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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vom Scotland Yard, liiert gewesen. Kerr war tot, und Babs begann sich jetzt ganz langsam damit abzufinden. Sie hatte lange gebraucht, um über Kerrs Tod hinweg zu kommen. Und Zamorra hatte auch jetzt noch ein halbwegs schlechtes Gewissen. Kerr war durch das Zauberschwert Gwaiyur umgekommen, das die Seite, auf der es sich führen läßt, selbst erwählt. Im entscheidenden Moment hatte es sich auf die Seite der Höllenmächte geschlagen, und Kerr war mit der Klinge getötet worden. Hätte Zamorra das launische Schwert nicht mit in den Einsatz genommen, könnte Kerr vielleicht noch leben…
    Zamorra versuchte, die bitteren Gedanken zu verdrängen. Er wollte schlafen, aber es gelang ihm nicht so recht. Immer wieder dachte er an Gryf, den er in Gefahr glaubte. Aber welche Gefahr konnte dem Druiden zu schaffen machen?
    ***
    In ihr wuchs die Kraft. Sie fühlte sich stark, stärker als zuvor. Sie sah ihre Umgebung mit ganz anderen Augen, klar und überdeutlich. Sie fühlte die Wärme des Blutes, das in den Adern des schlafenden Mannes pulsierte.
    Ihres Mannes…
    Sheila Brody fühlte, wie sich die Eckzähne ihres Oberkiefers über die Unterlippe schoben. Durst, Gier nach Blut… sie hob langsam die Hände. Sie machte ein paar Schritte vom Fenster weg auf das Bett zu, in dem Terence lag und schlief. Er bewegte sich unruhig, und sie sah die Bartstoppeln auf seinen Wangen…
    Er war ein Mann.
    Sheila wich zurück. Das Vampirische in ihr suchte nach einem anderen Opfer, dessen Blut besser schmecken würde. Das Blut einer Frau…
    Sie mußte nach einem weiblichen Opfer suchen. Der Vampir, der sie geworden war, verlangte es. Auf den Mann Terence Brody würde er zur Not zurückgreifen, wenn sich nichts Besseres fand.
    Der Vampir bewegte sich wieder zum Fenster und öffnete es. Er klettere auf die Fensterbank und beugte sich nach draußen vor. Er breitete die Schwingen aus und spürte, wie der Wind unter die ledrigen Fluthäute griff. Vorfreude erfüllte den Vampir. Gleich würde er auf seinen Schwingen durch die Luft gleiten, hoch über den Häusern, und nach einem Opfer suchen… von dort oben konnte er es leicht finden.
    Der Vampir kippte nach vorn aus dem Fenster und stieg mit raschem Schlag der Flughäute empor.
    »Sheila!« schrie Terence auf.
    Der Luftzug hatte ihn geweckt, der entstand, als sie das Fenster öffnete. Im ersten Moment wußte er nicht, was es zu bedeuten hatte, dann sah er, daß das Bett neben ihm leer war und daß Sheila am geöffneten Fenster stand. Kühle Nachtluft kam herein, die Vorhänge blähten sich, aber die Kälte schien sie nicht zu stören, obgleich sie nur ein dünnes Nachthemd trug. Jetzt kletterte sie auf die Fensterbank, breitete, sich nach draußen vorbeugend, die Arme aus und…
    »Sheila!«
    Er sprang auf. Die Bettdecke flog zur Seite, fast hätte er sich noch darin verheddert. Er schnellte sich auf seine Frau zu, gerade, als sie nach draußen wegkippte. Seine zugreifende Hand bekam den Stoff des Nachthemdes zu fassen. Ihr Fall vornüber wurde jäh gestoppt. Terence prallte noch halb gegen sie, weil er seinen eigenen Schwung nicht so schnell aufhalten konnte; er stieß Sheila fast noch endgültig aus dem Fenster hinaus. Dann aber, ehe der Stoff des Hemdes reißen konnte, faßte er mit der anderen Hand Sheilas Schulter und riß sie zurück, ins Zimmer. Sie taumelte gegen ihn, schrie auf, als die Unterkannte des Fensterrahmens eines ihrer Knie aufschürfte, und flog, von Terence herumgewirbelt, quer über das Bett. Er schlug das Fenster zu, starrte sie entgeistert an.
    »Sheila!« keuchte er atemlos. »Hast du den Verstand verloren? Was soll das?«
    Sie starrte ihn an, sah auf rätselhafte Weise durch ihn hindurch. Ihr Mund war halb geöffnet. Ihr Körper schien angespannt wie eine Stahlfeder.
    Und sank jäh zusammen. Der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich, zeigte Erstaunen und Erschrecken. »Terry! Was…?«
    Er atmete tief durch. Langsam kam er auf sie zu, setzte sich neben sie, während sie sich halb aufrichtete. Er legte den Arm um ihre Schultern, streichelte sie sanft und küßte ihre Wange.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er leise. »Du wolltest dich nur aus dem Fenster stürzen.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Aber weshalb? Ich… Terry, wir sind im ersten Stock! Das ist doch zu wenig, um sich das Genick zu brechen…«
    »Je nachdem, wie man aufkommt… Knochenbrüche sind allemal drin«, erwiderte er. »Warum machst du denn solche Dummheiten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie.

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