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0393 - Der Vampir von London

0393 - Der Vampir von London

Titel: 0393 - Der Vampir von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erkennen.
    Es war kaum merklich ruhiger geworden. In diesem Bereich kam London so schnell nicht zur Ruhe. Allenfalls gegen elf Uhr abends, wenn die Pubs schlossen. Dann gab es Alkohol nur noch in den Clubs - geschlossene Gesellschaft. Aber wie leiçht es war, sich gegen ein paar Dollars in einen solchen Club einzukaufen, wußte kaum jemand besser als Gryf.
    Nur interessierte ihn das nicht.
    Ihn interessierte etwas anderes.
    Wo, zum Teufel, war das Amulett geblieben?
    ***
    Jo Dandridge hatte den Blonden schon seit einer Weile beobachtet. Der lehnte einfach nur da an der Hauswand und starrte mit leerem Blick in die Gegend. Völlig entrückt. Dandrigde war sicher, daß der Junge auf dem Trip war. Er mußte eine Droge genommen haben und träumte nun in aller Öffentlichkeit vor sich hin.
    Wo kam er überhaupt her?
    Dandridge hatte ihn heute schon einmal gesehen, am Mittag. Da hatte er auch hier herumgelungert, und wie aus heiterem Himmel hatte sich etwas in seiner Umgebung verändert. Jo Dandridge hatte eine Weile gebraucht, bis er begriff, was sein Verstand nicht akzeptieren wollte. Die Veränderung bestand darin, daß der alte Duffy plötzlich wesentlich bessere Kleidung trug als noch Sekunden zuvor. Dabei war er keine Sekunde lang weggewesen, um sich umzuziehen. Außerdem: wo sollte er die Klamotten herhaben? Duffy war kein Dieb. Bis er mal die. Finger lang machte, um etwas zu stehlen, brach vorher noch der dritte Weltkrieg aus.
    Trotzdem besaß er die wertvolleren Klamotten!
    »Woher hast du sie?« hatte Dandridge ihn gefragt. Duffy hatte gar nicht begriffen, worum es ging. In seinem alkoholisierten Zustand war ihm selbst die Veränderung gar nicht aufgefallen. Dandridge machte ihm geschickt und unbemerkt von der Öffentlichkeit und Duffy selbst die Taschen leer und fand rund fünfzig Pfund Sterling in Geldscheinen. Wenn er nicht hundertprozentig gewußt hätte, daß Duffy zu ehrlich und zu dumm zum Stehlen und Betrügen war…
    Und nun war der Blonde im Jeansanzug wieder da. Erst jetzt begann sich Dandridge zu fragen, ob dieser junge Bursche auf irgend eine Weise mit Duffys eigenartiger Verwandlung zu tun hatte.
    Aber diesmal geschahen keine Wunder. Der Junge stand nur da und tat nichts. Er tat es mit einer solchen Geduld, als würde er dafür bezahlt.
    Dandridge kannte sein Revier so gut wie seine Westentasche. Besser noch.
    Aber diesen jungen Typen hatte er hier noch nie gesehen.
    Er schlenderte vorsichtig heran. Er mußte damit rechnen, daß es sich um einen Bullen in Zivil handelte, den man auf diese Gegend angesetzt hatte. Dandridge war nicht so von sich eingenommen, daß er annahm, man habe den Mann möglicherweise auf ihn angesetzt. Wenn es ein Bulle war, dann war er hinter jemand anderem her. Dandridge war ein zu kleiner Fisch.
    Aber Bullen machten auch keinen bekifften Eindruck.
    Bobbies waren auch keine zu sehen. Constable McFarlane nahm es mit seinen Runden nicht so ganz genau. Er vertrat die Ansicht, es sei der Sicherheit dieses Straßenzuges zuträglicher, wenn er mit den Leuten öfter mal im Pub ein Bierchen trank, als daß er ständig auf und ab marschierte. Er gehörte noch zu dem gemütlichen Typ von Streifenpolizisten von einst, mit Helm und Trillerpfeife. Die Pfeife war längst vom Walkie-talkie ersetzt worden.
    McFarlane saß jetzt bei Mathew im Pub und probierte, ob das Guinness noch vorschriftsmäßig aus dem Faß schäumte. Dandrigde hatte also freie Hand. Die hektischen Stunden, in denen McFarlane Verstärkung durch zwei jüngere Kollegen hatte, waren bereits vorbei.
    Jo Dandrigde erreichte den Blonden. Absichtlich ging er so nah an ihm vorbei, daß er ihn berührte. Der Blonde reagierte nicht. Er war total high.
    Dandridge grinste.
    »Verzeihung, Sir«, sagte er höflich und wandte sich zu dem Blonden um. »Es lag nicht in meiner Absicht, Sie anzustoßen. Bitte entschuldigen Sie einem müden alten Mann.«
    Der Blonde reagierte nicht.
    Dandridge fuhr mit der Hand dicht vor dessen Augen hin und her. Nicht einmal ein Lidreflex! Nichts!
    Da sah Dandridge das Silber. Ein Medaillon hing unter dem halb offenen Hemd vor der Brust des Blonden. Und der schlief immer noch mit offenen Augen und merkte gar nicht, daß Dandridge direkt vor ihm stand!
    Niemand beachtete die Szene sonderlich. Wer hinschaute, sah zwei Männer, die sich offenbar unterhielten. Das war nichts Besonderes.
    Dandridge grinste immer noch. Ein paar Sekunden später besaß der Blonde das Medaillon nicht mehr, und Dandridge entfernte

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