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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nähern und ihm freundlich auf die Schulter klopfen, als der Mann jäh zusammenbrach.
    Gryf fühlte den reißenden Schmerz, als sei er selbst getroffen worden. Für Augenblicke war er wie gelähmt. Er hörte Schritte, die sich hastig entfernten, zwischen den beiden nebeneinander stehenden Häusern, zwischen welche der Dieb gesunken war.
    Er stark - nein, er war sogar schon tot. Der Dolch hatte seinen Lebensfaden jäh durchtrennt, und es gab keine Rettung mehr. Gryf spürte nur noch den Nachhall der verwehenden Gedanken, fühlte, wie das Leben floh. Der Ermordete wunderte sich noch, warum jemand ihn getötet haben konnte, ehe er in der Schwärze versank. Etwas wich aus ihm, um in jene Sphären zu wechseln, die den Lebenden verschlossen sind. Gryf konnte ihm geistig nicht weiter folgen, er wollte es auch nicht, um nicht in den tödlichen Strudel gerissen zu werden.
    Erschüttert machte er ein paar Schritte vorwärts. Im Moment des Sterbens den Geist des Ermordeten berührt zu haben, verwirrte ihn. Er hätte diese Erfahrung lieber nicht gemacht. Als er sich wieder gefangen hatte, kniete er bereits neben dem Toten, aus dessen Rücken der Griff eines Messers ragte. Es war eine ziemlich große Waffe, dem Griff nach zu urteilen.
    Gryf war kaum zu einem klaren Gedanken fähig. Das Sterben des Diebes wühlte immer noch in ihm. Gryf war zu verwirrt, die telepathische Verfolgung des Mörders aufzunehmen. Statt dessen suchte er nach dem Amulett. Er drehte den Toten leicht, berührte dabei auch den Messergriff.
    Da rief ihn jemand von der Straße her an.
    Gryf schreckte auf. Er sah einen Mann in Polizeiuniform hinter sich stehen, das Walkie-talkie erhoben.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Mann«, schrie der Bobby Gryf an. »Rühren Sie sich nicht! Sie sind verhaftet!«
    ***
    Wenig später wimmelte es von Polizisten. Gryf war fassungslos. Sie hatten ihm sofort Handschellen angelegt. Constable McFarlane gab an, ihn beobachtet zu haben, wie er den gerade Ermordeten durchsuchte, um ihn zu berauben. Gryf beteuerte das Gegenteil. Aber alles sprach gegen ihn. Obgleich Dutzende von Passanten auf der Straße gewesen waren, gab es keinen einzigen Entlastungszeugen. Niemand wollte gesehen haben, wie der Amulettdieb aus der nur meterbreiten Gasse zwischen den Häusern heraus gemordet hatte. Falls wirklich jemandem etwas aufgefallen war, war der Beobachter entweder längst fort, oder er schwieg, um nicht in den Fall hineingezogen zu werden. Gryf war fassungslos. Immerhin war er so klug, sich nach seinen ersten Beteuerungen nicht mehr zum Fall zu äußern. Er wollte vermeiden, daß man ihm die Worte im Mund herumdrehte. Außerdem mußte er sich eine plausible Erklärung einfallen lassen, warum er diesen Mann, der laut McFarlane Jo Dandridge geheißen hatte, gefolgt war und zu durchsuchen versucht hatte.
    Mit Amulettdiebstahl und Telepahie konnte er den Beamten kaum kommen.
    Er konnte nicht einmal darauf hinweisen, daß seine Fingerabdrücke sich nicht auf der Tatwaffe befanden - er entsann sich, den Dolch angefaßt zu haben, als er den Toten auf die Seite drehte. Es sprach verdammt viel gegen ihn. Er saß in der Klemme.
    Natürlich - konnte er sich per zeitlosem Sprung entfernen. Niemand würde ihn ernsthaft festhalten können. Aber er war nicht daran interessiert, an jeder Straßenecke seinen Steckbrief zu sehen, sein Bild in jeder Zeitung und im Fernsehen. Wo auch immer er auftauchte, irgend jemand würde ihn erkennen. Und Gryf wollte nicht gejagt werden. Es reichte ihm, wenn er sich der Höllenmächte zu erwehren hatte. Abgesehen davon, daß er unschuldig war…
    Aber das glaubte ihm zunächst erst einmal niemand.
    Er drängte darauf, an Oberinspektor Sinclair vom Scotland Yard weitergereicht zu werden. Aber darauf ließen die Beamten sich nicht ein. Dies sei ein Fall der Mordkommission, wurde ihm bedeutet. Außerdem sei Sinclair auf Dienstreise unterwegs und werde nicht so bald zurück erwartet.
    Damit schwand für Gryf die Hoffnung, den einzigen Mann im Yard zu finden, der ihm glauben würde. So konnte er nur darauf warten, daß der Fall eine andere Wendung nahm, daß man irgend etwas entdeckte, was zu seinen Gunsten sprach. Wenn nicht, würde er doch verschwinden müssen.
    Er fragte sich, wer der Mörder war. Er war spurlos verschwunden, die Chance, ihn telepathisch aufzuspüren, erst einmal vertan. Gryf war zu durcheinander gewesen, um sich auf ihn konzentrieren zu können, und jetzt war es zu spät, das Bewußtseinsmuster aufzunehmen und

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