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039 - Vor der Tür stand Frankenstein

039 - Vor der Tür stand Frankenstein

Titel: 039 - Vor der Tür stand Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Wolf!«
     
    ●
     
    Kommissar Lucell sprach noch kurz mit den beiden Knechten und unterrichtete
sie über Jean Dumonts ungewisses Schicksal. Sie erklärten sich bereit, auf dem
Hof zu bleiben, um das Vieh zu versorgen.
    Als er auf der Rückfahrt neben der blassen und niedergeschlagenen Nicole
Mercier saß, sagte er nachdenklich: »Es gibt bis jetzt keinen Hinweis, dass
Jean Dumont tot ist, Mademoiselle. Wir sind zwar auf Spuren gestoßen, die
darauf schließen lassen, dass er zumindest verletzt wurde, als er auf ...« Er
wollte hinzufügen »Raubtier stieß«, aber er brachte es nicht fertig.
    Die Lippen der jungen Frau zitterten. »Ich habe das zerrissene Schwein
gesehen, Kommissar!«
    »Wenn Jean Dumont so zugerichtet worden wäre, hätten wir garantiert etwas
gefunden. Ich hege einen anderen Verdacht!«
    »Welchen?«
    »Jean Dumont stieß auf dieses merkwürdige Tier und folgte ihm. Es gibt
eindeutig Spuren, dass es so gewesen ist. Die Spuren verlieren sich drüben am
Waldrand.« Er verschwieg, dass fünfzig Prozent seiner Ausführungen nur aus
Vermutungen bestanden. »Vielleicht verbirgt sich Dumont, vielleicht ist er auf
etwas gestoßen, was ihm so – absurd und ungewöhnlich vorkam, dass er erst Gewissheit
haben wollte.«
    Nicole sah ihn aus großen Augen an. »Sie glauben – Jean kommt zurück?«
    Der Kommissar zuckte die Achseln und zündete sich seine Zigarre an diesem
Morgen schon zum neunten Mal an. »Das kann natürlich niemand mit Bestimmtheit
sagen. Aber die Hoffnung besteht durchaus. Ich rechne fest damit, dass sich
Jean Dumont in den nächsten Stunden auf irgendeine Weise melden wird.
Vielleicht ist die Nachricht, die er uns zu überbringen hat, so ungeheuerlich,
dass wir alle umdenken müssen!« Das letzte Wort war so leise gesprochen, dass
es kaum hörbar war.
    Der Wagen fuhr über eine schmale, hölzerne Brücke. Die armdicken Bohlen
klapperten.
    Kommissar Lucell ließ den Blick weit über das flache, hügelige Land
schweifen. Im Hintergrund zeichnete sich die Nordseite des Waldgebietes ab, an
dessen Rand er die ungewöhnlich großen Fußabdrücke gefunden hatte. Von hier aus
war deutlich die kahle, rußgeschwärzte Schneise zu sehen, etwa dreihundert
Meter breit und einen Kilometer lang. Die Bäume in dieser Schneise sahen aus
wie Stalagmiten, die aus dem dunklen Untergrund emporwuchsen. Sie trugen kein
Blatt und keinen Zweig mehr. Ihre Stämme waren teilweise verkohlt und bizarr
verformt.
    Die Bauern in der Umgebung hatten sich an den Anblick des geschändeten
Waldes gewöhnt. Doch merkwürdigerweise mieden sie die Nähe dieser Stelle. Hier
war offiziellen Verlautbarungen zufolge vor anderthalb Monaten ein
französisches Militärflugzeug abgestürzt. Das Gebiet war sofort von
Armee-Einheiten hermetisch abgesperrt worden. An die Öffentlichkeit drang kaum
eine brauchbare Nachricht. Ein Reporter, der sich während der Bergung heimlich
an die unmittelbare Absturzstelle schleichen wollte, war in die Hände des
Geheimdienstes geraten, und seine Kamera und der Film wurden beschlagnahmt.
    Während der letzten Wochen musste Kommissar Lucell diesen Weg häufig fahren
und hatte seine Vermutungen, aber keine Beweise für seine Thesen. Jetzt nahm er
sich vor, diese Beweise zu erbringen.
    Nachdenklich wandte er sich ab und ließ Nicole nach Hause bringen. Sie
wohnte in einer kleinen, aber gemütlich eingerichteten Mansardenstube des
Dorfwirtshauses, wo sie als Kellnerin angestellt war.
    »Haben Sie Telefon?«, fragte er, bevor er sich von Nicole verabschiedete.
    »Nicht auf dem Zimmer. Aber unten im Lokal.«
    »Das macht nichts. Ich möchte Sie um eines bitten. Sollte sich Jean Dumont
bei Ihnen melden, dann lassen Sie es mich bitte umgehend wissen. Wenn ich nicht
am Apparat sein sollte, dann teilen Sie es meinem Assistenten mit. Ich muss auf
jeden Fall Bescheid wissen – ehe es zu spät ist! Wenn er noch am Leben ist –
und bis jetzt konnten wir das Gegenteil nicht nachweisen – dann werden wir ihm
nur helfen können, wenn er nichts auf eigene Faust unternimmt.«
    »Ich verstehe Sie nicht, Kommissar. Sie sprechen in Rätseln. Ich fürchte,
Sie wissen mehr, als Sie mir eingestehen wollen.«
    »Sie irren. Ich weiß nicht mehr als Sie. Ich möchte nur sichergehen, dass
sich Jean Dumont nicht auf ein Abenteuer einlässt, das er schließlich nicht
mehr überblicken kann. Denken Sie also daran! Hier ist meine Telefonnummer!« Er
schob ihr eine Visitenkarte zu, nickte grüßend und stieg die Treppe

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