gang entlang. Drei Türen klappten hinter uns zu. Dann fühlte ich warme Sonnenstrahlen auf den Händen. Wir standen im Freien. Vermutlich in einem Hinterhof.
Ich mußte in einen geschloffenen Lieferwagen kriechen. Vazac setzte sich zu mir und erklärte, daß auch er über eine Pistole verfüge, sie auf mich gerichtet habe und mir nicht empfehle, irgendwelche Dummheiten zu machen.
Der Wagen fuhr ab.
Wir rollten durch die City von Los Angeles, wie ich aus der Geräuschkulisse vernahm. Dann wurde es stiller. Nach einiger Zeit stoppte der Wagen. Vazac zerrte mich ins Freie und nahm mir den Sack von Kopf.
Ich stand auf einer langen Waldschneise. Sie war sorgfältig eingeebnet worden. Im Licht der Sonne strahlte eine schnittige Sportmaschine.
Tepper saß bereits in der Kanzel.
Nachdem auch Vazac und ich in den Silbervogel geklettert waren, startete ihn der Riese.
Die improvisierte Rollbahn hätte nicht viel kürzer sein dürfen — sonst wären wir wie ein stratofarbener Blitz in den Bäumen gelandet. Tepper erwies sich als geschickter Pilot. Nach einer eleganten Kurve unter dem azurblauen Himmel zogen wir in östliche Richtung davon.
Unser Ziel war New York.
Tepper flog etliche Kurven und Umwege. Es wurde später Nachmittag, als wir auf einem der Flugplätze von Queens landeten. Jetzt war der Augenblick gekommen, da man mir die Handschellen abnehmen mußte. Denn gefesselt konnte man mich nicht übers Rollfeld führen.
Vazac zog einen Revolver mit Zwei-Zoll-Lauf aus der Schulterhalfter und zeigte mir den selbstgebastelten Schalldämpfer, den er auf den Lauf schob.
Ich war von der Konstruktion nicht sonderlich überzeugt. Meines Erachtens mußte es immer noch einen gewaltigen Knall geben,' wenn Vazac den Finger krümmte. Aber ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.
»Ich bin ständig zwei Schritt hinter dir.« Vazac schaute mich böse an. »Ich habe ständig den Finger am Abzug. Wenn du auch nur die geringste Bewegung machst, die uns nicht paßt, schieße ich dir durch den Stoff meiner Jackentasche ein paar Kugeln in den Rücken. Kapiert?«
»Ich dachte, ich sei jetzt euer Partner«, erwiderte ich mit enttäuschtem Gesicht. »Was verstehst du eigentlich unter einer falschen Bewegung. Möglicherweise muß ich mal niesen. Darf ich dann mein Taschentuch benutzen?«
»Blödsinn. Du weißt genau, was er meint«, sagte Tepper.
Er hatte die Maschine in einer Ebke des Rollfeldes geparkt. Jetzt zog er einen kleinen, verchromten Schlüssel aus der Tasche und schloß meine Handschellen auf.
Ich reckte die Arme. Es war ein herrlich befreiendes Gefühl. Ich kostete es aus. Man hatte mich in letzter Zeit zu häufig mit Fesseln malträtiert.
Wir stiegen aus.
Tepper ging neben mir. Vazac bildete den Schluß. Er hielt die Rechte in der Jackentasche versenkt, deren Futter er offenbar herausgetrennt hatte, um den Revolver mit Schalldämpfer unterbringen zu können.
Ich atmete New Yorker Luft, Ich war so zuversichtlich, als hätte ich bereits alles überstanden.
Wir erreichten das Flughafengebäude, passierten es, ohne Schwierigkeiten zu bekommen und traten auf den Vorplatz. Eine lange Reihe Taxis wartete. Wir steuerten das erste an. Hinter dem Steuer saß ein rotblonder Jüngling mit großen abstehenden Ohren. Er las in einem Journal und sah nicht so aus, als könne ich ihn für meine Zwecke einspannen, Tepper stieg als erster in den Fond. Dann schob Vazac mich in die Mitte und sich schließlich daneben.'
Die Kerle gaben sich wirklich größte Mühe mir keine Chance zu lassen.
Der Driver hatte den
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