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039 - Der schwarze Abt

039 - Der schwarze Abt

Titel: 039 - Der schwarze Abt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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davon, und sie stiegen in regelmäßigen Abständen spiralförmig die Brunnenwand empor. Wahrscheinlich waren es Luftlöcher für dahinter liegende Gänge oder Räumlichkeiten.
    »Ein Brecheisen!«
    Den Bügel der Laterne im Mund, versuchte Dick, das Loch zu vergrößern, mußte sich aber bald überzeugen, daß man diesem massiven Stein nur mit Dynamit beikommen konnte.
    »Weg von der Mauer - abstoßen!« schrie plötzlich Gilder.
    Dick sah eine schmutzige Hand, die aus einem der Rechtecke hervorkam, Stahl blitzte auf, es zuckte im Seil, ruckweise gab es nach, jetzt - der letzte Faserstrang riß, Dick stürzte ab.
    Als er halb erstarrt aus dem eiskalten Wasser wieder auftauchte, hörte er Gilder schreien:
    »Fassen Sie die Leine, halten Sie sich damit über Wasser! Das Seil kommt gleich nach!«
    Oben lag Puttler platt auf dem Bauch, Kopf und Schultern über dem Brunnenrand, und zielte mit seinem Revolver auf die Stelle, wo die Hand aufgetaucht war.
    Dick hielt sich mühsam an der Leine. Eisige Kälte, die Beine abgestorben, völlig gefühllos - immer höher stieg es »Dick!« flüsterte es dicht über seinem Kopf aus der untersten Öffnung. »Dick, nehmen Sie meine Hand!«
    Mit der letzten Anstrengung streckte er den freien Arm aus, fühlte sein Gelenk umklammert - und verlor das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, lag er unter freiem Himmel in der warmen Herbstsonne.
    »Wo ist Leslie?« fragte er und stützte sich auf die Ellenbogen.
    Die Umstehenden sahen sich ratlos an. Sprach er im Delirium?
    »Gilder holte Sie aus dem Brunnen heraus«, sagte Puttler. »Wir ließen ihn am Seil hinunter.«
    »Aber Leslie hielt mich doch am Gelenk!« rief Dick erregt. »Sie müssen es doch von oben bemerkt haben, Puttler?«
    Der Detektiv schüttelte den Kopf.
    »Ich sah, daß Sie sich mit der linken Hand an die Mauer krallten.«
    Dick strich sich über die Stirn. Hatte er geträumt? Aber der Ring! Er konnte einen Eid darauf leisten, daß an der Hand, die sich ihm entgegengestreckt, der Ring gefunkelt hatte. Nein - natürlich hatte er nicht geträumt!

43
    Leslie war sicher, daß der Querbalken nicht nachgeben würde. Sie wagte es, sich zu setzen, preßte jedoch die Fingerspitzen fest auf die Ohrmuscheln, um dem schrecklichen Toben dort oben zu entgehen. Als das Rasen nachließ, ließ sie die Hände sinken. Jetzt stöhnte und ächzte er nur noch schwach, das war wenigstens zu ertragen.
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Mittagszeit. Jetzt befanden sich bestimmt Leute im Park. Sie erhob sich, um den Plan, den Sie sich genau überlegt hatte, auszuführen. Unter dem Schacht stehend, feuerte sie drei Kugeln durch das Gitter, über dem ein winziges Stück blauen Himmels schimmerte.
    Im oberen Gewölbe blieb alles still. Auf einmal jedoch hörte sie Harrys Stimme, leise, bittend:
    »Leslie!«
    Um ihn besser verstehen zu können, ging sie die Stufen hinauf.
    »Man kommt, Leslie! Nicht wahr, Sie werden sagen, daß ich Ihnen nichts zuleid getan habe?«
    »Aber gewiß, natürlich!« versicherte sie eilig.
    Nun vernahm sie oben ein Schlurren und Trappeln von Füßen und gleich danach Harrys Stimme:
    »Hallo, Dick! Hoffentlich hast du dich nicht zu sehr um uns gebangt, alter Junge?«
    Leslie nahm sich gar nicht erst Zeit, auf die Antwort zu warten. Hastig zerrte sie am Eichenbalken, und in der nächsten Sekunde war der Eingang frei. Sie kroch hinauf -in einen stockfinsteren Raum.
    »Dick!« rief sie.
    Da packte sie jemand mit hartem Griff, und voll Entsetzen erkannte sie, daß das Fußtrappeln und die Unterhaltung eine Finte gewesen waren. Noch hielt sie das Gewehr - es wurde ihr aus der Hand gerissen. Klappernd schlug es auf den Fliesen auf. Die Umklammerung nahm ihr den Atem, ihr Widerstand wurde schwächer.
    »Hinunter mit Ihnen!« flüsterte Harry an ihrem Ohr. »Endlich habe ich die Wahrheit erfahren - also Dick ...« Kichernd trug er sie bis zur obersten Stufe. »Wollen Sie selbst gehen, oder soll ich Sie hinunterwerfen?«
    Mit zitternden Knien stieg sie hinab, er folgte ihr, auf den Fersen, nur einen Augenblick haltmachend, um den Balken vorzuschieben.
    »Setzen Sie sich!« Er wies auf den Thronsessel neben dem Tisch. »Wissen Sie, was Sie getan haben? - Sie haben Lord Alford, den achtzehnten Grafen von Chelford, aufs schändlichste verraten! Sie haben mit denen konspiriert, die ihn hassen. Dieses Vergehen kann nur durch den Tod gesühnt werden.«
    Seine Stimme zitterte. Leslies Gesicht war totenbleich, sie streckte beschwörend die

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