0390 - Ich folgte der Teufelsspur
gerissen, bevor die Dunkelheit wieder zurückfiel.
Aber die Zeit hatte gereicht.
Sie alle sahen den Pfarrer.
Er hockte auf einem Stuhl und starrte ihnen in die von der Wärme rot gewordenen Gesichter. Mit der linken Hand hielt der Totengräber die zurückschwingende Fackel an, trat tiefer in den Raum hinein, denn er wollte dem Pfarrer ins Gesicht leuchten.
Schon bald traf der Schein dessen Züge.
Sie waren menschlich, aber verzerrt, als hätte der Mann Schreckliches erlebt. Ohne es auszusprechen, dachte jeder der drei an den Besuch des Teufels, der den Pfarrer hart und voll getroffen haben mußte, weil er auf seinem Stuhl wie eine Statue saß, die sich nicht regte.
Angst stahl sich auf die Gesichter der Dorfbewohner. Der Wirt und der Schlachter wollten verschwinden, ihr Kumpan nicht, er mußte es einfach genau wissen.
Und so ging er auf den Pfarrer zu.
Nur seine Schritte waren zu hören. Die Holzdielen bogen sich unter seinem Gewicht. Durch das Fenster mit den Eisblumen an der Außenseite fiel ein fahler Schatten.
Noch trennte eine Tischbreite den Pfarrer vom Totengräber. Der Geistliche saß da, als wäre er tot. Daran dachte auch der Totengräber, als er ihn anschaute.
Er hatte sich geirrt.
Plötzlich geriet Bewegung in die Gestalt. Mit einem Ruck schoß er in die Höhe. Er breitete beide Arme aus, so daß er fast die Form eines Kreuzes annahm. Seine Augen wurden zu rotierenden roten Rädern, die Fratze des Satans schob sich über sein Gesicht, und aus dem weit aufgerissenen Maul, das doppelt so groß wirkte wie der Mund des Menschen, drang ein furchtbarer Schrei.
Mit ihm zusammen schoß eine Flammensäule tief aus dem Rachen hervor und peitschte gegen den Totengräber.
Ausweichen konnte er nicht mehr.
Er spürte noch den mörderisch heißen Hauch aus der tiefsten Hölle, wurde umwabert und verbrannte innerhalb einer einzigen Sekunde zu rötlich schimmerndem Staub, der seine Gestalt noch für den Moment zusammenhielt, bevor der Aschehaufen zu Boden sank.
Die anderen beiden bekamen noch die Zeit, auf das grauenerregende Monstrum zu schauen, dessen Maul das Feuer der Hölle ausspie, bevor auch sie erfaßt wurden.
Den Wirt erwischte es in der Drehung. Er war viel zu langsam.
Von der Seite her fauchte ihm die Feuersäule entgegen, die ihn innerhalb eines Lidschlags zusammenschmolz.
Als Ascherest sank er zu Boden.
Wie auch der Schlachter, der es noch bis zur Schwelle schaffte und dort ebenfalls erwischt wurde.
Die Hölle hatte gesiegt.
Und Devon wurde damit zu einem verfluchten Ort…
***
130 Jahre später!
Für mich begann die Geschichte oder der Fall an einem Morgen im August, zudem an einem Montag, der nicht gerade zu meinen Glückstagen zählte, weil schon des öfteren am Wochenanfang Fälle auf mich zugekommen waren, die ich überhaupt nicht mochte und ich deshalb immer mit einem unguten Gefühl ins Büro fuhr.
Suko erging es da nicht viel besser, nur schimpfte er nicht wie ich herum, sondern saß neben mir, las die Zeitung und kümmerte sich nicht um den Verkehr.
Die Nachrichten trugen ebenfalls nicht dazu bei, meine Stimmung zu steigern. Trotz des berühmten Sommerlochs war zuviel Schreckliches in der Welt geschehen.
Auch der Londoner Teil der Zeitung hatte es in sich. Am Wochenende war wieder einiges geschehen. Schlimme Dinge, wie Raub, Mord, Totschlag und Familien-Tragödien.
»Hör auf«, wies ich meinen Partner an. »Auf diese Weekend News kann ich verzichten.«
Suko faltete die Zeitung zusammen. »Was hast du eigentlich an den beiden Tagen unternommen?«
»Im Gegensatz zu dir war ich im Haus.«
»Soll das ein Vorwurf sein, weil ich mit Shao aufs Land gefahren bin? Das war ich ihr schließlich schuldig. Sie hat in der letzten Zeit verdammt viel einstecken müssen. Die Sache mit den Geishas ist auch nicht spurlos an ihr vorübergegangen…«
»Ich sage ja nichts. Aber ich hatte mich am Samstag flachgelegt.«
»Allein?«
»Natürlich, du Grinser. Ich wollte mich mal ausruhen, schlafen, in die Glotze schauen.«
»Wobei dir der Journalistenstreik in die Quere kam…«
»Auch das. Aber ich schaltete auf die privaten Sender um.«
»Auch Totenkopf-TV?«
»Werde jetzt nicht ironisch. Du ärgerst dich ja nur, daß Shao dich mit rausgeschleppt hat.«
»Es war ganz nett.«
In der Tat war Suko von dem Vorschlag nicht begeistert gewesen, das hatte er mir am Freitag noch erzählt, aber wenn man mit einem Menschen zusammenlebt, muß man Kompromisse schließen.
»Und was hast du
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