0393 - Diablitas Mörder-Gnome
meine ich das nicht.« Ich schaute zu, wie sich aus dem Hintergrund der kleinen Königsloge die Gestalt des Tataren Aik vorschob. »Ich spreche von einer anderen Möglichkeit. Ich möchte gern, falls ich dieses Turnier überstehe, mit Euch reden. Mit Euch, Hoheit und auch mit Monsieur de Valois.«
»Chevalier de Valois«, korrigierte er mich.
»Ich entschuldige mich für mein vorlautes Gerede.« Ich paßte mich den Floskeln an. »Ist mir, die Bitte gewährt?«
Da lachte die Königin kehlig. »Nicht nur die Bitte. Dem Sieger dieses Zweikampfs winken zwei Preise.«
»Darf ich so vermessen sein zu fragen, um welche es sich dabei handelt?«
»Nein, das dürft Ihr nicht. Aber beide Preise stehen mit mir in einem Zusammenhang. Ihr könnt Euch vielleicht ausdenken oder ausmalen, was es sein wird…«
Bei diesen Worten hatte sich der Ausdruck ihrer Augen verändert. Ein gewisses Funkeln lag in den Pupillen, das auch die Frauen in meiner Zeit noch nicht verloren hatten.
Sollte vielleicht ein Schäferstündchen mit der Königin gewährt werden?
Ich war kein Kostverächter, aber in Anbetracht der Lage erschien es mir ratsamer, mich mit de Valois zu unterhalten. Er konnte mir über gewisse Dinge sicherlich mehr sagen. Ich hoffte stark, daß ich dazu kam, mit ihm einige Worte zu wechseln. Daß er tatsächlich existiert hatte, wußte ich ja jetzt.
Diablita nahm wieder ihre alte, steife Haltung an. »Habt Ihr noch Fragen, Fremder?«
»Nein, Hoheit.«
»Dann möge der Kampf beginnen.« Sie deutete auf das noch freie Ende der Bahn. »Dort werdet ihr Aufstellung nehmen und den Klang der Fanfaren abwarten. Ich, Königin Diablita, liebe den Kampf zu mitternächtlicher Stunde. Die Dunkelheit ist meine Zeit. Ich bin mit ihr verwachsen und auch großgeworden. Das Tageslicht und die Strahlen der Sonne hasse ich…«
Diese Worte kamen mir im übertragenen Sinne bekannt vor.
Wenn sie solche Sätze nicht gesprochen hätte, sie hätten auch gut einem Vampir zu Gesicht gestanden.
Auch die Blutsauger liebten die Nacht, den Mondschein und die unheimlichen Orte wie Friedhöfe, verlassene Burgen und Kerker.
War sie vielleicht ein Vampir?
Nein, alle äußeren Anzeichen sprachen dagegen. Möglicherweise konnte ich sie als anderes Geschöpf der Nacht bezeichnen.
Ich drehte mein Pferd um die Hand und ritt dem Ausgangspunkt des Kampfes entgegen. Dabei dachte ich nicht nur über die mir gesagten Worte weiterhin nach, auch über den Namen der Königin.
Diablita!
Übersetzt hieß das Teufelin. War sie das tatsächlich? Oder stand sie vielleicht mit dem Satan in Kontakt? Der letzte Punkt erschien mir wahrscheinlich. Bisher hatte ich noch keinen Hinweis auf das Einwirken schwarzmagischer Kräfte festgestellt – abgesehen von Hector de Valois Gegenwart und meiner ungewöhnlichen Reise in diese Zeit, aber das alles konnte sich ändern. Bevor ich mir weitere Gedanken machte, mußte ich erst einmal den Kampf gewinnen.
An das Trommeln der Hufe hatte ich mich gewöhnt. Ebenfalls an das düstere Licht. In den Räumen zwischen den einzelnen Fackeln hatten sich die Menschen aufgebaut. Sie standen dort so eng, als wollten sie eine Wand bilden. Sie wußten aus Erfahrung, daß die beiden kämpfenden Turniergegner etwa in der Mitte zusammentreffen würden, ich wollte heute daran nicht glauben.
Erstens bin ich kein guter Reiter, und zweitens wollte ich mich auf wichtigere Dinge konzentrieren.
Eine Ziel- oder Startlinie entdeckte ich nicht. Ich wendete das Pferd dort, wo die Turnierbahn allmählich auslief und auch keine Zuschauer mehr standen.
Mein Tier stand noch nicht still, als ich den Fanfarenklang vernahm. Hell und schmetternd jagte er gegen den Nachthimmel und wurde bis gegen die mit Wald bedeckten Hänge getragen, wo er schließlich in der klaren Nachtluft verklang.
Ich schaute auf meinen Gegner.
Er war zu erkennen. Als düsterer Schatten hoben sich er und sein Pferd vom Boden ab. Obwohl ich ihn nicht gefragt hatte, war ich der Überzeugung, daß dieser Mensch mich niederwalzen wollte.
Er konnte es kaum erwarten. Diese Unruhe übertrug sich auch auf sein dunkles Reittier. Es stampfte nervös mit den Vorderhufen auf.
Man wartete auf das Zeichen.
Die Königin gab es.
Und sie schleuderte von ihrem Platz aus eine rote Rose auf die Startbahn. Der Kampf konnte beginnen!
***
Mit einem zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht legte Suko den Hörer auf.
Es waren tatsächlich noch zwei Flugscheine zu haben gewesen. Er und John würden bis Paris
Weitere Kostenlose Bücher